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Beobachtungstipps im Juli: Der Ringplanet dominiert die Nacht

Während sich die Venus der Sonne entgegenstürzt, spielt die Planetenmusik am Morgenhimmel: Die Gasriesen Jupiter und Saturn sowie die fernen Planeten Uranus und Neptun finden sich hier.
Die Ringe des Saturn
Saturn bleibt im Lauf des Juni immer länger sichtbar und kann fast die ganze Nacht hindurch beobachtet werden.

Merkur steht am 1. Juli in oberer Konjunktion. Er entfernt sich anschließend ostwärts von der Sonne. Seine größte östliche Elongation erreicht er am 10. August. Bis zum Monatsende wächst sein Winkelabstand zur Sonne auf 25 Grad. Zu einer brauchbaren Abendsichtbarkeit kommt es dennoch nicht: Die Ekliptik steht im Sommer abends zu flach zum Westhorizont.

Venus nähert sich ihrer unteren Konjunktion, die sie am 13. August erreichen wird. Die Wochen vor einer solchen Konjunktion sind für Planetenbeobachter eigentlich interessant: Die Venus nähert sich der Erde und erscheint im Teleskop als immer größeres Scheibchen, das sich gleichzeitig immer schmaler beleuchtet präsentiert. So wächst ihr Winkeldurchmesser bis zum 31. Juli auf 53 Bogen­sekunden an; der Beleuchtungsgrad sinkt auf 5,8 Prozent. Womit wir zum großen Aber kommen: Die flach stehende Ekliptik und Venus‘ südliche Position (–5,5 Grad ekliptikale Breite zum Monatsende) machen die Beobachtung unseres Nachbarplaneten zu einer enormen Herausforderung. Am Abendhimmel erwischt man sie am besten noch in der ersten Monatshälfte. Am 15. Juli geht die Venus um 22:37 Uhr MESZ unter – eine Stunde und 15 Minuten nach der Sonne. Zum Ende des Monats treten Venus und Sonne fast gleichzeitig hinter den Horizont. Die schmale Venussichel ist demnach nur am Taghimmel beobachtbar, was zwar durchaus möglich ist, wegen der Nähe zu Sonne aber nur von erfahrenen Beobachtern versucht werden sollte!

Saturn thront über dem Mond | Am Morgen des 7. Juli erblicken wir im Süden den Ringplaneten nur rund drei Grad nördlich unseres Trabanten.

Mars lässt sich in der ersten Julihälfte nach Sonnenuntergang und zum Ende der Dämmerung noch tief über dem West­horizont aufspüren; einfach ist der nur noch 1,7 mag helle Planet aber nicht zu sehen. Um den Monatsersten herum hilft die etwa 3,5 Grad westlich stehende Venus. Ein interessantes Beobachtungsziel bietet das 4,1 Bogensekunden kleine Marsscheibchen – nur 0,5 Bogensekunden größer als Uranus! – jedoch ohnehin nicht mehr. Am 1. Juli geht Mars um 23:46 Uhr unter, am Monatsletzten bereits um 22:22 Uhr MESZ.

Jupiter finden wir am Morgenhimmel. Der Riesenplanet geht am Monatsersten um 02:03 Uhr auf, am 31. Juli bereits um 00:16 Uhr. Damit bietet sich im Juli wieder Gelegenheit zur Beobachtung; zum Ende des Monats steht der –2,4 mag helle Jupiter bei Beginn der Morgendämmerung wieder mehr als 40 Grad hoch. Der Mond passiert Jupiter vom 11. auf den 12. Juli.

Saturn entwickelt sich im Juli vom Planet des Morgenhimmels zu einem Beobachtungsobjekt der fast gesamten Nacht: Der 0,7 mag helle Ringplanet steht im Sternbild Wassermann und geht am 1. Juli um 00:11 Uhr auf, am 31. Juli bereits um 22:06 Uhr MESZ. Zum Monatsende kulminiert Saturn damit wieder vor Dämmerungsbeginn um 03:19 Uhr. Dabei erreicht er von der Mitte Deutschlands gesehen eine Horizonthöhe von 29 Grad. Am Morgen des 7. Juli finden wir den abnehmenden Mond gut drei Grad südlich.

Uranus befindet sich im östlichen Teil des Sternbilds Widder, an der Grenze zum Stier. Um ihn zu aufzuspüren, benötigt man eine gute Sternkarte. Eine mögliche Strategie ist folgende: Man denke sich die Verbindungslinie zwischen den 3,6 mag hellen Sternen 41 Arietis im Widder und Omikron Tauri im Stier. Etwa auf der Hälfte dieser Linie liegt der 4,4 mag helle Delta Arietis. Uranus liegt gut zwei Grad südöstlich von diesem. Mit seiner scheinbaren Helligkeit von 5,9 mag ist der Planet, außer unter dunklem Himmel, nur mit optischer Hilfe zu sehen. Im Teleskop fällt Uranus durch seine blassgrüne Farbe auf, bei hoher Vergrößerung erscheint er als 3,5 Bogensekunden großes Scheibchen.

Neptun steht am 1. Juli im Sternbild Fische in Stillstand und beginnt damit seine Oppositionsschleife. Er ist nur 7,7 mag hell und damit nur mit Fernglas, besser einem Teleskop zu sehen. Mit den 5,5 beziehungsweise 5,9 mag hellen Sternen 20 und 24 Piscium bildet er ein gleichseitiges Dreieck. Dieses befindet sich wiederum nahe der Mitte der Verbindungslinie der Sterne Gamma Piscium (3,7 mag) und Iota Ceti (3,6 mag) im Sternbild Walfisch. Im Teleskop erscheint der ferne Planet als 2,3 Bogensekunden großen, bläuliches Scheibchen.

  • Kurz erklärt
    Was ist eine Bogenminute? Wann spricht man von einer Konjunktion? Und wie gibt man die Helligkeit von Sternen an? Ein kleiner Überblick über die wichtigsten astronomischen Begriffe.
  • Bogenminute
    Die Bogenminute ist eine Einheit, um die Größe von Winkeln im Gradmaß anzugeben. Ein Winkelgrad hat 60 Bogenminuten und die Bogenminute 60 Bogensekunden. Entsprechend ergeben 3600 Bogensekunden genau ein Grad.
  • Ekliptik
    Die scheinbare jährliche Bahn der Sonne am Himmel. Sie ist der Schnitt der Erdbahnebene, der so genannten Ekliptikebene, mit der Himmelssphäre. Die Ekliptikebene ist gegen die Äquatorebene, den Schnitt des Erdäquators mit der Himmelssphäre, um 23,5 Grad geneigt.
  • Elongation
    Winkelabstand zwischen der Sonne und einem Planeten oder dem Mond. Befindet sich ein Planet in östlicher Elongation, geht er abends nach der Sonne unter, bei westlicher Elongation geht er morgens vor der Sonne auf. Eine Elongation von 0 Grad heißt Konjunktion und von 180 Grad Opposition.
  • Helligkeit (mag)
    Historisch bedingt unterschied man die Helligkeiten zunächst in sechs Größenklassen. Der erste Detektor war das menschliche Auge, das für astronomische Beobachtungen sicherlich nicht voll ausgereift ist. Die hellsten Sterne definierte man als Sterne 1. Größe (1 mag), die lichtschwächsten, gerade noch mit dem Auge sichtbaren als Sterne 6. Größe (6 mag).
  • Konjunktion
    Gleichschein, Stellung eines Planeten, bei der die Sonne in der Verbindungslinie Erde–Planet steht. Bei den Planeten Merkur und Venus kommt es zu einer oberen Konjunktion, wenn die Sonne zwischen der Erde und dem Planeten steht, und zu einer unteren Konjunktion¸ wenn der Planet zwischen Erde und Sonne steht.
  • Kulmination
    Durchgang eines Gestirns durch den Meridian. Man unterscheidet zwischen der oberen Kulmination (größte Höhe über dem Horizont) und der unteren Kulmination (größte Höhe unter dem Horizont). Nur bei den Zirkumpolarsternen befinden sich oberer und unterer Kulminationspunkt über dem Horizont.
  • Meridian
    Mittagskreis, im horizontalen Koordinatensystem der Großkreis an der Himmelssphäre, der sowohl durch Zenit und Nadir als auch durch die beiden Himmelspole verläuft und den Horizont im Süd- und im Nordpunkt schneidet.
  • Opposition
    Gegenschein, Winkelstellung zweier Planeten zueinander oder auch zu Sonne und Mond, bei der sich die ekliptikale Länge der beiden Gestirne um 180 Grad unterscheidet. Am häufigsten für den Fall gebraucht, dass Sonne–Erde und einer der äußeren Planeten auf einer Linie liegen.
  • Seeing
    Das durch die Luftunruhe der Atmosphäre hervorgerufene Flackern der Sterne.

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