Australien: Buschbrände schädigten Ozonschicht
Im »schwarzen Sommer« 2019/20 gingen mindestens 70 000 Quadratkilometer Wald- und Buschland in Australien in Flammen auf. 30 Menschen und Milliarden Tiere starben durch Feuer und Rauchvergiftung, die Rußwolken zogen über den Pazifik bis nach Südamerika und weiter um die Erde. Und sie drangen bis in die Stratosphäre hoch, wo sie letztlich unsere Ozonschicht schädigten. Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Peter Bernath von der Old Dominion University in Virginia und seinem Team in »Science«.
Die Arbeitsgruppe hat Daten des kanadischen »Atmospheric Chemistry Experiments« ausgewertet: Der Satellit erfasst die Konzentration von 44 Verbindungen in der Stratosphäre, manche davon sind bekannt dafür, die Ozonschicht zu schädigen. Einige Molekülkonzentrationen stiegen nach den Waldbränden verglichen mit den Vorjahren deutlich an, darunter beispielsweise die von Formaldehyd und den chlorhaltigen Verbindungen Chlornitrat, Chlormonoxid und hypochlorige Säure. Andere Verbindungen wie Stickstoffdioxid oder Salzsäure kamen dagegen in geringerem Umfang vor als zuvor.
Verursacht wurde sie durch den Rauch, der bis in die untere Stratosphäre aufstieg und dessen Bestandteile mit chlorhaltigen Chemikalien reagierten, die von den dort noch immer verbreiteten Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) stammten. Der Rauch wandelte solche Verbindungen in Formen um, die Ozon zerstören wie etwa Chlormonoxid und hypochlorige Säure. Der Anstieg dieser Stoffe sowie die veränderte Zusammensetzung führten Bernath und Co zufolge zu einem Rückgang des Ozons um 13 Prozent nach dem »schwarzen Sommer«. Betroffen waren davon die mittleren Breiten der Südhalbkugel und demnach auch Australien. Erst ab dem Dezember 2020 hatte sich die Ozonschicht in der Region wieder vollständig erholt.
»Die Erkenntnis, dass Waldbrände die Chemie der Stratosphäre aus dem Gleichgewicht bringen können, ist nicht neu. Die Studie zeigt aber, dass dies im Falle der australischen Buschfeuer von 2019 in wohl bisher ungekanntem Ausmaß geschehen ist«, sagt Johannes Laube vom Forschungszentrum Jülich gegenüber dem »Science Media Center« (SMC) in Köln: »Diese zusätzliche Ozonzerstörung ist jedoch im Vergleich zum Ozonloch über der Antarktis moderat. Insofern ist die Entstehung eines solchen Ozonlochs in mittleren Breiten eher unwahrscheinlich.« Eine leichte Zunahme der UV-Strahlung in den betroffenen Regionen sei jedoch möglich und damit auch ein erhöhtes Risiko für Hautkrebs.
Der Umweltphysiker Klaus Pfeilsticker von der Universität Heidelberg schloss gegenüber dem SMC zudem aus, dass Waldbrände wie 2019/20 das Schließen des Ozonlochs über der Antarktis verzögern oder verhindern könnten: »Dass sich dieses Ozonloch bildet, hängt vor allem von der Menge der ozonschädigenden Halogene in der Stratosphäre ab. Und diese wird durch andere Faktoren bestimmt, etwa unseren Ausstoß dieser Substanzen und – fast – nicht durch die Emissionen von Waldbränden.«
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