Experimentalökonomie: Der Robin Hood in uns
Einen Zehner auf den Tisch knallen und einfach mal das nächste Monatsgehalt des Typen mit der fetten Karosse an den armen Schlucker unter der Brücke weiterleiten - das wäre klasse! Aber geht es uns so, weil wir aus Prinzip Gleichmacher sind oder weil wir die zwischenmenschliche Kooperation fördern wollen?
Das Cabrio des Chefs in Luft auflösen – dafür würden viele freudig Geld stiften, denn da gibt es oft alte Rechnungen zu begleichen. Aber warum ist die Vorstellung so angenehm, den Kontostand der hundert Reichsten – unbekannterweise – mal eben drastisch zu reduzieren? Oder warum tut anonymes Spenden so gut? Kurz: Warum nehmen Menschen eigene Verluste in Kauf, um das Vermögen anderer zu beeinflussen?
Beliebt ist als Erklärungsansatz die nicht notwendigerweise bewusste Förderung von Zusammenarbeit und Gemeinwohl: Zusammen sind wir stärker. So werden die Kosten der Selbstlosigkeit zwar nicht direkt durch eigenen Nutzen wett gemacht, aber als Teil einer Gemeinschaft von Gebenden profitiert der scheinbare Altruist ja auch indirekt, nämlich von den Beiträgen anderer. Dabei kommt es auf Gegenseitigkeit an: Wer heute hilft, der kann hoffen, eines Tages nicht beim Versuch zu scheitern, sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf zu ziehen – jemand anderes wird schon mit anpacken. Und damit das System funktioniert, werden diejenigen abgestraft, die mehr abkassieren als ihnen zusteht.
Diesen Mechanismus bestreiten James Fowler von der Universität von Kalifornien in San Diego und seine Mitarbeiter nicht. Sie geben aber zu bedenken, dass ein veranlagtes Streben nach Gleichheit ganz ähnliche Früchte tragen würde: Man nehme von den Reichen und gebe den Armen. Problematisch beim Nachweis dieser These ist jedoch, dass dieser gleichmachende "Robin-Hood-Impuls" bisher im Versuch nicht von kooperationsfördernden Maßnahmen zu unterscheiden war. Also ließen sich die Forscher ein neues Experiment einfallen.
Experiment zum Robin-Hood-Impuls
Sie kombinierten insgesamt 120 Studenten in ständig wechselnden Spielergruppen à vier Personen. Zu Beginn jeder Runde erhielten die Probanden nun – für alle erkennbar – eine zufällige Menge Geldes zugeteilt. Dann hatte jeder Teilnehmer die Wahl, einen Teil seines Geldes zu bezahlen, um dem Kontostand eines Mitspielers den dreifachen Betrag hinzuzufügen oder abzuziehen. Um zu verhindern, dass die Spieler irgendeine Form von Reputation aufbauten, Anerkennung einheimsten oder Repressalien zu befürchten hatten, blieben diese Transaktionen geheim. Nur der Endstand wurde wieder allen bekannt gegeben. Darüber hinaus schlossen die Forscher Kooperationsversuche aus, indem sie die Probanden darüber informierten, dass im Laufe der Versuchsrunden kein Teilnehmer ein zweites Mal auf seine Mitspieler treffen würde.
Obwohl das aus egoistischer Sicht keinen Sinn macht, gaben knapp drei Viertel der Spieler Geld aus, um Einfluss auf das Einkommen der Anderen zu nehmen, ohne auf eine spätere Gegenleistung spekulieren zu können. Dabei wurden regelmäßig die Top-Verdiener bestraft, während die ärmsten Mitspieler zum Teil kräftige Finanzspritzen erhielten. Während die Reichsten vorwiegend Geld verteilten, verminderten die Ärmsten meist das Einkommen der Anderen. Im Schnitt reduzierten diese Gehaltsmodifikationen die Abweichungen vom Durchschnitt um etwa drei Viertel. Daraus, dass die Spieler die kostspieligen Beeinflussungen des Gehalts anderer wiederholten, obwohl sie selbst offensichtlich keinen Vorteil daraus zogen, folgern die Forscher, dass ein Gefühl von ausgleichender Gerechtigkeit der Antrieb sein müsse.
Zwar arbeiteten erwartungsgemäß diejenigen am härtesten daran, die Gehälter auszugleichen, die zuvor auf einem Fragebogen den größten Unmut über Ungleichverteilung verraten hatten. Aber Rachegelüste und Frust schlossen die Wissenschaftler als Motivation aus, da die Gruppen immer neu zusammen gesetzt wurden und die Wissenschaftler keinen Zusammenhang zwischen den erhaltenen Zuschüssen oder Abzügen in einem Spiel und dem Verhalten des betroffenen Spielers im darauf folgenden Spiel ermittelt konnten.
Streben nach Gleichheit: Der progressiver Steuersatz
"Der Robin-Hood-Impuls, den Leute im Labor zeigen, scheint sich draußen in der Welt in Form sozialen Verhaltens niederzuschlagen", so Fowler. Die Orientierung des Steuersatzes am Einkommen und Systeme der sozialen Absicherung sieht er als Auswirkung der menschlichen Ausgleichsbestrebungen.
Wenn Sie sich also jemals gefragt haben, was Sie mit Robin Hood, dem Kommunismus und der französischen Revolution verbindet, jetzt wissen Sie es: Ihr Streben nach Gleichheit. Ob dieser Impuls allerdings Zusammenarbeit stärker fördert als der kooperative Nutzen, mag bezweifelt werden. Abträglich sind Ausgleichsbemühungen dem Gemeinwohl mit Sicherheit nicht.
Beliebt ist als Erklärungsansatz die nicht notwendigerweise bewusste Förderung von Zusammenarbeit und Gemeinwohl: Zusammen sind wir stärker. So werden die Kosten der Selbstlosigkeit zwar nicht direkt durch eigenen Nutzen wett gemacht, aber als Teil einer Gemeinschaft von Gebenden profitiert der scheinbare Altruist ja auch indirekt, nämlich von den Beiträgen anderer. Dabei kommt es auf Gegenseitigkeit an: Wer heute hilft, der kann hoffen, eines Tages nicht beim Versuch zu scheitern, sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf zu ziehen – jemand anderes wird schon mit anpacken. Und damit das System funktioniert, werden diejenigen abgestraft, die mehr abkassieren als ihnen zusteht.
Diesen Mechanismus bestreiten James Fowler von der Universität von Kalifornien in San Diego und seine Mitarbeiter nicht. Sie geben aber zu bedenken, dass ein veranlagtes Streben nach Gleichheit ganz ähnliche Früchte tragen würde: Man nehme von den Reichen und gebe den Armen. Problematisch beim Nachweis dieser These ist jedoch, dass dieser gleichmachende "Robin-Hood-Impuls" bisher im Versuch nicht von kooperationsfördernden Maßnahmen zu unterscheiden war. Also ließen sich die Forscher ein neues Experiment einfallen.
Experiment zum Robin-Hood-Impuls
Sie kombinierten insgesamt 120 Studenten in ständig wechselnden Spielergruppen à vier Personen. Zu Beginn jeder Runde erhielten die Probanden nun – für alle erkennbar – eine zufällige Menge Geldes zugeteilt. Dann hatte jeder Teilnehmer die Wahl, einen Teil seines Geldes zu bezahlen, um dem Kontostand eines Mitspielers den dreifachen Betrag hinzuzufügen oder abzuziehen. Um zu verhindern, dass die Spieler irgendeine Form von Reputation aufbauten, Anerkennung einheimsten oder Repressalien zu befürchten hatten, blieben diese Transaktionen geheim. Nur der Endstand wurde wieder allen bekannt gegeben. Darüber hinaus schlossen die Forscher Kooperationsversuche aus, indem sie die Probanden darüber informierten, dass im Laufe der Versuchsrunden kein Teilnehmer ein zweites Mal auf seine Mitspieler treffen würde.
Obwohl das aus egoistischer Sicht keinen Sinn macht, gaben knapp drei Viertel der Spieler Geld aus, um Einfluss auf das Einkommen der Anderen zu nehmen, ohne auf eine spätere Gegenleistung spekulieren zu können. Dabei wurden regelmäßig die Top-Verdiener bestraft, während die ärmsten Mitspieler zum Teil kräftige Finanzspritzen erhielten. Während die Reichsten vorwiegend Geld verteilten, verminderten die Ärmsten meist das Einkommen der Anderen. Im Schnitt reduzierten diese Gehaltsmodifikationen die Abweichungen vom Durchschnitt um etwa drei Viertel. Daraus, dass die Spieler die kostspieligen Beeinflussungen des Gehalts anderer wiederholten, obwohl sie selbst offensichtlich keinen Vorteil daraus zogen, folgern die Forscher, dass ein Gefühl von ausgleichender Gerechtigkeit der Antrieb sein müsse.
Zwar arbeiteten erwartungsgemäß diejenigen am härtesten daran, die Gehälter auszugleichen, die zuvor auf einem Fragebogen den größten Unmut über Ungleichverteilung verraten hatten. Aber Rachegelüste und Frust schlossen die Wissenschaftler als Motivation aus, da die Gruppen immer neu zusammen gesetzt wurden und die Wissenschaftler keinen Zusammenhang zwischen den erhaltenen Zuschüssen oder Abzügen in einem Spiel und dem Verhalten des betroffenen Spielers im darauf folgenden Spiel ermittelt konnten.
Streben nach Gleichheit: Der progressiver Steuersatz
"Der Robin-Hood-Impuls, den Leute im Labor zeigen, scheint sich draußen in der Welt in Form sozialen Verhaltens niederzuschlagen", so Fowler. Die Orientierung des Steuersatzes am Einkommen und Systeme der sozialen Absicherung sieht er als Auswirkung der menschlichen Ausgleichsbestrebungen.
Wenn Sie sich also jemals gefragt haben, was Sie mit Robin Hood, dem Kommunismus und der französischen Revolution verbindet, jetzt wissen Sie es: Ihr Streben nach Gleichheit. Ob dieser Impuls allerdings Zusammenarbeit stärker fördert als der kooperative Nutzen, mag bezweifelt werden. Abträglich sind Ausgleichsbemühungen dem Gemeinwohl mit Sicherheit nicht.
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