Agrargeschichte: Frühe Körnerdiät
Vor etwas mehr als 10 000 Jahren begann eine Revolution: Der Mensch entdeckte Ackerbau und Viehzucht. Körner aber, selbst mühsam herauszupulende Winzlinge, standen schon lange vorher und in großer Vielfalt auf dem Speiseplan.
Gönnen Sie sich doch beim nächsten Löffel Müsli oder Bissen frisch gebackenen Brotes mal einen kurzen Gedankenausflug in die Vergangenheit: Seit wann stehen Körner wohl auf dem Speiseplan unserer Vorfahren? Eines ist klar – als vor etwa 10 000 Jahren Jäger und Sammler begannen, sich für Ackerbau und Viehzucht zu interessieren, kultivierten sie in ihren zunehmend anwachsenden Vorgärten auch die Vorläufer von Hafer, Weizen und Co. Ungleich größer war damals zwar noch der Aufwand im Vergleich zum Ergebnis, aber immerhin: Der erste Schritt zum Frühstücksmüsli war getan.
Aber waren Körner nicht auch schon zu früheren Zeiten eine beliebte Beilage oder gar Hauptmahlzeit? Die Frage ist schwer zu beantworten, da sich Pflanzensamen anders als Tierknochen sehr viel schlechter erhalten; die Fossilienlage ist dementsprechend mager. Aber manchmal gibt es eben Glücksfälle, so wie die am See Genezareth entdeckte Fundstätte Ohalo II, die etwa 23 000 Jahre alt ist. Unter Wasser überdauerten dort über 90 000 Pflanzenreste, die in einem derart hervorragenden Zustand sind, dass viele von ihnen bis auf Gattungs- oder gar Artniveau bestimmt werden konnten. Allein fast 19 000 Grassamen konnten die Forscher dort bergen – beste Voraussetzungen, um den Körnerbeitrag zum steinzeitlichen Speiseplan zu untersuchen.
Und der Beitrag war bedeutend, berichten nun Ehud Weiss von der Harvard-Universität und seine Kollegen, welche die teilweise winzigen Samenüberbleibsel genauer unter die Lupe nahmen. Neben den verbreiteten Wildgetreiden Emmer und Wildgerste stießen die Forscher auch auf Eicheln, Mandeln, Pistazien, wilde Oliven und zahlreiche Früchte und Beeren. Überraschenderweise stellten aber die nun wirklich nur Zahnlücken großen Samenkörnchen von Trespen (Bromus ssp.), die den größten Anteil ausmachten, sowie Fuchsschwanz (Alopecurus ssp.) und Rispengräser aus der Gattung Puccinellia – neben vielen mehr – den Löwenanteil.
Bromus-Arten waren auch in anderen Völkern, von Chile über Äthiopien bis Pakistan unter Nomaden wie frühen Bauern durchaus beliebt, trotz ihrer geringen Größe: Im Vergleich zu einem Emmerkorn bieten sie nur ein Viertel des Volumens – kein Wunder, dass Emmer und Wildgerste die überzeugenderen Kandidaten für den Ackerbau darstellten.
Doch seit wann bereicherten nun die Grassamen den Speisezettel der Menschen in der levantinischen Region – der nie wieder so bunt wurde, wie die Autoren betonen? Die altsteinzeitlichen Höhlen von Kebara und Amud zeigen, dass 25 000 Jahre zuvor zwar auch schon Pflanzensamen zur Ernährung gehörten, aber wohl keine wichtige Rolle spielten – schon gar nicht kleine Grassamen wie in Ohalo II. Dann jedoch kamen sie offenbar, 10 000 Jahre als bisher vermutet, sehr häufig, vielleicht sogar täglich, auf den Tisch.
Doch in den folgenden 15 000 Jahren verloren die winzigen Ballaststofflieferanten wieder an Bedeutung, weil nun die gezüchteten, ertragreicheren Sorten ihren Platz einnahmen. Ein Glück – sonst würden die Getreideflocken im Müsli heute deutlich kleiner ausfallen.
Aber waren Körner nicht auch schon zu früheren Zeiten eine beliebte Beilage oder gar Hauptmahlzeit? Die Frage ist schwer zu beantworten, da sich Pflanzensamen anders als Tierknochen sehr viel schlechter erhalten; die Fossilienlage ist dementsprechend mager. Aber manchmal gibt es eben Glücksfälle, so wie die am See Genezareth entdeckte Fundstätte Ohalo II, die etwa 23 000 Jahre alt ist. Unter Wasser überdauerten dort über 90 000 Pflanzenreste, die in einem derart hervorragenden Zustand sind, dass viele von ihnen bis auf Gattungs- oder gar Artniveau bestimmt werden konnten. Allein fast 19 000 Grassamen konnten die Forscher dort bergen – beste Voraussetzungen, um den Körnerbeitrag zum steinzeitlichen Speiseplan zu untersuchen.
Und der Beitrag war bedeutend, berichten nun Ehud Weiss von der Harvard-Universität und seine Kollegen, welche die teilweise winzigen Samenüberbleibsel genauer unter die Lupe nahmen. Neben den verbreiteten Wildgetreiden Emmer und Wildgerste stießen die Forscher auch auf Eicheln, Mandeln, Pistazien, wilde Oliven und zahlreiche Früchte und Beeren. Überraschenderweise stellten aber die nun wirklich nur Zahnlücken großen Samenkörnchen von Trespen (Bromus ssp.), die den größten Anteil ausmachten, sowie Fuchsschwanz (Alopecurus ssp.) und Rispengräser aus der Gattung Puccinellia – neben vielen mehr – den Löwenanteil.
Bromus-Arten waren auch in anderen Völkern, von Chile über Äthiopien bis Pakistan unter Nomaden wie frühen Bauern durchaus beliebt, trotz ihrer geringen Größe: Im Vergleich zu einem Emmerkorn bieten sie nur ein Viertel des Volumens – kein Wunder, dass Emmer und Wildgerste die überzeugenderen Kandidaten für den Ackerbau darstellten.
Doch seit wann bereicherten nun die Grassamen den Speisezettel der Menschen in der levantinischen Region – der nie wieder so bunt wurde, wie die Autoren betonen? Die altsteinzeitlichen Höhlen von Kebara und Amud zeigen, dass 25 000 Jahre zuvor zwar auch schon Pflanzensamen zur Ernährung gehörten, aber wohl keine wichtige Rolle spielten – schon gar nicht kleine Grassamen wie in Ohalo II. Dann jedoch kamen sie offenbar, 10 000 Jahre als bisher vermutet, sehr häufig, vielleicht sogar täglich, auf den Tisch.
Doch in den folgenden 15 000 Jahren verloren die winzigen Ballaststofflieferanten wieder an Bedeutung, weil nun die gezüchteten, ertragreicheren Sorten ihren Platz einnahmen. Ein Glück – sonst würden die Getreideflocken im Müsli heute deutlich kleiner ausfallen.
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