Von großen medizinischen Siegen berichtet man gerne – der Entdeckung eines aussichtsreichen neuen Medikaments gegen Krebs oder AIDS, beispielsweise. Hinter den Kulissen solcher medienwirksamer medizinischer Forschung kämpfen in den Krankenhäuser Ärzte und Pflegepersonal aber seit längerem einen weit weniger publikumswirksamen Kampf gegen unscheinbare, schon vor Jahrzehnten besiegt geglaubte Infektionserreger – immer häufiger auf verlorenem Posten. Denn Antibiotika, lange unfehlbare und fast konkurrenzlose Waffen gegen einfache bakterielle Infektionen, sind immer seltener wirksam: Mehr und mehr Krankheitserreger erweisen sich ihnen gegenüber als resistent. Alternative Bekämpfungsmethoden sind kaum in Sicht.
Staphylococcus aureus, ein kleiner kugelförmiger Eitererreger, ist das gefürchtetste Beispiel solcher bakterieller Abhärtung gegen verschiedenste Antibiotika. Ihm gegenüber mussten Mediziner immer öfter zu einem der letzten noch wirksamen Verteidigungsmittel greifen, dem Peptid-Antibiotikum Vancomycin. Einzelne Stämme von
S. aureus widerstanden auch schon dieser letzten Verteidigungslinie – gegen solche Bakterien ist derzeit kein Kraut mehr gewachsen. Multiresistente Erregerstämme, so düstere Prophezeiungen von Medizinern, werden in Zukunft immer häufiger auftreten – es droht mithin sogar ein Rückfall in die Zeiten vor 1928, als Penicillin als erstes Antibiotikum entdeckt worden war.
In ihrem Wettlauf mit der Resistenzentwicklung der Keime sind Mediziner daher ständig auf der Suche nach neuen wirksamen Antibiotika. Ein Weg zum Ziel ist dabei häufig, die Struktur bereits bekannter Antibiotika geringfügig zu modifizieren – so können neue, für Krankheitserreger tödliche Varianten entstehen.
Allerlei Bastelmöglichkeiten für geschickte Forscher sind besonders an Peptid-Antibiotika möglich. Im einfachsten Fall sind diese Peptide – wie die größeren Proteine – aus einer Kette von miteinander vernüpften Aminosäuren aufgebaut. Oft enthalten Peptid-Antibiotika allerdings eine Reihe auffälliger biochemischer Besonderheiten – außergewöhnliche Aminosäure-Bausteine etwa, die zudem auf ungewöhnliche Weise miteinander verknüpft sein können.
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