Kleinplaneten im Dezember 2024: Kleinplanet Alinda rückt ins Visier
Im Dezember sind lediglich vier helle Kleinplaneten zu sehen. Darunter verstehen wir solche Objekte, die heller als 10. Größe sind. Sie lassen sich schon mit kleinen Fernrohren ab etwa sechs Zentimeter Öffnung beobachten. Unter den lichtschwächeren Planetoiden, die in Teleskopen ab 15 bis 20 Zentimeter Durchmesser zu sehen sind, verdient Sadeya besondere Erwähnung, da sie in diesem Monat in eine außergewöhnlich günstige Opposition zur Sonne kommt. Unter den erdnahen Kleinplaneten sei Alinda hervorgehoben, die im nächsten Monat für uns sogar zu den hellen Planetoiden gezählt werden wird. Sie befindet sich zurzeit noch »im Anflug«. Die Liste der engen Begegnungen mit hellen Sternen und anderen Himmelsobjekten ist im Dezember ungewöhnlich umfangreich. Das heißt, es gibt auch viele Gelegenheiten etwas lichtschwächere und weniger bekannte Kleinplaneten aufzuspüren. Alle Zeitangaben beziehen sich auf Mannheim.
Helle Kleinplaneten
Im Sternbild Jungfrau lässt sich (4) Vesta am Morgenhimmel beobachten. Ihre Aufgangszeit verlagert sich im Dezember von 02:54 Uhr MEZ auf 02:02 Uhr, und die Helligkeit nimmt leicht von 8,3 auf 8,1 mag zu.
Im Gegensatz zu Vesta lässt sich (7) Iris nur noch in den Abendstunden im Sternbild Wassermann beobachten. Sie ist 9,9 mag hell und behält diesen Wert auch noch bis zum Beginn des letzten Monatsdrittels. Ihre Untergangszeit von zunächst 22:49 Uhr MEZ verschiebt sich bis zur Mitte des Monats auf 22:27 Uhr. Sie begegnet im Dezember einigen helleren Sternen im Wassermann (siehe Tabelle), wobei die mit 30 Aquarii (30 Aqr, 5,5 mag) am 14. Dezember besonders eng ausfällt. Der gegenseitige Abstand der Himmelskörper beträgt nur noch eine Bogenminute. Zu dem engen Doppelstern 51 Aquarii (51 Aqr, 5,8 mag) hat sie am 25. Dezember mit weniger als fünf Bogenminuten eine etwas größere Distanz.
Mit Beginn der letzten Dezemberdekade wird (14) Irene im Sternbild Zwillinge wieder heller als 10. Größe. Dort steht sie Anfang Januar auch der Sonne gegenüber, also in Opposition zur Sonne. Von der Monatsmitte bis zum Jahresende verlagert sich der Zeitpunkt ihrer größten Höhe über dem Horizont, die Kulmination, von 02:07 Uhr MEZ auf 00:49 Uhr, und ihre Helligkeit steigt auf 9,6 mag.
Am 14. Dezember kommt (15) Eunomia im Sternbild Fuhrmann in eine sehr günstige Opposition zur Sonne und wird 8,2 mag hell (siehe »Planetoid Eunomia im Fuhrmann«). Dabei verfehlt sie den maximal möglichen Wert von 8,1 mag, den sie zum Beispiel im Oktober 2028 erreichen wird, denkbar knapp. Anfang Dezember steht Eunomia mit 8,4 mag um 01:25 Uhr MEZ am höchsten und am Ende des Monats mit 8,5 mag um 22:50 Uhr. Von ihren Begegnungen mit hellen Sternen und anderen Himmelsobjekten ist die am 5. Dezember mit HIP 26071 (6,3 mag) die engste. Der Kleinplanet befindet sich dann 4,5 Bogenminuten südlich des Sterns.
Lichtschwächere Kleinplaneten
Der am 29. April 1861 von dem italienischen Astronomen Giovanni Schiaparelli in Mailand entdeckte Kleinplanet (69) Hesperia steht am 12. Dezember im Sternbild Orion in einer günstigen Opposition zur Sonne und wird 10,7 mag hell. Damit verfehlt sie die maximal möglichen 10,5 mag nur knapp. In ungünstigen Fällen leuchtet sie mit weniger als 12. Größe. Die Bahn der 138 Kilometer großen Hesperia ist mäßig exzentrisch (e = 0,17), um 8,6 Grad gegen die Ekliptik geneigt, und wird in 5,14 Jahren durchlaufen. Benannt wurde der Asteroid nach dem griechischen Namen Italiens oder nach einer Tochter der Nyx und des Okeanos. Am 29. Dezember kann sie in der Nähe von 13 Orionis (13 Ori, 6,2 mag) leichter aufgespürt werden.
Bereits am 10. Dezember steht (350) Ornamenta ebenfalls im Orion der Sonne gegenüber. Mit 12,0 mag bleibt sie nur wenig von dem maximal möglichen Wert von 11,8 mag, den sie erst wieder im Jahr 2101 erreichen wird, entfernt. In weniger günstigen Oppositionen ist sie bis zu zwei Magnituden lichtschwächer. Die knapp 120 Kilometer große Ornamenta umrundet die Sonne auf einer ebenfalls mäßig exzentrischen (e = 0,16) und um fast 25 Grad gegen die Ekliptik geneigten Bahn in 5,48 Jahren. Sie wurde am 14. Dezember 1892 von dem französischen Astronomen Auguste Charlois in Nizza entdeckt. Bei zwei Begegnungen mit helleren HIP-Sternen lässt sie sich etwas leichter identifizieren.
Bei ihrer Opposition am 30. Dezember im Sternbild Zwillinge klettert die Helligkeit von (888) Parysatis auf den größtmöglichen Wert von 12,1 mag. Bisweilen können es auch mehr als zwei Größenklassen weniger sein. Ihre exzentrische (e = 0,20) und um 13,9 Grad gegen die Ekliptik geneigte Bahn durchläuft sie in 4,46 Jahren. Die rund 45 Kilometer große Parysatis wurde am 2. Februar 1918 von dem deutschen Astronomen Max Wolf in Heidelberg entdeckt und nach der Gemahlin des persischen Königs Darius II. benannt. Am Oppositionstag finden wir sie in der Nähe von HIP 31755 (7,8 mag) und zwei Tage vorher bei HIP 31899 (7,9 mag).
Am 27. Dezember steht der Asteroid (1626) Sadeya im Sternbild Zwillinge in einer außerordentlich vorteilhaften Opposition zur Sonne und erreicht mit 12,0 mag seine größtmögliche Helligkeit. Da die Bahn des lediglich 15 Kilometer großen Kleinplaneten mit e = 0,27 ziemlich exzentrisch und mit gut 25 Grad auch stark gegen die Ekliptik geneigt ist, schwanken seine Oppositionshelligkeiten beträchtlich, nämlich zwischen 12 mag und 15,6 mag. Ein Sonnenumlauf dauert 3,63 Jahre. Sadeya wurde am 10. Januar 1927 von dem katalanischen Astronomen José Comas Solá in Barcelona entdeckt. Benannt wurde er nach der Abkürzung für die Sociedad Astronómica de España y América, deren erster Präsident der Entdecker war. Am 11. Dezember ist Sadeya zwar nur 12,6 mag hell, steht aber nur 3,5 Bogenminuten südöstlich von Theta Geminorum (θ Gem, 3,6 mag) und sollte dann etwas leichter identifiziert werden können.
Interessante Begegnungen
Unter den zahlreichen engen Begegnungen mit hellen Sternen sind auch zwei mit Doppelsternen. So finden wir (36) Atalante am Abend des 19. Dezember nur drei Bogenminuten südlich von 19 Lyncis (19 Lyn, 5,4 mag). Dabei handelt es sich um ein Sternenpaar, das schon mit kleinen Fernrohren zu trennen ist. Der andere lässt sich mit handelsüblichen Amateurgeräten kaum auflösen. Nur eine Bogenminute sind (7) Iris und 30 Aquarii (30 Aqr, 5,5 mag) am 14. Dezember sowie (116) Sirona und 125 Tauri (125 Tau, 5,2 mag) am 29. Dezember voneinander entfernt. Ein für Astrofotografen sicherlich interessantes Ereignis ist in den Abendstunden des 15. Dezember zu beobachten. Dann bewegt sich die helle (15) Eunomia über den großen Gasnebel IC 410 hinweg. In ihn ist mit NGC 1893 (7,5 mag) auch noch ein offener Sternhaufen eingebettet.
Erdnahe Kleinplaneten
Am 19. Dezember nähert sich der am 15. März 2010 im Rahmen des Mount Lemmon Survey am gleichnamigen Observatorium entdeckte Apollo-Asteroid (458122) 2010 EW45 unserem Planeten bis auf 0,055 Astronomische Einheiten (AE). Das entspricht gut acht Millionen Kilometern. Im Zeitraum 1900 bis 2200 kommt er uns nur im Juli 2051 noch ein wenig näher. Die Bahn des Kleinplaneten ist mit e = 0,67 sehr stark exzentrisch und nur 2,1 Grad gegen die Ekliptik geneigt. Ein Sonnenumlauf dauert 2,97 Jahre. Im sonnennächsten Punkt seiner Bahn (Perihel) ist er 0,68 AE und im sonnenfernsten (Aphel) 3,45 AE von unserem Zentralgestirn entfernt. Zum Zeitpunkt der größten Erdnähe ist 2010 EW45 nur 14,6 mag hell, vier Tage später ist er schon fast eine Magnitude heller. In dem kurzen Beobachtungsfenster bewegt er sich mit maximal 30 Bogensekunden pro Minute in nordöstlicher Richtung vom Sternbild Walfisch in den Stier und streift dabei den Eridanus. Am Abend des 19. Dezember zieht er in rund vier Bogenminuten Abstand an dem hellen Stern Deneb Kaitos oder Beta Ceti (β Cet, 2,0 mag) vorbei, der als Aufsuchhilfe dienen kann.
Alinda: Amor-Asteroid in besonderer Erdnähe
Am 3. Januar 1918 entdeckte der deutsche Astronom Max Wolf in Heidelberg einen Kleinplaneten mit besonderer Bahn. Er zählt zur Gruppe der Amor-Asteroiden und erhielt den Namen (887) Alinda. Dabei handelt es sich entweder um eine Stadt in Kleinasien oder um eine Figur aus der Mythologie der australischen Aborigines. Am 8. Januar 2025 kommt er mit 0,082 AE (12,3 Millionen Kilometern) in Erdnähe und wird kurz zuvor 9,3 mag hell. Im Zeitraum 1900 bis 2200 ist es der bei Weitem kleinste Erdabstand und die größte Helligkeit. Zum ersten Mal seit seiner Entdeckung –damals waren es 12 mag – ist der Asteroid dann überhaupt einmal heller als 10. Größe. Im Januar 1974 wurde dieser Wert denkbar knapp verfehlt. Alinda ist gut vier Kilometer groß und läuft in einer sehr exzentrischen (e = 0,57) und um 9,4 Grad gegen die Ekliptik geneigten Bahn einmal in 3,89 Jahren um unser Zentralgestirn. Im Perihel trennen den Kleinplaneten 1,06 und im Aphel 3,88 AE von der Sonne. Auf Grund der besonderen Bahneigenschaften ist er auch Namensgeber der sogenannten Alinda-Gruppe. Am 12. Januar hat der Kleinplanet schließlich seinen größten Winkelabstand von unserem Zentralgestirn. Es kommt aber zu keiner Opposition in ekliptikaler Länge. Im Beobachtungszeitraum durchläuft Alinda die Sternbilder Eridanus, Orion, Zwillinge, Luchs und den Großen Bären. In dieser Zeit und auch darüber hinaus kommt es zu erwähnenswerten Begegnungen mit helleren Sternen (siehe Tabelle).
Ab der zweiten Dezemberwoche ist Alinda im Sternbild Eridanus heller als 12. Größe und ab dem 22. Dezember auch schon heller als 11 mag (siehe »Alinda in Erdnähe«) und damit für Teleskope mit Optiken ab etwa 15 Zentimeter Öffnung gut beobachtbar. Mitte Dezember kulminiert sie mit 11,5 mag um 22:45 Uhr MEZ und am Jahresende, nachdem sie einen Tag vorher ins Sternbild Orion gewechselt ist, nur zehn Minuten später. Bis dahin ist ihre Helligkeit bereits auf 10,2 mag angestiegen. Bei zwei engen Begegnungen mit helleren Sternen lässt sie sich leichter auffinden.
Grundsätzlich empfiehlt es sich, eine tagesaktuelle Ephemeride zu verwenden. Diese lässt sich zum Beispiel unter http://www.minorplanetcenter.net/iau/MPEph/MPEph.html erstellen.
Positionsmessungen der Planetoiden sind für eine Verbesserung ihrer Bahnelemente von großer Bedeutung. Weitere Hinweise zur Auswertung erfolgreicher Beobachtungen finden sich auf der Webseite der Fachgruppe Kleine Planeten der Vereinigung der Sternfreunde (VdS): www.kleinplanetenseite.de.
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