Rückenmarksverletzung: Blau ist die Heilung
Eine Lebensmittelfarbe könnte nach Wirbelsäulenverletzungen das Schlimmste verhindern.
Wird das Rückenmark verletzt, sterben auch zahlreiche, eigentlich unversehrte Nerven ab. Grund dafür ist, dass das verwundete Gewebe massenhaft den "Zellbrennstoff" ATP ausschüttet – ein energiereiches Molekül, das in die umliegenden Neuronen der Wirbelsäule eindringt und diese buchstäblich zu Tode erregt. Forscher vom Medical Center der University of Rochester (US-Bundesstaat New York) haben nun eine Substanz entdeckt, die diese Folgeschäden offenbar drastisch abmildert: Brilliant Blue G (BBG), die Variante eines gebräuchlichen blauen Lebensmittelfarbstoffs.
Die Mediziner um Maiken Nedergaard beobachteten bei Versuchen an Mäusen, dass der in der Biologie häufig zur Zellfärbung eingesetzte Stoff den Tod von Neuronen verhindert. Tiere, die nach einem Wirbelsäulenbruch mit BBG behandelt wurden, erlangten teilweise sogar ihre Bewegungsfähigkeit zurück. Einzige Nebenwirkung waren offenbar blaue Verfärbungen an verschiedenen Körperstellen, so die Wissenschaftler.
Der Farbstoff blockiert den Rezeptor, an den das ATP normalerweise andockt – und verhindert so die schädliche Übererregung der Zellen. Die Behandlung war jedoch nur erfolgreich, wenn sie maximal eine Viertelstunde nach der Verwundung erfolgte. Zu diesem Zeitpunkt sind die fatalen Nachwirkungen der Rückenmarksverletzung noch nicht weit vorangeschritten.
Schon bei früheren Experimenten hatten die Forscher Erfolge erzielt, indem sie einen Wirkstoff direkt in die Wirbelsäule injizierten. Der Farbstoff passiert jedoch die Blut-Hirn-Schranke und kann daher auch auf anderen Wegen verabreicht werden. Obwohl ein naher Verwandter des BBGs – der Lebensmittelfarbstoff E133 – als unbedenklich gilt, dürfte es noch einige Jahre dauern, bis die Verträglichkeit des Stoffs und seine Wirksamkeit auch bei Menschen geprüft sind. (jd/sc)
Peng, W. et al.: Systemic administration of an antagonist of the ATP-sensitive receptor P2X7 improves recovery after spinal cord injury. In: Proceedings of the National Academy of Sciences 10.1073/pnas.0902531106, 2009.
Die Mediziner um Maiken Nedergaard beobachteten bei Versuchen an Mäusen, dass der in der Biologie häufig zur Zellfärbung eingesetzte Stoff den Tod von Neuronen verhindert. Tiere, die nach einem Wirbelsäulenbruch mit BBG behandelt wurden, erlangten teilweise sogar ihre Bewegungsfähigkeit zurück. Einzige Nebenwirkung waren offenbar blaue Verfärbungen an verschiedenen Körperstellen, so die Wissenschaftler.
Der Farbstoff blockiert den Rezeptor, an den das ATP normalerweise andockt – und verhindert so die schädliche Übererregung der Zellen. Die Behandlung war jedoch nur erfolgreich, wenn sie maximal eine Viertelstunde nach der Verwundung erfolgte. Zu diesem Zeitpunkt sind die fatalen Nachwirkungen der Rückenmarksverletzung noch nicht weit vorangeschritten.
Schon bei früheren Experimenten hatten die Forscher Erfolge erzielt, indem sie einen Wirkstoff direkt in die Wirbelsäule injizierten. Der Farbstoff passiert jedoch die Blut-Hirn-Schranke und kann daher auch auf anderen Wegen verabreicht werden. Obwohl ein naher Verwandter des BBGs – der Lebensmittelfarbstoff E133 – als unbedenklich gilt, dürfte es noch einige Jahre dauern, bis die Verträglichkeit des Stoffs und seine Wirksamkeit auch bei Menschen geprüft sind. (jd/sc)
Peng, W. et al.: Systemic administration of an antagonist of the ATP-sensitive receptor P2X7 improves recovery after spinal cord injury. In: Proceedings of the National Academy of Sciences 10.1073/pnas.0902531106, 2009.
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