Beobachtungstipps im April: Die Zeit der inneren Planeten
Merkur erreicht Anfang April die beste Abendsichtbarkeit des Jahres: Die Zeit für eine Merkurbeobachtung ist jetzt! Abendsichtbarkeiten im Frühjahr sind deshalb so vorteilhaft, weil dann die Ekliptik abends besonders steil zum Westhorizont steht – für die Morgensichtbarkeit gilt das analog im Herbst. Schon am 1. April kann man den innersten und kleinsten Planeten des Sonnensystems etwa eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang, gegen 20:20 Uhr MESZ, gut acht Grad über dem Westhorizont finden. Er ist –1,1 mag hell und bei klarem Himmel im Fernglas leicht zu erkennen. Bis zum 12. April, dem Tag seiner größten östlichen Elongation, nimmt seine Helligkeit auf 0,0 mag ab, weil er sich der Erde nähert und uns daher zunehmend seine unbeleuchtete Seite zuwendet. Dafür steigt seine Horizonthöhe bei Ende der bürgerlichen Dämmerung (20:40 Uhr am 11. April) auf über 12 Grad. Zur Monatsmitte nimmt diese, zusammen mit der scheinbaren Helligkeit, wieder ab: Wenn die schmale Mondsichel am Abend des 21. April fünf Grad westlich von Merkur steht, ist der Planet nur noch +2,1 mag hell und im Dämmerlicht kaum noch zu erkennen. Fazit: Wer den Winzling sehen will, sollte sich vor dem 11. des Monats auf die Lauer legen (siehe »Merkur und Venus«).
Venus ist heller Abendstern. Sie ist kurz nach Sonnenuntergang im Westen als –4,1 mag helles Objekt unübersehbar. Zum Monatsende geht sie erst nach Mitternacht unter, ist also noch knapp vier Stunden nach Sonnenuntergang zu sehen. Im Teleskop erscheint das Venusscheibchen zu etwa 70 Prozent beleuchtet und ist 15 Bogensekunden groß. Zur Monatsmitte passiert sie das Goldene Tor der Ekliptik im Sternbild Stier, wo sie um den 11. April dem Sternhaufen der Plejaden bis auf zirka 2,4 Grad nahekommt. Zu einer sehenswerten Begegnung mit dem 3,6 Tage alten Mond kommt es am Abend des 23. April; am Monatsende steht die Venus zwischen den Hörnern des Stier, den Sternen Beta Tauri (Elnath) und Zeta Tauri.
Mars wandert am Abendhimmel ostwärts durch das Sternbild Zwillinge, wo er vom 25. auf den 26. des Monats nördlich vom Mond passiert wird. Wegen seiner schnellen Bewegung verfrühen sich seine Untergangszeiten vom 1. auf den 30. April nur um etwa eine Stunde, von 03:19 Uhr MESZ auf 02:21 Uhr. Zu sehen gibt es auf Mars für visuelle Beobachter nicht mehr viel: Sein Winkeldurchmesser schrumpft im Monatslauf auf 5,4 Bogensekunden, seine scheinbare Helligkeit fällt von 0,9 auf 1,3 mag.
Jupiter steht am 11. April in Konjunktion. Er bleibt bis zum Monatsende unbeobachtbar.
Saturn erscheint nur sehr zaghaft in der Morgendämmerung – zu flach steht die Ekliptik. Bei sehr guter Sicht kann man ihn zum Monatsende vielleicht bei Beginn der bürgerlichen Dämmerung gegen 05:20 Uhr MESZ knapp 11 Grad über dem Südosthorizont finden. Dazu braucht man ein Fernglas, denn Saturn ist nur 0,9 mag hell.
Uranus steht im Sternbild Widder und kann Anfang des Monats noch am Abendhimmel aufgespürt werden, doch sein Beobachtungsfenster schließt sich rasch: Am Monatsersten geht der 5,9 mag helle Planet um 23:05 Uhr MESZ, am 15. schon um 22:14 Uhr und damit bei Ende der astronomischen Dämmerung (Sonnenstand –18 Grad) unter. In den letzten Apriltagen verblasst Uranus in der Abenddämmerung: Seine Konjunktion erreicht er Anfang Mai.
Neptun stand am 16. März in Konjunktion und ist weiterhin unbeobachtbar.
- Kurz erklärtWas ist eine Bogenminute? Wann spricht man von einer Konjunktion? Und wie gibt man die Helligkeit von Sternen an? Ein kleiner Überblick über die wichtigsten astronomischen Begriffe.
- BogenminuteDie Bogenminute ist eine Einheit, um die Größe von Winkeln im Gradmaß anzugeben. Ein Winkelgrad hat 60 Bogenminuten und die Bogenminute 60 Bogensekunden. Entsprechend ergeben 3600 Bogensekunden genau ein Grad.
- EkliptikDie scheinbare jährliche Bahn der Sonne am Himmel. Sie ist der Schnitt der Erdbahnebene, der so genannten Ekliptikebene, mit der Himmelssphäre. Die Ekliptikebene ist gegen die Äquatorebene, den Schnitt des Erdäquators mit der Himmelssphäre, um 23,5 Grad geneigt.
- ElongationWinkelabstand zwischen der Sonne und einem Planeten oder dem Mond. Befindet sich ein Planet in östlicher Elongation, geht er abends nach der Sonne unter, bei westlicher Elongation geht er morgens vor der Sonne auf. Eine Elongation von 0 Grad heißt Konjunktion und von 180 Grad Opposition.
- Helligkeit (mag)Historisch bedingt unterschied man die Helligkeiten zunächst in sechs Größenklassen. Der erste Detektor war das menschliche Auge, das für astronomische Beobachtungen sicherlich nicht voll ausgereift ist. Die hellsten Sterne definierte man als Sterne 1. Größe (1 mag), die lichtschwächsten, gerade noch mit dem Auge sichtbaren als Sterne 6. Größe (6 mag).
- KonjunktionGleichschein, Stellung eines Planeten, bei der die Sonne in der Verbindungslinie Erde–Planet steht. Bei den Planeten Merkur und Venus kommt es zu einer oberen Konjunktion, wenn die Sonne zwischen der Erde und dem Planeten steht, und zu einer unteren Konjunktion¸ wenn der Planet zwischen Erde und Sonne steht.
- KulminationDurchgang eines Gestirns durch den Meridian. Man unterscheidet zwischen der oberen Kulmination (größte Höhe über dem Horizont) und der unteren Kulmination (größte Höhe unter dem Horizont). Nur bei den Zirkumpolarsternen befinden sich oberer und unterer Kulminationspunkt über dem Horizont.
- MeridianMittagskreis, im horizontalen Koordinatensystem der Großkreis an der Himmelssphäre, der sowohl durch Zenit und Nadir als auch durch die beiden Himmelspole verläuft und den Horizont im Süd- und im Nordpunkt schneidet.
- OppositionGegenschein, Winkelstellung zweier Planeten zueinander oder auch zu Sonne und Mond, bei der sich die ekliptikale Länge der beiden Gestirne um 180 Grad unterscheidet. Am häufigsten für den Fall gebraucht, dass Sonne–Erde und einer der äußeren Planeten auf einer Linie liegen.
- SeeingDas durch die Luftunruhe der Atmosphäre hervorgerufene Flackern der Sterne.
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