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Radioaktivität: Fukushima-Einwohner waren weniger Strahlung ausgesetzt als angenommen

Ein einzigartiger Versuch aus der japanischen Stadt Date zeigt, dass sich Wissenschaftler im Bezug auf die Strahlenbelastung nach dem Reaktorunglück in Fukushima bislang offenbar verschätzten.
Fukushima

Nach der Havarie des Kernkraftwerks Fukushima Daiichi waren die Bewohner der umliegenden Städte womöglich einer geringeren Strahlenbelastung ausgesetzt als bislang angenommen. Darauf deutet nun zumindest eine Studie von Makoto Miyazaki und Ryugo Hayano von den Universitäten in Fukushima und Tokio hin. Die beiden Forscher werteten die Daten einer umfangreichen Messung aus, in deren Rahmen die Bewohner der Stadt Date, die etwa 50 bis 60 Kilometer nordwestlich des Kernkraftwerks liegt, ihre persönliche Strahlendosis praktisch selbst erhoben. Dazu stattete die Stadt ihre rund 65 000 Einwohner innerhalb von wenigen Monaten nach dem Reaktorunglück im März 2011 mit eigenen Dosimetern aus, die der Großteil der Menschen mindestens ein Jahr lang stets bei sich trug.

Die so gemessenen Strahlenwerte lagen dabei deutlich unter jenen, die die japanische Regierung im gleichen Zeitraum erhob. Die Daten der Regierung stützten sich dabei auf Messungen aus der Luft: Wissenschaftler überfolgen das Gebiet mit einem Helikopter und schlossen dann von den Werten in der Luft auf die Strahlenbelastung am Boden und für die einzelnen Bürger. Dabei gingen sie davon aus, dass der einzelne Einwohner im Mittel rund 60 Prozent dieser Strahlung abbekommt. Diese Schätzung beruht auf der Annahme, die Menschen würden pro Tag rund acht Stunden im Freien verbringen sowie 16 Stunden innerhalb von geschlossenen Gebäuden, die die Strahlenbelastung mildern. Tatsächlich waren die Bewohner Dates nach dem Reaktorunglück aber im Schnitt wohl nur rund 15 Prozent der von den Regierungswissenschaftlern ermittelten Strahlendosis ausgesetzt, ergaben nun die Messungen mit den persönlichen Dosimetern – die japanische Regierung lag also möglicherweise um den Faktor vier daneben.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Luftmessungen, die Forschern auch aus Kostengründen in solchen Situationen oft als einzige Möglichkeit zur Verfügung stehen, nicht so verlässlich sind wie bislang angenommen. Die Unterschiede in den Messungen könnten auch darauf beruhen, dass Menschen offenbar keine acht Stunden pro Tag im Freien verbringen, glauben Hayano und Miyazaki. Sie hoffen, dass diese Erkenntnis Experten künftig helfen könnte, die Strahlenbelastung und die damit verbundenen Gesundheitsrisiken realistischer einzuschätzen.

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