News: Alter Wurm
Bislang musste man sich - zumindest theoretisch - entscheiden, ob man lieber alt werden oder fruchtbar sein wollte. Nun scheint eine Verlängerung der Lebenserwartung ohne Nebeneffekte möglich.
In manchen Gegenden der Erde scheint die Zeit fast spurlos an den Bewohnern vorüberzugehen. Bis ins weit fortgeschrittene Alter beackern sie noch immer ihre Felder, sortieren Erbsen und Bohnen und denken nicht dran, sich bequem zurückzulehnen und auszuruhen. Liegt die hohe Lebenserwartung an speziellen Heilpflanzen, am Klima, oder ist sie etwa in den Genen begründet? Fragen, auf die es keine befriedigenden Antworten gibt.
Da aber viele Menschen von einem biblischen Alter träumen, das sie bei bester Gesundheit in vollen Zügen genießen können, suchen die Forscher unermüdlich nach dem erquickenden Jungbrunnen – darunter auch ein Team der University of California in San Francisco, geleitet von der Biochemikerin Cynthia Kenyon. Sie hat nun mit dem Gerücht aufgeräumt, dass eine erhöhte Lebenserwartung stets auf Kosten der Fruchtbarkeit geht. "Eine Menge Evolutionsbiologen haben vorhergesagt, dass man die Lebensspanne nicht verlängern könne, ohne die Reproduktion zu hemmen", sagt Kenyon. "Aber das ist nicht wahr."
Zu ihren entgegengesetzten Ergebnissen führte die Wissenschaftler der unter Genetikern beliebte durchsichtige Fadenwurm Caenorhabditis elegans. Obwohl der Winzling mit nur 959 Körperzellen ausgestattet ist und auf exakt 19 253 Gene zurückgreift, ähnelt er dem Menschen in vielen Körpervorgängen und muss deshalb oft als Versuchstier herhalten. So auch in den Laboren von Kenyon, wo sich die Forscher dem Zusammenhang zwischen seinem Hormonhaushalt, Lebensspanne und Fruchtbarkeit zuwendeten.
Sie interessierten sich dabei besonders für das bereits bestens untersuchte Gen daf-2, das neben der Bauanleitung für ein Bindungsprotein für Insulin noch die Anweisung für ein zusätzliches Hormon, den so genannten insulinähnlichen Wachstumsfaktor, beherbergt. Eben dieses oder verwandte Hormone haben ihre lebensverlängernde Wirkung schon in Taufliegen und Mäusen unter Beweis gestellt. Auch bei dem Fadenwurm gibt es Forschungsarbeiten, die auf einen ähnlichen Effekt schließen lassen.
Leider steuert daf-2 aber zudem die Reproduktionsrate, was die Forscher zunächst vor ein Problem stellte. Doch als Kenyon und ihre Kollegen dem Schlüsselgen einen Schalter voran stellten, konnten sie das Gen zu beliebigen Zeiten aus- und auch wieder anstellen. Und nun zeigte sich, dass sich Lebensspanne und Fruchtbarkeit leicht voneinander entkoppeln lassen.
Unterbanden sie etwa die Genaktivität, kurz nachdem der Wurm geschlüpft war, lebte das Tier zwar doppelt so lang wie seine Artgenossen und reagierte unempfindlicher auf Stress, aber seine Vermehrung verzögerte sich. Schalteten die Biochemiker daf-2 hingegen erst im jungen Erwachsenenalter aus, lebten die Würmer länger, waren stressresistenter und vermehrten sich zu guter Letzt auch noch völlig normal.
"Es ist sehr aufregend zu sehen, dass die beiden Pfade nicht unentwirrbar miteinander verbunden sind", freut sich Kenyon. "Wenn wir ihren aktiven Zeitpunkt bestimmen könnten, wären wir in der Lage, die Vorteile zu nutzen – ein langes Leben ohne die Schattenseiten."
Da aber viele Menschen von einem biblischen Alter träumen, das sie bei bester Gesundheit in vollen Zügen genießen können, suchen die Forscher unermüdlich nach dem erquickenden Jungbrunnen – darunter auch ein Team der University of California in San Francisco, geleitet von der Biochemikerin Cynthia Kenyon. Sie hat nun mit dem Gerücht aufgeräumt, dass eine erhöhte Lebenserwartung stets auf Kosten der Fruchtbarkeit geht. "Eine Menge Evolutionsbiologen haben vorhergesagt, dass man die Lebensspanne nicht verlängern könne, ohne die Reproduktion zu hemmen", sagt Kenyon. "Aber das ist nicht wahr."
Zu ihren entgegengesetzten Ergebnissen führte die Wissenschaftler der unter Genetikern beliebte durchsichtige Fadenwurm Caenorhabditis elegans. Obwohl der Winzling mit nur 959 Körperzellen ausgestattet ist und auf exakt 19 253 Gene zurückgreift, ähnelt er dem Menschen in vielen Körpervorgängen und muss deshalb oft als Versuchstier herhalten. So auch in den Laboren von Kenyon, wo sich die Forscher dem Zusammenhang zwischen seinem Hormonhaushalt, Lebensspanne und Fruchtbarkeit zuwendeten.
Sie interessierten sich dabei besonders für das bereits bestens untersuchte Gen daf-2, das neben der Bauanleitung für ein Bindungsprotein für Insulin noch die Anweisung für ein zusätzliches Hormon, den so genannten insulinähnlichen Wachstumsfaktor, beherbergt. Eben dieses oder verwandte Hormone haben ihre lebensverlängernde Wirkung schon in Taufliegen und Mäusen unter Beweis gestellt. Auch bei dem Fadenwurm gibt es Forschungsarbeiten, die auf einen ähnlichen Effekt schließen lassen.
Leider steuert daf-2 aber zudem die Reproduktionsrate, was die Forscher zunächst vor ein Problem stellte. Doch als Kenyon und ihre Kollegen dem Schlüsselgen einen Schalter voran stellten, konnten sie das Gen zu beliebigen Zeiten aus- und auch wieder anstellen. Und nun zeigte sich, dass sich Lebensspanne und Fruchtbarkeit leicht voneinander entkoppeln lassen.
Unterbanden sie etwa die Genaktivität, kurz nachdem der Wurm geschlüpft war, lebte das Tier zwar doppelt so lang wie seine Artgenossen und reagierte unempfindlicher auf Stress, aber seine Vermehrung verzögerte sich. Schalteten die Biochemiker daf-2 hingegen erst im jungen Erwachsenenalter aus, lebten die Würmer länger, waren stressresistenter und vermehrten sich zu guter Letzt auch noch völlig normal.
"Es ist sehr aufregend zu sehen, dass die beiden Pfade nicht unentwirrbar miteinander verbunden sind", freut sich Kenyon. "Wenn wir ihren aktiven Zeitpunkt bestimmen könnten, wären wir in der Lage, die Vorteile zu nutzen – ein langes Leben ohne die Schattenseiten."
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