Beobachtungstipps für Amateurastronomen: Die Straße der Galaxien am Frühlingshimmel
Nach der nur in einem kleinen Bereich der Südhalbkugel sichtbaren partiellen Sonnenfinsternis wird es am Nachthimmel wieder etwas ruhiger und wir können die mondlosen Nächte der zweiten Februarhälfte nutzen, um unseren Blick noch tiefer in die Weiten des Alls schweifen zu lassen. Allerdings lässt uns der Mond nicht lange allein: Am 23. Februar ist er wieder zur Hälfte beleuchtet (erstes Viertel), und er zieht tagsüber durch den offenen Sternhaufen der Hyaden im Sternbild Stier. Pünktlich zum Sonnenuntergang bedeckt der Erdtrabant den hellen orangegelben Stern Aldebaran, das Auge des mythischen Stiers. Kurz vor 19 Uhr MEZ gibt er ihn wieder frei. Bei klarem Himmel lässt sich die Bedeckung schon von Anfang an beobachten. Aldebaran ist hell genug, um auch bei blauem Himmel im Fernglas sichtbar zu sein, besonders mit dem Mond als perfekte Such- und Fokussierhilfe.
Direkt neben den Hyaden liegen die Plejaden, auch als Siebengestirn bekannt. Sie sind ebenfalls ein offener Sternhaufen, der etwa 400 Mitglieder zählt und sich leicht mit dem Fernglas beobachten lässt. Die Plejaden werden manchmal fälschlicherweise wegen ihrer Erscheinung mit dem "kleinen Wagen" im Sternbild Kleiner Bär verwechselt.
Spätestens ab Mitternacht hat die Galaxiensaison ihren großen Auftritt. An der Deichsel des großen Wagens im Sternbild Großer Bär beginnt, was ich gerne die "Straße der Galaxien" nenne. Eine Ansammlung von Galaxien am Frühlingshimmel von der Feuerrad- bis zur Sombrero-Galaxie, die sich quer über den Himmel spannt.
Die Feuerrad-Galaxie Messier 101 liegt in der Nähe des Sterns Benethnash (Eta Ursae Majoris UMa) und dem Dreifachsystem Mizar/Alkor (Zeta Uma/80 UMa), das auch Augenprüfer genannt wird. Mit guten Augen lassen sich Mizar und Alkor schon ohne optische Hilfsmittel als zwei Sterne erkennen, wobei im Teleskop deutlich wird, dass Mizar nochmals ein Doppelstern ist. Die Galaxie ist insgesamt relativ hell, erstreckt sich aber am Himmel über eine ungewöhnlich große Fläche. Dadurch verteilt sich ihre Leuchtkraft und sie besitzt somit eine geringe Flächenhelligkeit. Um sie gut beobachten zu können, ist daher ein sehr dunkler Himmel und eine niedrige Vergrößerung nötig. Die Feuerrad-Galaxie erscheint in Teleskop elliptisch mit großen ausgeprägten Spiralarmen.
Auf der anderen Seite der Deichsel finden wir "rechts" von Benetnash die Whirlpool-Galaxie Messier 51. Diese Galaxie ist durch viele Fotos des wunderschönen Sternenstrudels sehr bekannt. Es handelt sich eigentlich um zwei Galaxien, die miteinander interagieren und dabei Materie austauschen. Was man davon im Teleskop sieht, hängt stark von dessen Durchmesser ab. Bis etwa 20 Zentimeter Öffnung sieht man zwei diffuse Fleckchen, einer etwas größer als der andere. Erst ab etwa 25 Zentimeter Durchmesser lassen sich die Spiralarme der Galaxie erkennen. Um jedoch die ganze Pracht der Whirlpool-Galaxie zu erleben, sollte man sie durch ein Teleskop mit 30 Zentimeter Durchmesser oder mehr und bei einer Vergrößerung von rund 100 oder etwas darüber beobachten. Das sind natürlich nur Erfahrungswerte, die eine ungefähre Richtung angeben. Was möglich ist, hängt auch sehr von der jeweiligen Himmelsqualität ab.
Noch ein Stück weiter südlich treffen wir auf die Sonnenblumen-Galaxie Messier 63. Sie erscheint im Teleskop oval mit einem kleinen, aber hellen Zentrum. Die Galaxie hat keine ausgeprägten Spiralarme, sondern eine knotige oder netzartige Struktur, die etwas an Sonnenblumenkerne erinnert.
Etwas weiter östlich davon befindet sich die Galaxie Messier 106. Auch sie zeigt sich im Teleskop oval, allerdings etwas länglicher. Bei ihr sind zwei ausgeprägte Spiralarme zu erkennen, die sich entlang der langen Achse der Ellipse erstrecken. In einem größeren Teleskop kann man im Zentrum auch interessante Dunkelwolken erkennen. Hier im Sternbild Jagdhunde liegen noch etliche andere Galaxien. Fortsetzung folgt …
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.