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Alternativer Nobelpreis 2011: Engagement mit Herzblut

Der Right Livelihood Award zeichnet jedes Jahr beispielgebende Kämpfer für eine bessere Welt aus. Dieses Jahr gab es Ehrungen für den Einsatz in der Solartechnik, die Menschenrechte, für Kleinbauern - und pro natürliche Geburtenbegleitung.
Alternativer Nobelpreis
Huang Ming | ist trotz aller Erfolge und mehrerer Auszeichnungen bescheiden geblieben. Hier spricht er bei einer früheren Preisverleihung im Januar 2011.
Als Huang Mings Tochter zur Welt kam, entschied er, dass es so nicht weitergehen könne. Der Chinese hatte als Ingenieur in der Erdölforschung von Dezhou City gearbeitet. Nun sorgte er sich um Umweltverschmutzung, Smog und mangelnde Nachhaltigkeit. Auf sein Gehalt angewiesen, begann er zunächst heimlich und nebenbei, sein neues Unternehmen für Solarenergie aufzubauen. Heute ist Himin Solar ein Vorzeigeprojekt in Dezhou City. Das so entstandene "Solar Valley" umfasst auch ein Ausbildungszentrum für 2000 Studenten im Bereich Solarenergie. Ming ist für seinen Einsatz nun der undotierte Ehrenpreis des Right Livelihood Awards verliehen worden.

Die Jury entschied sich für Ming, da er mit den Produkten von Himin Solar nicht nur auf Innovation, sondern auch auf Bezahlbarkeit und Massenanwendung setzt. "Ich habe einen Traum", so sagt es Ming selbst, "dass die Solarindustrie eines Tages so fortgeschritten sein wird wie die Informationstechnologie, so ausgereift wie die Herstellung von Haushaltsgeräten und so großindustriell und automatisiert wie die Automobilindustrie." Himin Solar hält mittlerweile mehrere hundert Patente und produziert unter anderem Sonnenkollektoren mit einer jährlichen Gesamtfläche von zwei Quadratkilometern.

Anwältin für die Opfer der Tschad-Diktatur

Jacqueline Moudeina | ist Anwältin für Menschenrechte und setzt sich für die Folter- und Todesopfer der Diktatur von Hissène Habré ein. Hier spricht sie auf einer Pressekonferenz im Juni 2011 über das Gerichtsverfahren gegen den ehemaligen Despoten.
Die afrikanische Anwältin Jaqueline Moudeina stellt sich furchtlos und hartnäckig den Straftätern der ehemaligen Diktatur im Tschad entgegen. Sie kämpft von der lokalen Basis bis zur internationalen Rechtsprechung für die Opfer dieser Diktatur unter Hissène Habré, der von 1982 bis 1990 herrschte. Unter Habré wurden 40 000 politisch motivierte Morde begangen, viele der ausführenden Sicherheitsbeamten erhielten nach 1990 hohe Positionen in der nächsten Regierung.

1995 kehrte Moudeina aus ihrem kongolesischen Exil zurück und wurde eine der ersten weiblichen Rechtsreferendare im Tschad. Als im Jahr 2000 andere tschadische Anwälte eine Beteiligung ablehnten, reichte sie Klage ein gegen Habré, der im Senegal im Luxus lebte. Im folgenden Jahr entkam sie nur knapp einem Anschlag auf ihr Leben. Bis heute ist der juristische Kampf gegen Habré nicht abgeschlossen, trotz der international wirksamen Verurteilung durch ein belgisches Gerichts und trotz eines Verfahrens im Senegal. Doch Moudeina hat nicht aufgegeben. Seit 2004 ist sie zudem Präsidentin der Menschenrechtsorganisation Chadian Association for the Promotion and Defence of Human Rights (ATPDH). Diese hat sich zum Ziel gesetzt, die Menschenrechte zu propagieren, die Rechte der Frauen und Kinder zu stärken, Folter auf der einen und Strafimmunität auf der anderen Seite zu reduzieren. Die Arbeit gegen Kindersklaverei ist nur eines der vielen Programme von ATPDH. Für ihre zahlreichen Verdienste wurde Moudeina nun ausgezeichnet.

Eine Nichtregierungsorganisation kämpft gegen Land Grabbing

GRAIN ist eine kleine Gruppe von Menschen mit einem großen Ziel. Weil ihre "weltweite Arbeit die Lebensgrundlage und Rechte bäuerlicher Gemeinschaften schützt und den massiven Aufkauf von Ackerland in Entwicklungsländern durch ausländische Finanzinvestoren entlarvt", so heißt es in der Begründung der Jury, erhält auch GRAIN dieses Jahr einen Alternativen Nobelpreis. Schon seit über 20 Jahren engagieren sich die GRAIN-Aktivisten für gleich bleibende Biodiversität, die sie als Grundlage der weltweiten Nahrungsversorgung bezeichnen. Dafür betreiben sie viel Aufklärungsarbeit sowie Informations- und Sensibilisierungskampagnen.

GRAIN | Henk Hobbelink (links), GRAIN-Koordinator, und Jeanne Zoundjihékpon (hinten Mitte), GRAIN-Mitarbeiterin, im Jahr 2008 mit argentinischen Bauern
Zudem hat sich GRAIN darauf spezialisiert, den Aufkauf von Land durch ausländische Finanzinvestoren aufzuzeigen. Selbst Rentenfonds werden bereits in dieses so genannte Land Grabbing investiert. Der Aufkauf erhöht die Armut der betroffenen Bauern und führt zur Zerstörung von Ökosystemen durch nicht nachhaltige Bewirtschaftung. Das Problem wird durch den Mangel an Transparenz und Information verstärkt, wogegen GRAIN nun gezielt angeht. Im letzten Jahr gaben sie gemeinsam mit anderen Organisationen eine internationale Erklärung gegen Land Grabbing heraus.

Für natürliche Geburtenmethoden

Ina May Gaskin | auch "die bekannteste Hebamme der Welt" genannt, ist für ihr Lebenswerk ausgezeichnet worden.
Etwas aus dem Rahmen fällt die vierte Auszeichnung dieses Jahres. Ina May Gaskin aus den USA wird geehrt, "weil sie Geburtsmethoden lehrt und verbreitet, die Frauen in den Mittelpunkt stellen und die körperliche wie geistige Gesundheit von Mutter und Kind fördern". Gaskins Hilfe zielt nicht auf Umweltprobleme oder die Vertretung der Rechte leidtragender Bevölkerungsgruppen ab, sondern auf ein Problem, das sie und die Jury in der ersten Welt sehen: die Abschaffung des Hebammenberufs Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA und das Verschwinden der natürlichen Geburt.

Die Preisträgerin ist mit Stephen Gaskin verheiratet, der 1980 zu den ersten beiden Preisträgern des Alternativen Nobelpreises zählte. Er wurde damals für sein Projekt Plenty International ausgezeichnet. Zehn Jahre zuvor war das Ehepaar auf einer Tour, bei der Stephen Gaskin über sein Projekt sprach. In einem Schulbus machte Ina May Gaskin damals ihre erste unerwartete Erfahrung als Nothebamme. Daraufhin lernte sie den Beruf und gründete schon im nächsten Jahr das Hebammenzentrum The Farm. Schon in den 1970er Jahren wurde The Farm bekannt als Ausbildungs- und Praxiszentrum von Hebammen. Und während die Kaiserschnittrate USA-weit bis 2005 auf 30 Prozent anstieg, blieb sie in The Farm über die Jahre konstant bei etwa 2 Prozent.

Gaskin war stark eingebunden in den Aufbau der North American Registry of Midwives; die über diese Organisation bescheinigte Qualifikation als Hebamme wird mittlerweile in vielen amerikanischen Bundesstaaten anerkannt. Außerdem plädiert Gaskin für das Stillen und prangert an, dass in manchen Bundesstaaten Frauen mit Haft gedroht wurde, wenn sie in der Öffentlichkeit stillen. Auf all diesen Ebenen engagiert sich Gaskin für natürliche Geburt, denn, wie sie sagt: "Ein guter Anfang macht einen positiven Unterschied in der Welt." (lh)

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