News: Eisige Schlankheitskur
Seit den sechziger Jahren hat die Dicke der Eisdecke in der Arktis um 40 Prozent abgenommen. Veränderungen in den Meeresströmungen und den Windverhältnissen sollten hauptsächlich dafür verantwortlich sein. Weit gefehlt: Der längere Sommer ist schuld.
Lars, der kleinen Eisbär, treibt auf einer Eisscholle von Zuhause fort. Viele aufregende Abenteuer erwarten ihn, und er lernt rund um den Planeten neue Freunde kennen, die ihm schließlich helfen, in seine Heimat zurückzukehren – jene kalte Eiswelt der Arktis. Seine realen Artgenossen werden wohl nie eine solche Bilderbuchreise nach Afrika machen, doch spielen Eisschollen auch in ihrem Leben eine wichtige Rolle: Bricht die tragende Eisdecke zu früh auseinander, erschwert das den Tieren die Jagd auf Seehunde, da sie nicht mehr nahe genug an die Beute herankommen.
Aber nicht nur für Eisbären, auch für den Blick in die Klimazukunft ist die Eisbedeckung in der Arktis grundlegend. Schließlich sinkt mit abnehmender Eisfläche die Albedo – die Reflexion der Sonneneinstrahlung – in diesem Gebiet. Und das wiederum wirkt sich ganz entscheidend auf die Temperaturentwicklung der nächsten Jahrzehnte aus.
Allerdings ist die Datenlage dünn – passend zum Eis, das seit den sechziger Jahren offensichtlich 40 Prozent seiner Dicke verloren hat. Um der Unsicherheit nun ein Ende zu setzen, haben Seymour Laxon vom University College London und Doug Smith vom Hadley Centre for Climate Prediction and Research Radar- und Mikrowellendaten von Satelliten der letzten acht Jahre ausgewertet und daraus die durchschnittliche winterliche Eisdicke in der Region bestimmt.
2,73 Meter misst das Eis demnach gemittelt im Winter. Doch schwankten die Werte während dieses Zeitraums von Jahr zu Jahr um neun Prozent um diesen Wert – oder anders gesagt, um 24,5 Zentimeter. Damit ist die Variabilität um mindestens 50 Prozent größer, als in gängigen Klimamodellen angesetzt wird. Verbunden damit waren Schwankungen der mittleren Eisausdehung um 1,7 Prozent um den Durchschnitt, was den bisherigen Annahmen widerspricht, Veränderungen der Eisdicke liefen in viel längeren Zeiträumen ab als Schwankungen in der Ausdehnung.
Insgesamt also zeigt die Eisdicke in der Arktis viel kurzfristigere und stärkere Wandel als in den meisten Klimamodellen zugrunde gelegt wird. Und nicht nur das kam überraschend, auch die ausschlaggebenden Faktoren sind mitnichten jene, die in den Modellen verankert sind: Die längeren Sommer verpassen dem arktischen Eis die Schlankheitskur. Pro Tag mehr Schmelzzeit dünnt das Eis um 4,9 Zentimeter. Das ist zwar deutlich mehr als die bisher aktuell im Freiland gemessenen knapp zwei Zentimeter, doch führen die Forscher ihren höheren Wert auf gegebenfalls regional unterschiedliche Schmelzgeschwindigkeiten sowie Abtauprozesse im Untergrund zurück.
Also sind es nicht Meeresströmungen und Windverhältnisse, die in Klimamodellen den größten Einfluss auf die arktische Eisschicht ausüben, die Programmierer werden wohl einiges ändern müssen. Denn der Sommer ist schuld – und der könnte sich im Laufe der nächsten Jahrzehnte durch die Klimaerwärmung womöglich noch weiter ausdehnen, mit entsprechend fatalen Folgen nicht nur für die Eisbären, denen dadurch ihre Jagdgründe davonschmelzen.
Aber nicht nur für Eisbären, auch für den Blick in die Klimazukunft ist die Eisbedeckung in der Arktis grundlegend. Schließlich sinkt mit abnehmender Eisfläche die Albedo – die Reflexion der Sonneneinstrahlung – in diesem Gebiet. Und das wiederum wirkt sich ganz entscheidend auf die Temperaturentwicklung der nächsten Jahrzehnte aus.
Allerdings ist die Datenlage dünn – passend zum Eis, das seit den sechziger Jahren offensichtlich 40 Prozent seiner Dicke verloren hat. Um der Unsicherheit nun ein Ende zu setzen, haben Seymour Laxon vom University College London und Doug Smith vom Hadley Centre for Climate Prediction and Research Radar- und Mikrowellendaten von Satelliten der letzten acht Jahre ausgewertet und daraus die durchschnittliche winterliche Eisdicke in der Region bestimmt.
2,73 Meter misst das Eis demnach gemittelt im Winter. Doch schwankten die Werte während dieses Zeitraums von Jahr zu Jahr um neun Prozent um diesen Wert – oder anders gesagt, um 24,5 Zentimeter. Damit ist die Variabilität um mindestens 50 Prozent größer, als in gängigen Klimamodellen angesetzt wird. Verbunden damit waren Schwankungen der mittleren Eisausdehung um 1,7 Prozent um den Durchschnitt, was den bisherigen Annahmen widerspricht, Veränderungen der Eisdicke liefen in viel längeren Zeiträumen ab als Schwankungen in der Ausdehnung.
Insgesamt also zeigt die Eisdicke in der Arktis viel kurzfristigere und stärkere Wandel als in den meisten Klimamodellen zugrunde gelegt wird. Und nicht nur das kam überraschend, auch die ausschlaggebenden Faktoren sind mitnichten jene, die in den Modellen verankert sind: Die längeren Sommer verpassen dem arktischen Eis die Schlankheitskur. Pro Tag mehr Schmelzzeit dünnt das Eis um 4,9 Zentimeter. Das ist zwar deutlich mehr als die bisher aktuell im Freiland gemessenen knapp zwei Zentimeter, doch führen die Forscher ihren höheren Wert auf gegebenfalls regional unterschiedliche Schmelzgeschwindigkeiten sowie Abtauprozesse im Untergrund zurück.
Also sind es nicht Meeresströmungen und Windverhältnisse, die in Klimamodellen den größten Einfluss auf die arktische Eisschicht ausüben, die Programmierer werden wohl einiges ändern müssen. Denn der Sommer ist schuld – und der könnte sich im Laufe der nächsten Jahrzehnte durch die Klimaerwärmung womöglich noch weiter ausdehnen, mit entsprechend fatalen Folgen nicht nur für die Eisbären, denen dadurch ihre Jagdgründe davonschmelzen.
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