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Schönheitsindices: Idealmaß

Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der Schönste im ganzen Land? Schultern breit und Hüften schmal, fällt schon mal in eng're Wahl. Doch zum Sieger kürt, Cheri, dich der richt'ge VHI.
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Schminken, Schmuck und Schönheitssalon haben Einzug in die Männerwelt gehalten. Erlaubt ist, was gefällt – wem auch immer. Schließlich gilt es ja im so gern beschworenen Konkurrenzkampf um partnerschaftliche Lebensergänzungen mit harten Bandagen zu kämpfen. Oder auch im Clinch mit dem Selbstwertgefühl, das einem oder einer vor dem Spiegel die eigenen Unzulänglichkeiten erbarmungslos vor Augen hält – seien sie nun vorhanden oder nicht.

Abweichungen von der Optimalform empfinden viele als frustrierend. Doch was ist das Ideal? Lässt sich Schönheit und Attraktivität – per se doch eigentlich nicht streitbare Geschmacksangelegenheit – definieren? Natürlich, alles lässt sich irgendwie, sei es sinnvoll oder nicht, in nüchterne Zahlen und Formeln verpacken. Und damit messen, vergleichen, bewerten.

Jenes neuartige Vermessungswesen der menschlichen Körperlandschaften hat unseren Wortschatz um einen ganzen Kanon unverständlich abgekürzter Indices bereichert. Wen nun die Angst vor Schwellenüberschreitungen beim BMI das letzte Schokoladenplätzchen verschmähen lässt oder um den Badestrand tauglichen WHR fürchtet, dem und der sei gesagt: Vergesst das Ganze. Was Frauen schon im Januar dieses Jahres lernen durften, können sich nun auch die Männer einbleuen: Der VHI gibt den Ton an.

Wer? Nun, der Volumen-Höhen-Index: Körperinhalt durch Körpergröße im Quadrat – allerdings ohne Kopf und Füße, damals, bei den Frauen. Interessanterweise haben Jin-tu Fan vom Textilien- und Bekleidungsinstitut der Polytechnischen Hochschule in Hongkong und seine Kollegen nun bei der Überprüfung des von ihnen erschaffenen Weisheits-letzter-Schluss-Maßes an Männern jene obersten und untersten Körperteile hinzugenommen. Soll uns das etwas sagen? Wahrscheinlich nicht. Vielleicht war es rein messtechnisch begründet.

Modellfigur Mann | Wie attraktiv ein Mann auf uns wirkt, lässt sich zahlenmäßig erfassen: entscheidend ist sein Körpervolumen zur Körpergröße im Quadrat. Ein Index für die inneren Werte wurde allerdings noch nicht vorgestellt.
Wie auch immer: Jener Index konnte am besten erklären, warum ein Mannsbild – als stilisierter 3-D-Körper in Rundumansicht zu bestaunen – von kritischen Begutachtern beiderlei Geschlechts wie attraktiv eingestuft wurde. Kurz: Die Titelblattaspiranten schwankten um einen VHI von 17,8. Mann findet Mann schön bei exakt 18,0 Litern pro Quadratmeter, während Frau es offenbar etwas schlanker bevorzugt – das Idealmaß liegt hier bei 17,6. Verblüffende Übereinstimmung also.

Doch wieder, wie schon bei den Frauen, stellt sich damit die Frage: Ja, und die Proportionen? Nun ist ein Männerkörper zwar grundsätzlich eher etwas zylinderförmiger angelegt als ein weiblicher solcher, bei dem gewisse Kurven schließlich durchaus geschätzt werden, aber auch Frauen legen nun wirklich Wert auf richtige Passform. Doch der VHI kann nicht wiedergeben, ob das begutachtete Objekt die vielfach bestätigt gewünschte umgekehrte Dreiecksform hat: breite Brust und hagere Hüften bei kaum vorhandener Taille. Weckt hier das Sinnbild des kraftstrotzenden Beschützertypen noch immer weibliche Begehrlichkeiten?

Aber das war nicht die Frage. Die Antwort jedenfalls zum Einfluss der Proportionen lautet: Ja, sie sind wichtig – wenn auch, glaubt man der statistischen Analyse der Forscher, nicht sehr. So kristallierte sich der WHR – das Verhältnis von Taillenumfang zu Hüftumfang – als weiteres Vorhersageinstrument zur Attraktivitätseinstufung heraus. Hier liegt das Optimum übrigens bei 0,8. Letztendlich aber ließ sich so ziemlich jeder Umfang mit beliebigem Höhenmaß kombinieren, sie alle zeigten: Proportion muss schon sein. Mag ein Zylinder wenig ansprechend sein, eine Birne ist es auch nicht. Obwohl sie in männlicher Form offenbar mehr Akzeptanz genießt: Der BMI, bei Frauen ein viel benutztes Maß aller Dinge, spielt bei der Attraktivitätsbewertung von Männern kaum eine Rolle. Also rund ist genehmigt – wenn's gut verteilt ist.

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