News: Der Pulsschlag des Denkens
"Ich wollte es zunächst auch nicht glauben, aber die Resultate meiner Versuchsreihen sind eindeutig", sagt Rilmer. Mit 198 Studenten hat er verschiedene Tests zur Intelligenz, räumlichen Vorstellungskraft, Abstraktionsvermögen, manuellen Geschicklichkeit und Gedächtnisleistung durchgeführt. Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen geteilt, von denen der einen während des Experimentes klassische Musik vorgespielt wurde, der anderen moderne Technoklänge.
"In allen Kategorien erreichten die Technohörer zwischen zehn und dreißig Prozent mehr Punkte", berichtet Rilmer. Um sicherzugehen, daß die Unterschiede nicht durch eine zufällige Selektion der geschickteren und intelligenteren Probanden aufgetreten ist, hat er die Tests eine Woche später mit den gleichen Studenten wiederholt. Diesmal wurde die Musik vertauscht. Wieder erbrachte die Technogruppe deutlich bessere Leistungen. "Der Effekt ist einfach da und läßt sich nicht wegreden."
Auf der Suche nach der verantwortlichen Eigenschaft der Technomusik variierte Rilmer einige Parameter. Dabei stellte er fest, daß Stücke mit einer Frequenz von 220 bis 230 bpm (beats per minute) am förderlichsten für die Denkkraft waren. Die Schallamplitude war von geringer Bedeutung, solange nicht die Schmerzgrenze überschritten wird. Der Forscher glaubt, in seinen Versuchen eine natürliche Frequenz unserer Gehirnaktivitäten gefunden zu haben. Seiner Ansicht nach treffen 220 bis 230 bpm so etwas wie eine "psychische Resonanzfrequenz".
Noch fehlt eine schlüssige Erklärung für Rilmers Beobachtung. Aber an der University of Middlesix werden die Erkenntnisse bereits in der Praxis genutzt: Während der Klausuren spielen die Lautsprecher in den Seminarräumen Techno in gemäßigter Lautstärke. Nur in den Kunstkursen wurde die Musik schnell wieder abgesetzt. "Die Studenten können keine vernünftigen Kreise mehr malen, nur noch eckige Figuren. Sowas habe ich noch nie erlebt", sagt der Dekan der Fakultät für bildende Künste zur Begründung. – Also doch lieber Beethoven?
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 29.3.1999
"Abneigung gegen schräge Töne" - Spektrum Ticker vom 22.3.1999
"Mozart und Gameboy für gute Noten" - Spektrum Ticker vom 12.11.1998
"Musik, die in das Hirn geht"
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