News: Gestresste Austern
Sein Team ging der Frage nach, wie anfällig gestresste Austern der Art Crassostrea gigas für Mikroorganismen sind. Während das Bakterium Vibrio splendidus bei den Meerestieren Krankheit und Tod verursacht und bei den Züchtern aufgrund des hohen Ertragsverlustes sehr gefürchtet ist, sind andere Vertreter der Vibrio-Gruppe, beispielsweise das Cholera-Bakterium Vibrio cholerae, zwar für Austern ungefährlich, jedoch nicht für den Menschen.
Für ihre Untersuchungen infizierten die Wissenschaftler junge Austern mit einer kleinen Menge von Vibrio-splendidus-Bakterien. Nach drei Tagen unterwarfen sie die Versuchstiere mechanischem Stress: Eine rotierende Trommel simulierte die Bewegung, der die Meerestiere alle zwei Monate bei der Qualitätssortierung ausgesetzt sind. Weiterhin maßen die Forscher den Gehalt des Stresshormons Noradrenalin in den Schalentieren.
Dabei kamen die Wissenschaftler zu folgenden Ergebnissen: Die Noradrenalin-Produktion und Sterblichkeit war bei den unter Stress stehenden Austern wesentlich höher als bei unbehandelten Artgenossen. "Ungeschüttelte" Exemplare, denen die Forscher das Stresshormon spritzten, waren anfälliger für Vibrio splendidus als gewöhnliche Tiere. Gestresste Weichtiere können somit ein Reservoir für tierische und menschliche Vibrio-Erkrankungen darstellen.
"Lacostes Arbeit hat einen Zusammenhang zwischen Stressfaktoren, einem Stresshormon und der Erkrankung nachgewiesen", betont Máire Mulcahy vom University College Cork. Doch die genaue Wirkungsweise auf biologischer Ebene ist noch rätselhaft. Deshalb suchen die Wissenschaftler nun nach Molekülen, welche die Lücke zwischen dem hormonellen und dem Immunsystem der Auster schließen. Mit diesem Wissen ließen sich – so hoffen die Forscher – leichter Austern und vermutlich auch andere Schalentiere mit geschädigtem Immunsystem aufspüren.
Das Team um Lacoste untersucht ebenfalls, ob sich in gestressten Austern mit geschwächtem Immunsystem menschliche Krankheitserreger vermehren können. Dem scheint so zu sein, wie Lacoste hervorhebt: "Vorläufige Ergebnisse mit zwei derartigen Bakterien deuten darauf hin, dass sie dem Immunsystem der Meerestiere entwischen".
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