Anthropologie: Evolution im Spiegel
Die Frage, wie sich der Mensch entwickelt hat, ist heute alles andere als geklärt. Einig sind sich die Wissenschaftler allein darüber, dass Homo sapiens nur einen Ast eines stark verzweigten Stammbaums darstellt. Doch wie gut, dass der Mensch nie allein war und seine Begleiter uns helfen, das große Puzzle unserer Geschichte zusammenzusetzen.
Wo immer Menschen gelebt, gejagt und gearbeitet haben, hinterließen sie Knochen, Werkzeuge und andere Überbleibsel und somit wertvolle Hinweise für die Rekonstruktion unserer Entwicklungsgeschichte. Heute verfügen Anthropologen über modernste Methoden, um das Alter der Fundstücke aufzuklären oder über Genanalysen Verwandtschaftsverhältnisse aufzuklären. Allerdings sind Fossilien von bereits ausgestorbenen Hominiden rar und ihre DNA nur sehr schwer zu extrahieren.
Anthropologen haben sich daher Plagegeistern zugewandt, die den Menschen schon immer begleitet haben: Parasiten. Denn diese sind ihren Wirten sehr treu und spiegeln dadurch dessen Entwicklungsgeschichte in ihrer eigenen. In der menschlichen Kopflaus (Pediculus humanus) sah die Gruppe um David Reed von der Universität von Utah einen besonders geeigneten Kandidaten. Denn diese Tierchen drangsalieren uns seit langem und haben daher "Ereignisse der menschlichen Geschichte in ihrer DNA aufgezeichnet", wie Reed erklärt.
"Heute haben Kinder Läuse, die sich auf zwei verschiedenen Hominiden-Arten entwickelt haben", interpretiert der Leiter der Untersuchung, Dale Clayton, dieses Ergebnis. "Aus der einen Art entstanden wir, die andere starb aus."
Diese beiden Spezies müssen seit ihrer Trennung lange voneinander isoliert gelebt haben – anders hätten sich die beiden Läuse-Linien genetisch nicht so unterschiedlich entwickeln können. Damit stützen die Forscher die sogenannte "Out-of-Africa"-Hypothese, nach der sich der moderne Mensch in Afrika entwickelt hat und erst vor etwa 100 000 Jahren seine Wanderung über die Kontinente antrat.
Irgendwann, nachdem auch er den afrikanischen Kontinent verlassen hat, muss Homo sapiens dann aber doch auf die Menschen-Art getroffen sein, von der er so lange getrennt war und die Heimat für die zweite Linie der Läuse bot. Schließlich finden wir die zweite Genvariante der Blutsauger heute auf so manchem Kopf, und die Tierchen springen nur bei direktem Kontakt von einem Wirt auf den anderen. Nach den Berechnungen der Wissenschaftler fand diese Begegnung erst vor knapp 30 000 Jahren statt – als Homo erectus eigentlich schon längst ausgestorben gewesen sein sollte.
"Es ist erstaunlich zu wissen, dass wir direkten Kontakt zu einer anderen Hominiden-Spezies hatten, mit der wir über eine Million Jahre keine gemeinsamen Vorfahren teilten", betont Reed. "Wir haben sie entweder bekämpft oder lebten mit ihnen zusammen oder haben uns sogar mit ihnen gepaart. Wie dem auch sein, wir haben sie berührt." Vielleicht, so spekuliert der Forscher, sind wir sogar für ihr Aussterben verantwortlich.
Sollten sich unsere Ahnen tatsächlich mit jener anderen Menschen-Art gepaart haben, spräche dies für eine weitere Theorie der Entstehung des modernen Menschen. Demnach ist unser Ursprung zwar in Afrika zu suchen, jedoch kreuzten sich unsere Vorfahren durchaus mit bereits in Europa und Asien ansässigen Hominiden. Diese Vermutung wollen die Forscher nun mit der Untersuchung eines weiteren Parasiten überprüfen, der seinen Wirt nur bei Geschlechtsverkehr wechselt: der Filzlaus.
Anthropologen haben sich daher Plagegeistern zugewandt, die den Menschen schon immer begleitet haben: Parasiten. Denn diese sind ihren Wirten sehr treu und spiegeln dadurch dessen Entwicklungsgeschichte in ihrer eigenen. In der menschlichen Kopflaus (Pediculus humanus) sah die Gruppe um David Reed von der Universität von Utah einen besonders geeigneten Kandidaten. Denn diese Tierchen drangsalieren uns seit langem und haben daher "Ereignisse der menschlichen Geschichte in ihrer DNA aufgezeichnet", wie Reed erklärt.
Als die Forscher die mitochondriale DNA der heutigen Kopflaus untersuchten, fanden sie heraus, dass deren Gene auf zwei Linien zurückzuführen sind, die sich schon vor etwa 1,2 Millionen Jahren auseinander entwickelt haben – lange bevor unsere Art Homo sapiens die evolutionäre Bühne betrat. Andererseits weist zu diesem Zeitpunkt auch der Hominiden-Stammbaum eine Verzweigung auf: Während unsere Vorfahren in Afrika blieben, machte sich Homo erectus auf, um Asien zu erobern.
"Heute haben Kinder Läuse, die sich auf zwei verschiedenen Hominiden-Arten entwickelt haben", interpretiert der Leiter der Untersuchung, Dale Clayton, dieses Ergebnis. "Aus der einen Art entstanden wir, die andere starb aus."
Diese beiden Spezies müssen seit ihrer Trennung lange voneinander isoliert gelebt haben – anders hätten sich die beiden Läuse-Linien genetisch nicht so unterschiedlich entwickeln können. Damit stützen die Forscher die sogenannte "Out-of-Africa"-Hypothese, nach der sich der moderne Mensch in Afrika entwickelt hat und erst vor etwa 100 000 Jahren seine Wanderung über die Kontinente antrat.
Irgendwann, nachdem auch er den afrikanischen Kontinent verlassen hat, muss Homo sapiens dann aber doch auf die Menschen-Art getroffen sein, von der er so lange getrennt war und die Heimat für die zweite Linie der Läuse bot. Schließlich finden wir die zweite Genvariante der Blutsauger heute auf so manchem Kopf, und die Tierchen springen nur bei direktem Kontakt von einem Wirt auf den anderen. Nach den Berechnungen der Wissenschaftler fand diese Begegnung erst vor knapp 30 000 Jahren statt – als Homo erectus eigentlich schon längst ausgestorben gewesen sein sollte.
"Es ist erstaunlich zu wissen, dass wir direkten Kontakt zu einer anderen Hominiden-Spezies hatten, mit der wir über eine Million Jahre keine gemeinsamen Vorfahren teilten", betont Reed. "Wir haben sie entweder bekämpft oder lebten mit ihnen zusammen oder haben uns sogar mit ihnen gepaart. Wie dem auch sein, wir haben sie berührt." Vielleicht, so spekuliert der Forscher, sind wir sogar für ihr Aussterben verantwortlich.
Sollten sich unsere Ahnen tatsächlich mit jener anderen Menschen-Art gepaart haben, spräche dies für eine weitere Theorie der Entstehung des modernen Menschen. Demnach ist unser Ursprung zwar in Afrika zu suchen, jedoch kreuzten sich unsere Vorfahren durchaus mit bereits in Europa und Asien ansässigen Hominiden. Diese Vermutung wollen die Forscher nun mit der Untersuchung eines weiteren Parasiten überprüfen, der seinen Wirt nur bei Geschlechtsverkehr wechselt: der Filzlaus.
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