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Psychopharmaka: Erwünschte Nebenwirkung

Ein vermeintlicher Nebeneffekt stellt sich als Wirkmechanismus von Antidepressiva heraus.
Pillen fürs Stimmungshoch

Psychopharmaka gelten – neben Psychotherapie – als Mittel der Wahl in der Depressionstherapie. Wissenschaftler aus Deutschland und der Schweiz fanden jetzt heraus, dass ein vermeintlicher Nebeneffekt der Stimmungsaufheller für die eigentliche Wirkung verantwortlich sein könnte.

Die Forscher um Erich Gulbins von der Universität Duisburg-Essen untersuchten die Neubildung von Nervenzellen im Gehirn, auch neuronale Plastizität genannt. Hierzu veränderten sie Mäuse genetisch so, dass die Tiere mehr Ceramid produzierten – ein Lipid, das die Nervenzellbildung hemmt. Tatsächlich zeigten die Mutanten vermehrt depressionsähnliche Symptome.

Zudem entdeckte das Forscherteam, dass gängige Antidepressiva ein für die Ceramidproduktion wichtiges Enzym namens saure Sphingomyelinase hemmen. Der Ceramidspiegel im Nagerhirn ließ sich auf diese Weise medikamentös senken.

Auch beim Menschen könnte der stimmungsaufhellende Effekt von Psychopharmaka auf der Minderung des Ceramidspiegels im Gehirn beruhen. Dies würde erklären, warum es den Patienten meist erst einige Wochen nach Medikamentengabe besser geht – eine alleinige Wirkung auf das Botenstoffsystem müsste schon innerhalb weniger Minuten eintreten. Offenbar dauert es jedoch einfach länger, bis die enzymale Ceramidproduktion gedrosselt und so die neuronale Plastizität wieder angekurbelt wird.

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