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Zoophysiologie: Hummeln kommen über den Berg

Hochleistungsflieger: Die asiatische Hummelart Bombus impetuosus

Die Berghummeln Asiens summen durchaus auch in Höhen von deutlich über 4000 Metern herum – dass sie aber, wenn nötig, sogar doppelt so hoch fliegen könnten, hat die beiden Hautflüglerflugexperten Michael Dillon und Robert Dudley nun doch in Erstaunen versetzt. Die beiden Forscher von der University of California in Berkeley hatten einige Exemplare von der Spezies Bombus impetuosus im bergigen Osten Chinas gesammelt und sogleich in einem tragbaren Fluglabor untersucht, in dem sie den barometrischen Luftdruck künstlich senken konnten. Die leistungsfähigsten Insekten flogen in diesem Gerät noch unter Bedingungen, die der extrem dünnen Luft von 9000 Metern über dem Meeresspiegel entspricht.

Hochleistungsflieger: Die asiatische Hummelart Bombus impetuosus | Die in Asien heimische Hummelart Bombus impetuosus ist erstmals 1871 von E.W. Robinson beschrieben worden. Sie entpuppt sich als Hochleistungsflieger: Einige Exemplare könnten sich noch in Höhen von 9000 Metern in der Luft halten, zeigen Experimente.

Entscheidend für den Auftrieb der Brummer in zunehmend dünnerer Luft sei wohl die Maximalausrichtung der hochflexiblen wirbelnden Flügel in der Horizontale, so die Forscher – zudem bewegen die Insekten in größeren Höhen ihre Flügel schneller und in der Schlagamplitude weiter ausladend, nicht aber mit höherer Frequenz, ergab die Auswertung von Filmmaterial des Experiments. Dabei schadete den Hummeln ein höheres Gesamtgewicht offenbar nicht, denn auch schwergewichtige Tiere erreichen große Höhen. Entscheidender scheint ein möglichst mächtig ausgebautes Brustsegment zu sein: Die beiden Spitzenreiterhummeln, die theoretisch sogar den Mount Everest hätten überfliegen können, protzen mit einem besonders gut entwickelten Thorax im Vergleich zum Restkörper.

Forscher gelang bisher nur in seltenen Fällen, hoch fliegende Insekten mit Radargeräten oder Luftfallen zu dokumentieren, weswegen über die die Gipfelflughöhen verschiedener Spezies kaum etwas gesichert ist. Im Himalaja wurden schon einzelne Fliegen und Schmetterlinge in 6000 Meter Höhe gesichtet; B. impetuosus siedelt nachweislich in Stöcken oberhalb der 4000er-Grenze.

Ob Hummeln nicht nur unter experimentell gesenktem Luftdruck, sondern auch unter natürlichen Bedingungen die Rekordhöhen wie im Test erreichen, ist durch das Experiment allein nicht abschließend zu beweisen, geben die Forscher zu bedenken. So könne etwa theoretisch auch die geringere Sauerstoffversorgung in der Höhe zum Problem werden. Dies wurde nicht untersucht – allerdings hätten vergleichbare Experimente mit Bienen aber schon ergeben, dass Sauerstoff auch in großen Höhen nicht zum limitierenden Faktor wird. Unklar bleibe aber, weshalb die Tiere zu solchen Leistungen in der Lage sein müssen. Vielleicht benötigen Hummeln deutliche Leistungsreserven für extreme Kurzstreckenbelastungen beim Hochzeitsflug oder beim Transport schwerer Pollenlasten.

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