News: Die zwei Seiten von Vitamin C
Antioxidantien schaffen hier Abhilfe: Sie wirken derartigen Kettenreaktionen entgegen, indem sie die gefährlichen freien Radikale entschärfen. Auch das wasserlösliche Vitamin C (Ascorbinsäure), das im menschlichen Körper vielfältigste Aufgaben erfüllt, hält als "Radikalfänger" die aggressiven Teilchen in Schach, die bei ihrer Jagd nach einem weiteren Elektron direkte Schäden am Erbgut hervorrufen können.
Zusätzlich gefährden die freien Radikale die DNA auch indirekt: Ihr Zerstörungswerk beginnen sie mit der Umwandlung von Leinölsäure, der mehrfach ungesättigten Fettsäure im menschlichen Plasma, in eine Verbindung namens Lipidhydroperoxid. Diese reagiert in Gegenwart von bestimmten Metallionen zu einem so genannten "Genotoxin" – einer Substanz, die krebsauslösende Mutationen an den DNA-Basen vornimmt.
Möglicherweise – so spekulierten Wissenschaftler – steht auch der Radikalbekämpfer Vitamin C den Lipidhydroperoxiden bei ihrer Verwandlung in Genotoxine hilfreich zur Seite. Um diesem Verdacht nachzugehen, fügten Ian Blair und seine Kollegen vom Center for Cancer Pharmacology an der University of Pennsylvania Lipidhydroperoxid-Lösungen Vitamin C hinzu. In ihren Laborversuchen setzten sie eine Konzentration ein, die der im menschlichen Körper entspricht – vorausgesetzt, eine Person nimmt täglich 200 Milligramm Ascorbinsäure zu sich.
Und die Vermutung der Forscher bestätigte sich: Vitamin C war mehr als doppelt so wirksam wie Metallionen, die Bildung von Genotoxinen auszulösen, darunter eine besonders bedrohliche Variante. Doch diese Studie – so warnt Blair – soll weder als Warnung aufgefasst werden, dass Ascorbinsäure Krebs verursacht, noch stellt sie eine ausgewogene, Vitamin-C-reiche Ernährung in Frage.
Vielmehr liefern die Ergebnisse eine mögliche Erklärung für das Phänomen, dass Vitamin C in klinischen Studien bislang wenig Erfolge im Kampf gegen Krebs zeigte. Im nächsten Schritt wollen die Forscher untersuchen, ob Ascorbinsäure auch in lebenden Zellen bedeutende Mengen an Genotoxinen produziert und ob diese krebsauslösende Mutationen hervorrufen.
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