News: Der Preis der Vielfalt
Natürliche Vielfalt hat ihren Preis. In Industrieländern hat das die Monetarisierung der Natur vorangetrieben. In Schwellen- und Entwicklungsländern aber wird der Naturschutz häufig nicht direkt finanziert, sondern vermittelt über Projekte wie den Ökotourismus. Ökonomen fordern jetzt eine Abkehr von diesem Konzept.
Undurchdringlicher Regenwald, eine Tigerspur, unzählige Käfer-, Schlangen und Epiphytenarten, einzigartige Blicke auf einsame Bergmassive – das ist der Traum vieler Erholungssuchenden und jedes Naturschützer. Die Vielfalt der Natur scheint einfach gegeben, ist es aber nicht. Das wird spätestens dann deutlich, wenn der Tropenwald als Holzmöbel auf der Terrasse oder eine Fabrik plötzlich in der schönen Landschaft steht. Die Ausbeutung der Naturressourcen bringt viel Geld, führt aber auch zum Verlust von einzigartiger Natur.
Paul Ferraro von der Georgio State University und Agnes Kiss von der Weltbank fordern, diesen Mechanismus umzudrehen. Nicht nur die Ausbeutung der Natur soll im Portemonnaie spürbar sein, sondern auch der Naturschutz. Das Geld – etwa aus staatlichen Mitteln – soll direkt in die Finanzierung der biologischen Vielfalt fließen, nicht indirekt in Projekte wie eine extensivierte landwirtschaftliche Nutzung. Letzteres ist aber in Staaten mit niedrigerem Pro-Kopf-Einkommen wie Tansania oder Costa Rica der Fall. Hier wird laut Ferraro und Kiss vornehmlich "Naturschutz durch Ablenkung" betrieben. Diese indirekte Förderung geschieht häufig durch Projekte zur ökonomischen Entwicklung im Rahmen von nachhaltigen Nutzungsweisen – durch Ökotourismus, Bewässerungs- oder Umwelterziehungsprojekte. Das ist laut Ferraro und Kiss selten erfolgreich und sitze außerdem der Illusion auf, Naturschutz könne sich über derlei Projekte langfristig selbst finanzieren.
"Der effizienteste Weg, um zu bekommen, was man will, ist, exakt dafür zu bezahlen", erklären die beiden Ökonomen. Bei der Strategie der direkten Zahlungen für den Naturschutz wird ein Urwald geschützt, indem die Fläche gekauft oder gepachtet wird. In Madagaskar – so haben Analysen ergeben – kann unter Einsatz der insgesamt vier Millionen Dollar für Naturschutz bei direkten Zahlungen 80 Prozent des Regenwaldes dauerhaft geschützt werden, doch nur zwölf Prozent bei indirekten Ausgaben. Auch Zahlungen an Landnutzer für Naturschutz-Maßnahmen kommen bei dieser Methode in Frage – je besser die Ergebnisse, zum Beispiel der Bruterfolg von Vögeln, desto mehr klingende Münze. Jeder Mensch handelt, so begründen Ferraro und Kiss, vor allem gemäß den eigenen Interessen. Bringt Naturschutz ihm kurzfristigen Nutzen, wählt er diese Möglichkeit. Der Erhalt von vielfältiger Natur über Marktmechanismen werde von Naturschutzorganisationen und Regierungen in Australien, den USA und vielen Staaten Europas bereits zunehmend gestützt.
Richard Rice, Chefökonom bei Conservation International, stützt die These, nach der biologische Vielfalt durch Angebot und Nachfrage geregelt werden soll: "Biodiversität ist eine bedeutende Ware mit steigender Nachfrage." So hat Conservation International im südamerikanischen Guyana die Holzeinschlagsrechte von 81 000 Hektar Land erworben und ein Naturreservat eingerichtet. "Wir arbeiten genau wie die Holzwirtschaft, nur holzen wir die Bäume nicht ab." Die Förderung der Biodiversität ist also schlicht eine alternative Landnutzung.
Steht damit der perfekte Ökomanager in den Startlöchern? Kann die Natur wirklich als schnöder Mammon behandelt werden? Nein, sagt John Lovett von der University of York: Natur kann nicht einfach gekauft oder verkauft werden. Naturschutz fällt danach in den Bereich menschlicher Moral und den eines kulturellen Gutes. John Lovett argumentiert, Menschen würden auch nicht dafür bezahlt, Mord- und Todschlag zu unterlassen. Außerdem könne ein Käufer erpresst werden, weil der Verkäufer immer höhere Summen verlangt, damit er ein Ökosystem nicht zerstört.
"Dieser Markt steckt noch in den Kinderschuhen", entgegnet Richard Rice von Conservation International. Rice setzt auf die praktischen Erfolge, um die Auseinandersetzung zu beruhigen. "Erfolgreiche Anwendungen werden für sich sprechen."
Paul Ferraro von der Georgio State University und Agnes Kiss von der Weltbank fordern, diesen Mechanismus umzudrehen. Nicht nur die Ausbeutung der Natur soll im Portemonnaie spürbar sein, sondern auch der Naturschutz. Das Geld – etwa aus staatlichen Mitteln – soll direkt in die Finanzierung der biologischen Vielfalt fließen, nicht indirekt in Projekte wie eine extensivierte landwirtschaftliche Nutzung. Letzteres ist aber in Staaten mit niedrigerem Pro-Kopf-Einkommen wie Tansania oder Costa Rica der Fall. Hier wird laut Ferraro und Kiss vornehmlich "Naturschutz durch Ablenkung" betrieben. Diese indirekte Förderung geschieht häufig durch Projekte zur ökonomischen Entwicklung im Rahmen von nachhaltigen Nutzungsweisen – durch Ökotourismus, Bewässerungs- oder Umwelterziehungsprojekte. Das ist laut Ferraro und Kiss selten erfolgreich und sitze außerdem der Illusion auf, Naturschutz könne sich über derlei Projekte langfristig selbst finanzieren.
"Der effizienteste Weg, um zu bekommen, was man will, ist, exakt dafür zu bezahlen", erklären die beiden Ökonomen. Bei der Strategie der direkten Zahlungen für den Naturschutz wird ein Urwald geschützt, indem die Fläche gekauft oder gepachtet wird. In Madagaskar – so haben Analysen ergeben – kann unter Einsatz der insgesamt vier Millionen Dollar für Naturschutz bei direkten Zahlungen 80 Prozent des Regenwaldes dauerhaft geschützt werden, doch nur zwölf Prozent bei indirekten Ausgaben. Auch Zahlungen an Landnutzer für Naturschutz-Maßnahmen kommen bei dieser Methode in Frage – je besser die Ergebnisse, zum Beispiel der Bruterfolg von Vögeln, desto mehr klingende Münze. Jeder Mensch handelt, so begründen Ferraro und Kiss, vor allem gemäß den eigenen Interessen. Bringt Naturschutz ihm kurzfristigen Nutzen, wählt er diese Möglichkeit. Der Erhalt von vielfältiger Natur über Marktmechanismen werde von Naturschutzorganisationen und Regierungen in Australien, den USA und vielen Staaten Europas bereits zunehmend gestützt.
Richard Rice, Chefökonom bei Conservation International, stützt die These, nach der biologische Vielfalt durch Angebot und Nachfrage geregelt werden soll: "Biodiversität ist eine bedeutende Ware mit steigender Nachfrage." So hat Conservation International im südamerikanischen Guyana die Holzeinschlagsrechte von 81 000 Hektar Land erworben und ein Naturreservat eingerichtet. "Wir arbeiten genau wie die Holzwirtschaft, nur holzen wir die Bäume nicht ab." Die Förderung der Biodiversität ist also schlicht eine alternative Landnutzung.
Steht damit der perfekte Ökomanager in den Startlöchern? Kann die Natur wirklich als schnöder Mammon behandelt werden? Nein, sagt John Lovett von der University of York: Natur kann nicht einfach gekauft oder verkauft werden. Naturschutz fällt danach in den Bereich menschlicher Moral und den eines kulturellen Gutes. John Lovett argumentiert, Menschen würden auch nicht dafür bezahlt, Mord- und Todschlag zu unterlassen. Außerdem könne ein Käufer erpresst werden, weil der Verkäufer immer höhere Summen verlangt, damit er ein Ökosystem nicht zerstört.
"Dieser Markt steckt noch in den Kinderschuhen", entgegnet Richard Rice von Conservation International. Rice setzt auf die praktischen Erfolge, um die Auseinandersetzung zu beruhigen. "Erfolgreiche Anwendungen werden für sich sprechen."
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