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Seismologie: Beben mit Fernwirkung

Schwere Erdbeben lösen in der Folge selbst über sehr große Distanzen zahlreiche Mini-Erschütterungen aus, berichten Geowissenschaftler um Aaron Velasco von der University of Texas in El Paso. Um bis zu zwei Drittel kann deren Zahl in den Stunden nach einem schweren Schlag steigen.

Für den Menschen sind diese kleinen Beben nicht spürbar, doch zeichnen Seismografen sie akribisch auf – etwa 120 solcher schwacher Erdstöße finden weltweit pro Minute statt. Ihre Zahl nimmt nach einem schweren Erdbeben um 37 bis 60 Prozent zu, wie eine Auswertung von 15 derartigen Ereignissen – wie jenes vom zweiten Weihnachtstag 2004 vor Sumatra, das die verheerenden Tsunamis auslöste – erbrachte. Verantwortlich dafür sind wohl die vom Epizentrum ausgehenden, so genannten Love- und Rayleigh-Wellen, die unterschiedlich lange für ihre Reise um den Globus benötigen. Beide breiten sich nahe der Oberfläche aus und sind mit den stärksten Bodenbewegungen rund um das Epizentrum verbunden.

Ihr Einfluss reicht allerdings noch deutlich weiter, wie nun Velasco und seine Kollegen schreiben: Selbst in mehreren tausend Kilometern Entfernung initiieren diese Wellen noch neue Erdbeben – wenngleich nur sehr schwache. Das indonesische Beben von 2004 beispielsweise steigerte die seismische Aktivität noch in Ecuador. Wie die Wellen aber genau die Mini-Beben auslösen, entzieht sich noch der Gelehrtenerkenntnis. Eventuell beeinflussen die Schwingungen die Verteilung von Wasser in der Erdkruste, was sich erwiesenermaßen auf die Erdbebentätigkeit auswirkt. (dl)
  • Quellen
Velasco, A. et al.: Global ubiquity of dynamic earthquake triggering. In: Nature Geoscience 10.1038/ngeo204, 2008.

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