Verhalten: Einfache Wahl
Einer für alle, alle für einen, und das meiste für mich? Gute Frage, nach welchen Kriterien so manches Rudeltier seine Entscheidungen fällt - oder von wem es sich sagen lässt, wo's lang geht. Schaben vertrauen dabei offenbar auf nachbarschaftliche Informationen.
Eine Schabe kommt selten allein – wo einer dieser ungeliebten Sechsbeiner über den Boden rennt, ist die zahlreiche Verwandtschaft meist nicht nicht weit. Doch scheint die Gruppe rein anarchistisch organisiert: Man lebt mit- und nebeneinander, ganz ohne Führungsanspruch Einzelner. Futtersuche, Versteckaufspüren – darum kümmert sich jeder selbst. Anders als bei sozialen Insekten gibt es keinen Anspruch, alles dem Wohl der Gemeinschaft unterzuordnen.
Eine Versammlung egozentrischer Individualisten also? Nicht unbedingt – wissen die Tiere es doch durchaus zu schätzen, nicht einfach eigenbrötlerische Wege zu gehen. So bietet Klüngeln durchaus Vorteile: Wo andere sich sammeln, dürfte wohl Fressbares sein, und auch die Gefahr, in einem hungrigen Räubermagen zu landen, minimiert sich mit jedem Begleiter, der als Alternative herhalten könnte. Andererseits bedeuten Artgenossen Konkurrenz um Nahrhaftes, und überfüllte Zufluchtsstätten haben für Schaben nur einen begrenzten Reiz.
So verliert eine Schabe immer stärker an Wanderlust, je mehr Artgenossen sich im Schlupfwinkel bereits um sie geschart haben. Für die draußen vor der Tür gilt dagegen – je voller es schon ist, desto weniger Interesse wird gehegt, sich noch dazu zu gesellen. Bleibt also die Frage: Wonach richten sie ihre Entscheidung, zu bleiben oder doch die Wanderstiefel zu schnüren?
Klingt alles sehr regelhaft? Ist es auch: Die Forscher waren problemlos in der Lage, die möglichen Varianten durch ein einfaches Modell auszudrücken. Als sie außerdem den Nutzen für die Tiere berechneten, bestätigte sich das Bild.
Ohne also das gesamte Gebiet erforscht, detaillierte Informationen von Artgenossen oder genaue Anweisung von einer Führungspersönlichkeit erhalten zu haben, entscheiden sich die Jungschaben allein auf Grund der angetroffenen Kompagnons für die optimale Lösung, die ihnen größtmöglichen Nutzen bringt. Einzige Bedingung ist, dass die Tiere flexibel bleiben, ihre Entscheidung also jederzeit ändern können.
Ein solches, von der Dichte angetroffener Kollegen abhängiges Verhalten ist bereits von vielen Tieren bekannt und insbesondere bei Ameisen gut untersucht. Interessanterweise führen also dieselben Mechanismen einmal zum besten Wohl aller, während es bei Schaben das Wohl eines Einzelnen maximiert. Vielleicht, so spekulieren die Forscher, gilt daher ihr einfaches Modell weit über die Schabenwelt hinaus.
Eine Versammlung egozentrischer Individualisten also? Nicht unbedingt – wissen die Tiere es doch durchaus zu schätzen, nicht einfach eigenbrötlerische Wege zu gehen. So bietet Klüngeln durchaus Vorteile: Wo andere sich sammeln, dürfte wohl Fressbares sein, und auch die Gefahr, in einem hungrigen Räubermagen zu landen, minimiert sich mit jedem Begleiter, der als Alternative herhalten könnte. Andererseits bedeuten Artgenossen Konkurrenz um Nahrhaftes, und überfüllte Zufluchtsstätten haben für Schaben nur einen begrenzten Reiz.
So verliert eine Schabe immer stärker an Wanderlust, je mehr Artgenossen sich im Schlupfwinkel bereits um sie geschart haben. Für die draußen vor der Tür gilt dagegen – je voller es schon ist, desto weniger Interesse wird gehegt, sich noch dazu zu gesellen. Bleibt also die Frage: Wonach richten sie ihre Entscheidung, zu bleiben oder doch die Wanderstiefel zu schnüren?
Hilft nur nachsehen, entschieden ihrerseits Jean-Marc Amé und José Halloy von der Freien Universität Brüssel und seine Kollegen. Sie schickten in allen Dingen des Lebens noch völlig unerfahrene Jungschaben in den Ring einer Petrischale, in der sie je nach Versuch zwei oder mehr gleichwertige Plastikkisten als Zufluchtsorte postierten. Dabei jonglierten sie auch mit der Zahl der Tiere: Mal boten die Unterschlupfe reichlichst Platz für alle, mal ging es gerade so auf, mal passten selbst bei engstem Zusammenrücken nicht alle hinein. Nach 24 Stunden schließlich zählten die Forscher einmal durch, wie viele Tiere sich nun wo zur Siesta versammelt hatten, und entwickelten aus den Daten allgemeine Modelle.
Ist nicht genug Platz für alle, folgt ganz logisch: Alle verfügbaren Schlafplätze werden aufgefüllt, wer zu spät kommt, muss draußen bleiben. Gibt es mehr Platz als Schaben, werden alle alternativen Zufluchtsstätten gleichermaßen besetzt – also nicht eine zugestopft und die anderen dürftig belegt, sondern in ausgewogenem Verhältnis. Passen hingegen alle in eine Bettenkammer, bleibt die zweite – und auch jede weitere – tatsächlich leer. Hier entscheidet allein der Zufall, welche Rückszugsstätte ausgewählt wird.
Klingt alles sehr regelhaft? Ist es auch: Die Forscher waren problemlos in der Lage, die möglichen Varianten durch ein einfaches Modell auszudrücken. Als sie außerdem den Nutzen für die Tiere berechneten, bestätigte sich das Bild.
Ohne also das gesamte Gebiet erforscht, detaillierte Informationen von Artgenossen oder genaue Anweisung von einer Führungspersönlichkeit erhalten zu haben, entscheiden sich die Jungschaben allein auf Grund der angetroffenen Kompagnons für die optimale Lösung, die ihnen größtmöglichen Nutzen bringt. Einzige Bedingung ist, dass die Tiere flexibel bleiben, ihre Entscheidung also jederzeit ändern können.
Ein solches, von der Dichte angetroffener Kollegen abhängiges Verhalten ist bereits von vielen Tieren bekannt und insbesondere bei Ameisen gut untersucht. Interessanterweise führen also dieselben Mechanismen einmal zum besten Wohl aller, während es bei Schaben das Wohl eines Einzelnen maximiert. Vielleicht, so spekulieren die Forscher, gilt daher ihr einfaches Modell weit über die Schabenwelt hinaus.
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