Paläontologie: Das letzte Halali
Knochenberge markieren untrüglich den Weg der Gattung Homo aus Afrika in die Welt hinaus. Aßen unsere Vorfahren wirklich alles kurz und klein? Neue Belege scheinen dies zu stützen.
Will man heute in Deutschland oder in den Vereinigten Staaten Dickhäuter sehen, kann man in Zoos oder Safari-Parks gehen – zur Freude der Kinder. Und zum Leid von einigen Tierschützern, die beklagen, dass etwa das Klima in Chicago, Anchorage oder Moskau zu kalt sei für temperaturempfindliche afrikanische oder asiatische Rüsseltiere, die aus ihrer Heimat eher wohlige Wärme gewohnt sind.
Vor wenigen zehntausend Jahren sah das jedoch noch ganz anders aus. In der jüngeren und mittleren Steinzeit lebten selbst hierzulande – und in Nordamerika – noch Elefanten und Mammuts: Sie waren kältetolerant und hatten keine natürlichen Feinde, denn ihre enorme Größe machte sie faktisch unangreifbar. Mehrere Arten streiften durch die Weiten der Norddeutschen Tiefebene, Russlands oder den Mittelmeerraum: Die eher gemäßigten oder warmen Regionen wurden dabei von Elaphus antiquus besiedelt, der in seinem Äußeren dem heute noch lebenden asiatischen Elefanten Elaphus maximus glich, während in kalten Gebieten das behaarte Mammut Mammuthus primigenius im Vorteil war.
Eine andere Erklärung sucht dagegen die Schuld für das weltweite Verschwinden von mindestens zwölf Elefanten- und Mammutspezies sowie ihrer Großtierkollegen in den zahlreichen klimatischen Veränderungen während des Quartärs. Demnach brachte eine der letzten Eiszeiten mit Temperaturstürzen und gewandelter Vegetation jenen Arten das Ende, die sich nicht an die neuen Bedingungen anpassen konnten – und der Mensch war unschuldig. Oder aber es lag an einer Kombination aus menschlichem Jagddruck und Klimawandel, die den Dickhäutern das Aus brachte.
Ob jedoch der die Welt erobernde Primat aus Afrika tatsächlich ganz oder zumindest weitgehend die Ausrottung verursachte, wollten nun Wissenschaftler um Todd Surovell von der Universität von Wyoming untersuchen. Die Forscher gingen zwei Vermutungen nach: Hätten die Menschen das Verschwinden der Tiere verursacht, so müssten diese kurz nach dem erstmaligen Eintreffen der Waidmänner in der jeweiligen Region in die ewigen Jagdgründe eingegangen sein. Wäre hingegen ein Klimawandel der Auslöser gewesen, dann hätten Mammut und Elefant noch lange nach dem Eintreffen der Menschen überlebt, bis schließlich eine klimatische Verschlechterung der Verhältnisse den Proboscidea-Exitus herbeiführte.
Dabei zeigte sich ein klares Muster über alle Kontinente hinweg, das von der zeitlichen Abfolge her dem Klimamodell deutlich widerspricht: Immer wenn der Mensch neu in eine Weltgegend kam, bejagte er sofort die Rüsseltiere – mannigfaltig durch die Knochenansammlungen paläontologischer Elefantenfriedhöfe und dort gefundene Waffen belegt –, bis die Dickhäuter rasch vollständig aus diesen Gebieten verschwanden. Und mit jedem neuen humanoiden Vorstoß in zuvor unbesiedelte Räume wiederholte sich das Szenario: So starben Elefanten im Orient wie in Teilen Afrikas je nach Region im mittleren Pleistozän vor 1,2 Millionen bis 750 000 Jahren aus. In Mitteleuropa und Japan geschah dies vor etwa 40 000 Jahren. Und die Mammuts verschwanden in Sibirien vor 12 000 sowie in Nordamerika vor etwa 10 000 Jahren.
Selbst heute noch haben es die letzten Dickhäuter nicht leicht mit den Menschen: Trotz strengen Schutzes werden in Afrika Jahr für Jahr tausende Elefanten gewildert, Rodungen und Einengung der Lebensräume durch die rapide wachsende Bevölkerung besorgen den Rest. Kaum besser ergeht es dem asiatischen Cousin, obwohl er in vielen Ländern sogar als heilig verehrt wird. Der vermeintliche Siegeszug von Homo sapiens versus Proboscidea ist wohl immer noch nicht beendet.
Vor wenigen zehntausend Jahren sah das jedoch noch ganz anders aus. In der jüngeren und mittleren Steinzeit lebten selbst hierzulande – und in Nordamerika – noch Elefanten und Mammuts: Sie waren kältetolerant und hatten keine natürlichen Feinde, denn ihre enorme Größe machte sie faktisch unangreifbar. Mehrere Arten streiften durch die Weiten der Norddeutschen Tiefebene, Russlands oder den Mittelmeerraum: Die eher gemäßigten oder warmen Regionen wurden dabei von Elaphus antiquus besiedelt, der in seinem Äußeren dem heute noch lebenden asiatischen Elefanten Elaphus maximus glich, während in kalten Gebieten das behaarte Mammut Mammuthus primigenius im Vorteil war.
Doch dieses eher harmonische, verfolgungsfreie Leben hatte ein Ende, als sich ab dem mittleren Pleistozän vor etwa 500 000 Jahren einer der Evolutionszweige des Homo sapiens erstmals dauerhaft in Südeuropa niederließ. Mit seinen für die damalige Zeit ausgeklügelten Waffen und intelligenten Jagdstrategien gelang es ihm in relativ kurzer Zeit, seine berüsselte Beute zurückzudrängen und letztlich auszurotten. Zumindest lautet so eine der gängigen Theorien für das Aussterben der auch Proboscidea genannten Rüsseltiere und vieler anderer Arten der pleistozänen Megafauna, wie Wollnashörner, Riesenhirsche oder titanenhafte Höhlenbären.
Eine andere Erklärung sucht dagegen die Schuld für das weltweite Verschwinden von mindestens zwölf Elefanten- und Mammutspezies sowie ihrer Großtierkollegen in den zahlreichen klimatischen Veränderungen während des Quartärs. Demnach brachte eine der letzten Eiszeiten mit Temperaturstürzen und gewandelter Vegetation jenen Arten das Ende, die sich nicht an die neuen Bedingungen anpassen konnten – und der Mensch war unschuldig. Oder aber es lag an einer Kombination aus menschlichem Jagddruck und Klimawandel, die den Dickhäutern das Aus brachte.
Ob jedoch der die Welt erobernde Primat aus Afrika tatsächlich ganz oder zumindest weitgehend die Ausrottung verursachte, wollten nun Wissenschaftler um Todd Surovell von der Universität von Wyoming untersuchen. Die Forscher gingen zwei Vermutungen nach: Hätten die Menschen das Verschwinden der Tiere verursacht, so müssten diese kurz nach dem erstmaligen Eintreffen der Waidmänner in der jeweiligen Region in die ewigen Jagdgründe eingegangen sein. Wäre hingegen ein Klimawandel der Auslöser gewesen, dann hätten Mammut und Elefant noch lange nach dem Eintreffen der Menschen überlebt, bis schließlich eine klimatische Verschlechterung der Verhältnisse den Proboscidea-Exitus herbeiführte.
Um beide Hypothesen zu testen, nahmen die Forscher in Afrika, Asien, Europa und Amerika 41 Sammelplätze in Augenschein, an denen die pleistozänen Jäger vor 1,8 Millionen bis 10 000 Jahren vor unserer Zeit zum Halali auf die wandelnden Fleischberge bliesen und anschließend die Knochen als Relikte zurückließen. Sie verglichen dann das Alter und die geographische Lage dieser Stellen mit den durch prähistorische Funde belegten Wanderungswegen des Menschen und zeichneten damit den Einfluss der Gattung Homo auf die Proboscidea nach.
Dabei zeigte sich ein klares Muster über alle Kontinente hinweg, das von der zeitlichen Abfolge her dem Klimamodell deutlich widerspricht: Immer wenn der Mensch neu in eine Weltgegend kam, bejagte er sofort die Rüsseltiere – mannigfaltig durch die Knochenansammlungen paläontologischer Elefantenfriedhöfe und dort gefundene Waffen belegt –, bis die Dickhäuter rasch vollständig aus diesen Gebieten verschwanden. Und mit jedem neuen humanoiden Vorstoß in zuvor unbesiedelte Räume wiederholte sich das Szenario: So starben Elefanten im Orient wie in Teilen Afrikas je nach Region im mittleren Pleistozän vor 1,2 Millionen bis 750 000 Jahren aus. In Mitteleuropa und Japan geschah dies vor etwa 40 000 Jahren. Und die Mammuts verschwanden in Sibirien vor 12 000 sowie in Nordamerika vor etwa 10 000 Jahren.
Proboscidea überlebten nur dort, wo die Menschen nicht vordrangen, etwa in den dichten Regenwäldern Afrikas und Asiens. Der afrikanische Elefant der Savannen – Loxodonta africana – überstand das Wirken der Jäger wahrscheinlich durch eine gemeinsame Evolutionsgeschichte, während der er sich an den potenziell tödlichen Gegner anpassen konnte und ihn folglich meidet, oder bei Gefahr selbst zum Angriff übergeht. Und auch auf der abgelegenen russischen Arktis-Insel Wrangel kam bis ins frühe Holozän das Mammut vor – Homo sapiens hat sie auf seiner Völkerwanderung erst jüngst erreicht.
Selbst heute noch haben es die letzten Dickhäuter nicht leicht mit den Menschen: Trotz strengen Schutzes werden in Afrika Jahr für Jahr tausende Elefanten gewildert, Rodungen und Einengung der Lebensräume durch die rapide wachsende Bevölkerung besorgen den Rest. Kaum besser ergeht es dem asiatischen Cousin, obwohl er in vielen Ländern sogar als heilig verehrt wird. Der vermeintliche Siegeszug von Homo sapiens versus Proboscidea ist wohl immer noch nicht beendet.
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