Klangsymbolik von Namen: Der Bob-Kirk-Effekt
Ein rundlicher und ein hagerer Typ stehen Ihnen gegenüber. Einer heißt Bob und einer Kirk, aber wer ist wer? Wenn Sie den rundlichen eher Bob und den hageren Kirk nennen würden, unterliegen auch Sie dem »Bob-Kirk-Effekt«, den ein kanadisches Forschungsteam gerade aus der Taufe gehoben hat. Laut David Sidhu und Penny Pexman von der University of Calgary wecken Vornamen ihrem Klang entsprechende Assoziationen.
Ausgangspunkt der Psychologen ist ein vor 90 Jahren entdecktes Phänomen: Wenn man Versuchspersonen eine eckige und eine runde Figur präsentiert und bedeutungslose Wörter wie »Maluma« und »Takete« zuordnen lässt, bezeichnen in der Regel neun von zehn Menschen die weiche Figur als Maluma und die eckige als Takete. Dieser »Maluma-Takete-Effekt«, auch als »Bouba-Kiki-Effekt« bekannt, wurde in mehreren Sprachen und Kulturen beobachtet und damit erklärt, dass so genannte stimmhafte Laute wie »m«, »l«, »b«, »d« und »g« weicher klingen als etwa die stimmlosen Laute »p«, »t« und »k«.
Und das gilt so ähnlich auch für Vornamen, berichten Sidhu und Pexman im Fachblatt »Current Directions in Psychological Science«. Sie hatten mehr als 100 Studierende gebeten, die Namen »Bob« oder »Kirk« beziehungsweise »Molly« oder »Kate« entweder weichen oder eckigen Comicfiguren zuzuordnen. Im Schnitt entschieden sich 60 bis 75 Prozent der Befragten für den klanglich passenden Namen. Solche Assoziationen zeigten sich ebenfalls im Französischen, beispielsweise bei den Namen »Benoit« und »Éric«.
Der Effekt trat auch dann auf, wenn die Namen allein akustisch präsentiert wurden, und beruht demnach nicht nur auf den Formen der geschriebenen Buchstaben, sondern wie vermutet auch auf ihrem Klang. Zu diesem Schluss gelangte kürzlich ebenfalls eine Studie mit früh erblindeten Menschen.
Sidhu und Pexman hatten außerdem untersucht, ob die Vornamen mit bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen verbunden werden. Eigenschaften wie »lustig« und »aggressiv« wurden demnach eher mit weich beziehungsweise hart klingenden Namen assoziiert, zum Beispiel Bonnie versus Tessa oder Julian versus Patrick.
Neuseeländische Psychologen hatten den Bouba-Kiki-Effekt bei Vornamen schon 2018 für Gesichter auf Zeichnungen und Fotos nachgewiesen und dabei noch etwas beobachtet: Passte ein Name klanglich zum rundlichen oder kantigen Gesicht, mochten die Probanden die Person im Schnitt ein wenig lieber. Offenbar versuchen wir verschiedene Informationen miteinander in Einklang zu bringen. Gelingt das nicht, fällt das Urteil über eine Person etwas ungünstiger aus.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.