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Impfung gegen Sars-CoV-2: Für wen lohnt sich der Covid-Booster noch?

Auch dieses Jahr wird wieder eine Auffrischung gegen Covid-19 angeboten. Zwei verschiedene Impfstoffe und die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt machen die Entscheidung schwierig.
Eine Reihe Ampullen mit Impfstoff.
Bis in alle Ewigkeit? Für viele Menschen bleiben die jährlich angepassten Auffrischungsimpfungen gegen Covid-19 sinnvoll.

Es ist wieder Covid-Saison – und damit Zeit, über eine Auffrischungsimpfung nachzudenken. Seit Anfang August können Arztpraxen und Apotheken den aktualisierten Impfstoff Comirnaty von Biontech bestellen. Doch wann? Denn der Höhepunkt der Welle kommt womöglich erst in drei Monaten. Ist jetzt schon der richtige Zeitpunkt – oder lohnt es sich zu warten, bis es richtig losgeht? Und sollten sich tatsächlich nur jene impfen lassen, für die die STIKO die Auffrischung empfiehlt? In diesem Jahr stellt sich außerdem die Frage nach dem richtigen Impfstoff ganz neu. Während nämlich der Hersteller Biontech für die Aktualisierung auf die Virusvariante JN.1 setzt, trafen US-Hersteller wie Moderna eine andere Wahl. Der folgende Überblick soll bei der Impfentscheidung helfen.

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Was bringt die Booster-Impfung?

Nahezu alle Menschen in Deutschland besitzen inzwischen eine Grundimmunität gegen Covid-19, dadurch sind schwere Verläufe deutlich seltener geworden. Allerdings ist die Krankheit nach wie vor keineswegs harmlos. Neben lästigen, aber vorübergehenden Infektionen verursacht das Virus immer noch viele Krankenhausaufenthalte, unerfreuliche Langzeitfolgen und tausende Todesfälle. Im Jahr 2023 waren es in Deutschland rund 16 000. Vor allem jedoch lässt die Schutzwirkung der Impfung mit der Zeit nach. Laut einer im Mai 2024 veröffentlichten Studie verhinderte der Booster des Jahres 2023 vier Wochen nach der Impfung rund die Hälfte aller Infektionen, nach zehn Wochen betrug der Schutz nur noch 33 Prozent. Entscheidend allerdings: Der Schutz vor schweren Erkrankungen wird mit der Zeit ebenfalls wieder schwächer, wenn auch langsamer. Nach zehn Wochen war er in der Untersuchung von 67 auf 57 Prozent gefallen. Wie viel davon nach einem Jahr noch übrig ist, ist nicht genau bekannt – zumal inzwischen ganz andere Versionen des Virus zirkulieren. Die diesjährige Auffrischungsimpfung ist besser an diese neueren Versionen angepasst.

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Wer sollte sich impfen lassen?

Die Auffrischungsimpfung erhöht für einige Monate den Schutz vor Covid-19, insbesondere auch vor den neu zirkulierenden Varianten. Deswegen ist der Booster nach wie vor für große Teile der Bevölkerung sinnvoll. Schon die im internationalen Vergleich sehr restriktive Einschätzung der STIKO sieht eine jährliche Auffrischungsimpfung keineswegs nur für sehr alte und schwer kranke Menschen vor. Das Gremium empfiehlt den Booster für alle Personen über 60 Jahre, für medizinisches und Pflegepersonal sowie für Personen mit einem erhöhten Risiko für schwere Verläufe und – was leicht mal vergessen wird – deren Angehörige und enge Kontaktpersonen. Und dieses erhöhte Risiko betrifft viele Menschen: Darunter fallen neben Krebs und Immunschwäche etwa chronische Krankheiten von Leber, Niere, Atemwegen, Stoffwechsel, Herz-Kreislauf-System, aber auch psychische und neurologische Krankheiten sowie hohes Übergewicht.

Die Empfehlungen der STIKO sind nicht die letzte Antwort auf die Frage, für wen die Auffrischung sinnvoll ist. »Es gibt durchaus andere Empfehlungen«. sagt Luka Cicin-Sain, Leiter der Abteilung für Virale Immunologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI). Zum Beispiel legten die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) in den USA den Booster bereits drei Monaten nach der letzten Infektion nahe, und zwar allen Menschen, die älter als sechs Monate sind. »Das ist eine etwas andere Interpretation der gleichen Studienlage, doch es sind dasselbe Virus und dieselben Impfstoffe«, erklärt er. »Natürlich ist das Risiko bei älteren Menschen deutlich höher. Aber Long Covid zum Beispiel kann auch jüngere Menschen treffen.« Es sei absolut plausibel anzunehmen, dass auch der Schutz vor Long Covid, den die Impfung bietet, im Lauf der Zeit abnimmt. »Ich finde es absolut legitim, wenn sich auch junge, gesunde Menschen schützen wollen.«

Besonders bei Schwangeren und kleinen Kindern gibt es gute Argumente für die Auffrischungsimpfung jenseits der STIKO-Empfehlung. Schwangere Frauen haben laut diversen Analysen ein höheres Risiko für schwere Covid-19-Verläufe, und die Infektion mit Sars-CoV-2 erhöht gleichzeitig die Gefahr für Komplikationen bei der Geburt. Außerdem übernehmen Neugeborene Antikörper von der Mutter, so dass eine Impfung von Schwangeren auch das Kind in den ersten Lebensmonaten schützt. Kindern wiederum empfiehlt die STIKO die Impfung nicht, weil die Krankheit bei ihnen meist mild verläuft und die meisten Kinder in der Pandemie bereits durch eine Infektion immunisiert wurden. Das allerdings sei eben keine Garantie, sagt Cicin-Sain. »Covid-19 ist derzeit etwa viermal gefährlicher als die Grippe. Das ist ein klares Argument, Kinder, die seither geboren wurden und sich noch nicht infiziert haben, vor der ersten Infektion zu impfen«, erklärt er. Auch die STIKO betont zudem, es gebe bei der Impfung für Kinder keine Sicherheitsbedenken.

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Wann sollte man sich impfen lassen?

Der Schutz ist etwa zwei bis vier Wochen nach der Impfung am höchsten und fällt danach wieder ab. Entsprechend möchten viele Menschen dafür sorgen, dass diese Phase mit der herbstlichen Covid-Welle zusammenfällt. Impft man zu früh, geht der Schutz womöglich schon wieder deutlich zurück, wenn man ihn am meisten braucht.

Im Winter 2023/24 fiel der Höhepunkt der Covid-Welle auf Mitte Dezember – was für eine Impfung im November sprechen würde. Das Problem: Bereits jetzt gibt es recht viele Infektionen, und sich zu infizieren, während man auf den perfekten Moment für die Impfung wartet, ist zumindest ärgerlich. Tatsächlich allerdings hängt der ideale Zeitpunkt auch vom individuellen Risikoprofil und anderen Faktoren ab: Wer sich im Sommer bereits infiziert hat oder geimpft wurde, ist erst einmal ausreichend geschützt.

Wer ein hohes Risiko hat, schwer zu erkranken, sollte sich die Impfung dagegen möglichst bald holen – ebenso, wenn man außerordentlich viele möglicherweise erkrankte Kontakte hat. Menschen mit vorhandener Grundimmunität und ohne Risikofaktoren wiederum können es sich erlauben, länger zu warten. Es kann durchaus gute Gründe geben, die Impfung aufzuschieben. Wenn beispielsweise ein Urlaub, eine Konferenz oder eine vergleichbare Veranstaltung im November oder Dezember ansteht, lohnt es sich eventuell, die Impfung vier Wochen vorher anzusetzen, um zur fraglichen Zeit optimal geschützt zu sein.

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Sollte man die Impfung gegen Covid-19 zusammen mit der Grippeimpfung bekommen?

Ebenso ist es denkbar, dass man die Gelegenheit wahrnimmt, die Covid-Impfung gemeinsam mit der Grippeimpfung durchführen zu lassen. Grundsätzlich spricht nichts dagegen, beide Impfstoffe am gleichen Tag zu bekommen. Allerdings gibt es durchaus Argumente dafür, beides getrennt zu machen. Auch die Grippeimpfung nämlich bietet nur einen Teilschutz, der etwa zwei bis vier Wochen nach der Impfung am höchsten ist und danach abnimmt. Und während seit Wochen eine kleinere Covid-Sommerwelle in Gang ist und vermutlich bald nahtlos in die Herbstwelle übergeht, ist von der Grippe nichts zu sehen – und das wird sich wohl auch bis Mitte Dezember nicht ändern. Damit hat man die Wahl: Impft man sich jetzt, lässt der Grippeschutz wieder nach, bevor er überhaupt relevant wird. Impft man erst im Oktober oder November, infiziert man sich womöglich mit Covid, bevor man geimpft ist. Oder man macht eben zwei Impftermine – einen jetzt und einen im Spätherbst.

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Was ist der Unterschied zwischen den verschiedenen Variantenimpfstoffen gegen Covid-19?

Erstmals gibt es dieses Jahr Impfstoffe, die gegen unterschiedliche Varianten von Sars-CoV-2 wirken. Das bereits verfügbare Vakzin Comirnaty basiert auf der Viruslinie JN.1, die in Deutschland im Januar 2024 dominierte, inzwischen aber keine Rolle mehr spielt. Andere Hersteller, zum Beispiel Moderna, folgen dagegen der Empfehlung der US-amerikanischen Lebensmittel- und Medikamentenbehörde FDA, die neuere Linie KP.2 zu nutzen. Diese Virusversion ist ein im Sommer aufgekommener Abkömmling von JN.1.

»Wenn beide gleichermaßen zur Verfügung stehen, ist die neuere Version KP.2 zu bevorzugen«, sagt Luka Cicin-Sain. Allerdings entwickelt sich das Virus permanent weiter, und so ist unklar, ob man wirklich davon profitiert, auf den KP.2-Impfstoff zu warten. »Derzeit scheint die Variante KP.3.1.1 zu überwiegen, aber die rekombinante XEC-Variante nimmt wohl auch immer mehr zu. Es ist sehr schwer vorherzusagen, wohin uns die Reise führt.« Zusätzlich weist das Robert Koch-Institut auf Anfrage von Spektrum darauf hin, dass sich beide Varianten nur durch drei Mutationen im Spike-Protein unterscheiden. Es sei davon auszugehen, dass beide vergleichbar gut schützen.

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