Beim Dinogewicht verschätzt: Dinosaurier waren gar nicht so fett
Die allergrößten Giganten unter den Dinosauriern waren sicher imposante Geschöpfe, womöglich aber längst nicht so vieltonnenschwer wie zuletzt von einigen Forschern behauptet, behaupten nun andere Forscher. Sie beziehen sich dabei auf eine neue Modellberechnung des vermutlichen Körperlebendgewichts von Dreadnoughtus schrani – einem riesigen Pflanzenfresser, dessen fossile Überreste im Jahr 2005 in Argentinien entdeckt und vier Jahre lang ausgegraben worden waren. Zunächst schloss man danach, das zum Zeitpunkt des Todes noch jugendliche Tier hätte einst rund 65 Tonnen auf die Waage gebracht. Eine deutlich übertriebene Schätzung, meinen jetzt die Wissenschaftlerinnen um Susannah Maidment.
Ihr Team hat nun ein neues digitales Modell auf der Basis der Knochenfunde errechnet. Das Exemplar ist zwar das vollständigste Skelett eines Megasauriers, immerhin aber fehlen rund 30 Prozent des Skeletts inklusive des Schädels. Im Modell addierten die Forscherinnen diese ebenso hinzu wie typische Volumenanteile von Weichgewebe – also Muskeln, Fleisch und Organe. Dafür veranschlagten sie einen Mittelwert von 21 Prozent des Knochenvolumens, der bei heute lebenden Großsäugetieren anfällt, und addierten das Gewicht der Knochen sowie der virtuell dazu simulierten Gewebemasse, zogen einen Pauschalwert für die luftgefüllte Lunge ab und kamen so auf einen Schätzwert für das Gesamtgewicht des Tiers: 28 metrische Tonnen, also weniger als die Hälfte der ursprünglichen Angabe.
Selbst ein testweise ebenfalls simuliertes Modell eines 40 Tonnen schweren Tieres hätte auf dem Skelettgerüst nicht nur grotesk ausgesehen, es müsste auch ein so dichtes und schweres Gewebe gehabt haben, wie es in keiner heute lebenden Tiergruppe vorkommt, erklärt das Dinosaurier-Simulationsteam. Bei einem typischen Gewebedichtewert (ein hoch gewählter, aber gängiger, in den Simulationen genutzter Standard sind hier 1000 Kilogramm pro Kubikmeter) würde ein physiologisch funktionsfähiges Tier kaum schwerer werden als gute 30 Tonnen. Womöglich waren die alten Schätzungen falsch, weil dafür die maximal mögliche Tragfähigkeit der gefundenen Knochen verwendet worden war: Das könne gerade bei Jungtieren zu falschen Schlüssen verleiten, mahnen die Forscher.
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