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Invasive Arten: Für Ameisen ist die Ostsee kein Hindernis

Auf einer kleinen Insel in Schweden leben Ameisen, die dort eigentlich nicht hingehören. Günstige Winde erlauben ihnen einen Hüpfer übers Meer.
Sonne

Die kleinen Vertreter der Ameise Temnothorax crassispinus kommen weiter herum als für möglich gehalten, berichten Forscher vom Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz: Aus ihrer Heimat in Polen und Lettland lassen sie sich offenbar übers Meer blasen, um – mit etwas Glück – auf den schwedischen Schären zu landen. Dies vermuten die Forscher, nachdem sie Exemplare der eigentlich wasserscheuen Tiere auf den Inseln vor der schwedischen Küste gefunden haben. Dorthin könnten die Ameisen im Prinzip nur auf drei Wegen gelangt sein: über einen weiten Umweg meist zu Land, verschleppt mit Holzimporten – oder eben direkt übers Meer. Letzteres sei am wahrscheinlichsten, so die Forscher um Bernhard Seifert nach einigen Untersuchungen.

Unwahrscheinlich erscheine jedenfalls, dass die Art aus ihrem Verbreitungsgebiet heraus über Dänemark und die kleineren Strecken übers Meer auf die Schären gelangt ist. Dagegen spreche etwa die Konkurrenz auf dem Weg: Die Schwesterart Temnothorax nylanderi dominiert seit Jahrtausenden auf dem schwedischen Festland sowie in Dänemark und Norddeutschland alle begehrten Nischen und dürfte den Rivalen T. crassispinus kaum durchreisen lassen. Auch die Görlitzer Forscher hatten nach dem Fund der Ameisen in Schweden daher vermutet, dass die kleinen Tiere von Menschen mit importiertem Brennholz zufällig eingeschleppt wurden: Traditionell hat man es in großen Mengen für die historischen Ziegeleibetriebe auf den Schären eingeführt; und die Ameisen nisten in ihrer Heimat bevorzugt in Eichenwäldern. Eine Auswertung schwedischer Quellen über Holzimporte ergab aber, dass Schweden nach dem verlorenen Nordischen Krieg 1720 Holz überwiegend aus dem eigenen Land oder aus Finnland zu verwenden begann.

Damit bleibt als Einwanderungsweg von den nächstgelegenen Temnothorax-crassispinus-Populationen in Lettland und Polen die Luft, so die Forscher: Zwar seien "die Tiere selbst ziemlich schlechte aktive Flieger, ihre im Verhältnis zum geringen Gewicht sehr große Flügelfläche macht sie aber ideal für den passiven Transport als 'Luftplankton'", erklärt Studienleiter Seifert. Zudem wehen die lokalen Winde während der sommerlichen Ameisen-Flüge in die richtige Richtung, so dass zumindest einige Tiere mit Glück die Ostsee überwinden und eine neue Heimat in Schweden erreichen können.

  • Quellen
Entomologisk Tidskrift 136 (1–2): S. 5–15, 2015.

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