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Astronomische Gesellschaft: AG-Preise für herausragende Beiträge zur Astronomie

Im Rahmen der Jahrestagung der Astronomischen Gesellschaft (AG) in Köln wurden am 10. September 2024 sieben Preisträgerinnen und Preisträger ausgezeichnet.
Exoplaneten beim Transit (Illustration)

Die Astronomische Gesellschaft (AG), die deutsche Fachgesellschaft für Astronomie und Astrophysik, gab Ende August die Preisträgerinnen und Preisträger für das Jahr 2024 bekannt. Die sieben Auszeichnungen für exzellente Leistungen in den Bereichen Forschung, Softwareentwicklung und Wissenschaftspublizistik wurden nun während der Jahrestagung vergeben.

Karl-Schwarzschild-Medaille: Die höchste Auszeichnung der Astronomischen Gesellschaft geht an Prof. Dr. Anton Zensus, Direktor am Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn. Er wird für seine Führungsrolle bei der Weiterentwicklung radioastronomischer Beobachtungsmethoden mit sehr hoher Winkelauflösung und Empfindlichkeit geehrt. Nach seinem Studium in Köln, Münster und Bonn forschte und lehrte er am California Institute of Technology und am National Radio Observatory in den USA, am Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn und an der Universität zu Köln. Die Radiointerferometrie mit sehr langen Basislinien (Very Long Baseline Interferometry, VLBI) hat sich, insbesondere durch die Einflüsse von Zensus und seiner Forschungsgruppe, zu einem zentralen Beobachtungsverfahren entwickelt. VLBI wird mittlerweile nicht nur in der Astrophysik verwendet, sondern auch in der Astrometrie und Geodäsie. Diese Entwicklungen und eine weltweit herausragende Kooperation ermöglichten außergewöhnliche astronomische Beobachtungen. Die einzigartigen Bilder des Event Horizon Telescope, welche die extrem massereichen Schwarzen Löcher in der elliptischen Galaxie Messier 87 und im Zentrum unseres Milchstraßensystems zeigen, sorgten weltweit für Aufsehen und öffneten neue Wege zur Erforschung von aktiven Galaxienkernen.

Preis für Astrophysikalische Software: Prof. Dr. Willem van Straten erhält die diesjährige Auszeichnung für seine maßgebliche Rolle bei der Entwicklung des Softwarepakets PSRCHIVE, das für die Auswertung von Pulsarbeobachtungen eingesetzt wird. Das Paket stellt Wissenschaftlern eine breite Palette an Werkzeugen zur Verfügung, mit denen Daten analysiert und visualisiert werden können. Seit der ersten Veröffentlichung im Jahr 2004 wurde PSRCHIVE in seiner Funktionalität erheblich weiterentwickelt, was zu zahlreichen Publikationen führte. Beispielsweise basiert der im Sommer 2023 veröffentlichte Nachweis des Gravitationswellenhintergrunds auf der Datenanalyse mit PSRCHIVE. Van Straten studierte in Kanada und promovierte an der Swinburne University of Technology in Australien. Nach einigen internationalen Zwischenstationen arbeitet er seit Kurzem am Manly Astrophysics Institute und ist Mitbegründer der Firma Fourier Space.

Ludwig-Biermann-Förderpreis: Dr. Matthias Kluge, derzeit Postdoc am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE) in Garching, erhält die Auszeichnung für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, mit der ein Forschungsaufenthalt an einem selbst gewählten Institut ermöglicht werden soll. Kluge promovierte im Jahr 2020 mit summa cum laude an der Universitäts-Sternwarte der Ludwig-Maximilians-Universität München über Haufengalaxien und wechselte später als Postdoc in die Hochenergiegruppe des MPE. In seiner Forschung widmet er sich den Entstehungsprozessen des Intracluster-Lichts in Galaxienhaufen, also des diffusen Leuchtens zahlreicher ungebundener Sterne, die aus ihren Heimatgalaxien gerissen wurden. Zudem arbeitet Kluge in den zwei großen Konsortien der Weltraumteleskope eROSITA und Euclid an unterschiedlichen Themen.

Promotionspreis: Dr. Matti Dorsch wird für seine an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg absolvierte Doktorarbeit mit dem Titel »Tracing the diversity of hot subdwarf evolution: Surface composition, magnetic fields, and populations« geehrt. Darin gelang ihm erstmals der Nachweis lange gesuchter Magnetfelder bei einer bestimmten Klasse heißer Sterne. Seine genauen spektroskopischen, fotometrischen und kinematischen Analysen, für die er neue Techniken entwickelte, sind für das Weiterentwickeln des Forschungsfelds von Bedeutung. Neben dem Veröffentlichen zahlreicher Publikationen warb er unter anderem erfolgreich Beobachtungszeit mit dem Weltraumteleskop Hubble ein.

Bruno-H.-Bürgel-Preis: Die Auszeichnung geht an den Astrophysiker und Wissenschaftsjournalisten Dirk Lorenzen, der sich seit drei Jahrzehnten für die Popularisierung von Astronomie und Raumfahrt in der breiten Öffentlichkeit engagiert. In Hörfunkbeiträgen, Vorträgen und Büchern deckt er ein breites Themenspektrum ab: von den Grundlagen der Astronomie über aktuelle Beobachtungstipps und Ereignisse bis hin zu Entwicklungen in Technik und Raumfahrt. Als Autor der täglichen Kolumne »Sternzeit« im Deutschlandfunk greift er regelmäßig Fragen von Zuhörerinnen und Zuhörern auf, welche die Sendung so mitgestalten können.

Hans-Ludwig-Neumann-Preis: Prof. Dr. Oliver Schwarz, der seit dem Jahr 2008 das Institut für Didaktik der Physik und die Sternwarte der Universität Siegen leitet, wird für seine Verdienste um die Vermittlung der Astronomie in Schulen geehrt. Schwarz kombinierte astronomische Beobachtungen und Experimente für die praxisnahe didaktische Ausbildung und den Schulunterricht. Er ist zudem Autor mehrerer Schulbücher und verfasste zahlreiche Beiträge für »Wissenschaft in die Schulen«. Er ist seit 2011 Herausgeber der Zeitschrift »Astronomie und Raumfahrt im Unterricht«, der einzigen fachdidaktischen Zeitschrift zur Astronomie in Deutschland. Schwarz hat zudem mit der Einrichtung des Bildungsausschusses die Bildungsarbeit der Astronomischen Gesellschaft maßgeblich mitgestaltet.

Sonderpreis der AG: Anna Maria Weiß vom Einstein-Gymnasium in Neuenhagen bei Berlin erhielt den von der Astronomischen Gesellschaft ausgelobten Sonderpreis für ihre Arbeit zum Thema Exoplaneten, für die sie bereits den Bundessieg und 1. Preis in den Geo- und Raumwissenschaften im Wettbewerb »Jugend forscht« erlangt hatte. In ihrem Projekt zeigte Anna Maria Weiß, dass das Objekt TOI 1147 b im Sternbild Drache ein Exoplanet ist, der seinen Zentralstern auf einer stark elliptischen Umlaufbahn umkreist. Neben dem eigentlichen Nachweis des neuen Exoplaneten konnte sie zudem bestimmen, dass es sich um einen »Heißen Jupiter« handelt, dessen Radius und Masse ungefähr dem 2,3- beziehungsweise 1,6-Fachen von Jupiter entsprechen.

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