Antarktis: Das Ende von Larsen B ist nahe (mit Video)
Rund 10 000 Jahre lang war das Larsen-B-Eisschelf an der Antarktischen Halbinsel mehr oder weniger stabil – dann zerfiel ein großer Teil davon 2002 innerhalb weniger Wochen: Mehr als 3200 Quadratkilometer Eis zerbrachen in kleine Eisberge und verschwanden hinaus auf das Meer. Nun deuten Daten der NASA an, dass auch die verbliebenen 1600 Quadratkilometer Schelfeis bald der Vergangenheit angehören könnten: Eine Analyse von Radarmessungen, Fließgeschwindigkeiten und anderen Daten durch Ala Khazendar vom Jet Propulsion Laboratory der NASA in Pasadena und seinem Team zeigt, dass sich das Eis zunehmend schneller bewegt, in größere Einzelplatten aufspaltet und von zahlreichen tiefen Rissen durchzogen wird – Vorboten des endgültigen Auseinanderbrechens in Eisberge. Bis spätestens 2020 könnte Larsen B Geschichte sein, schätzt Khazendar. Wie schnell es sich tatsächlich vollzieht, hänge von einem mächtigen Bruch im Schelf ab, wo das Eis erstmals auf dem Meeresboden aufliegt und nicht mehr schwimmt, so der Forscher.
Sobald sich dieser Riss komplett durch das Eis fortsetzt, reißt der schwimmende Teil ab und spaltet sich in hunderte Eisberge auf. Dadurch können die dahinter auf dem Festland liegenden Gletscher schneller ins Meer strömen, was den Meeresspiegelanstieg beschleunigt. Im Gegensatz zum bisherigen Schelf, dessen Schmelzwasser nur das zuvor vom Eis verdrängte Volumen ersetzt, liefern sie zusätzliches Wasser, das die Pegel erhöht. Schon jetzt dünnen zwei der drei Gletscher, die Larsen B mit Eis "versorgen", deutlich aus. Und einer davon – der Flask-Gletscher – wurde seit 2012 um ein Drittel schneller: Er strömt mittlerweile mit einer Geschwindigkeit von 700 Metern pro Jahr ins Südpolarmeer. Doch auch das könnte nur ein Vorgeschmack auf kommende Zeiten sein, meint Khazendar: Nach dem Kollaps 2002 beschleunigten sich die hinter dem zusammengebrochenen Teil vorhandenen Gletscher um das Achtfache. Verursacht wird der Eisverlust in diesem Teil der Antarktis vor allem durch steigende Temperaturen: Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat sich die Region um durchschnittlich 3,5 Grad Celsius erwärmt – Tendenz ebenfalls steigend.
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