Titelthema: Gutes Unbehagen
Wann haben Sie sich das letzte Mal so richtig geschämt? Ich zum Beispiel wäre gern im Boden versunken, als ich einst auf der Geburtstagsfeier eines Bekannten eine mit diesem offenbar verwandte Frau freudig begrüßte: »Sie müssen Tims Mutter sein!« Leider war es seine jüngere Schwester.
Autsch, wie peinlich … Aber muss man sich dafür schämen? Nicht unbedingt. Allerdings empfand ich das in jenem Moment nicht als einen verzeihlichen Fauxpas, sondern haderte prinzipiell mit meinem Unvermögen, andere nicht vor den Kopf zu stoßen. Ja, ich gestehe, ich bin sozial manchmal etwas unbeholfen – oder fühle mich zumindest so. Und das beschämt mich.
Solch ein Bekenntnis mag überraschen. Schließlich gilt Scham traditionell als »hässliches« Gefühl – als Zeichen von Schwäche und niedrigem Status ...
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