Erdgeschichte: Das Ende der Krokodilherrschaft
Verglichen mit Sarcosuchus imperator wirken die meisten der heute noch lebenden Krokodile wie Schoßhündchen: Selbst die großen Leistenkrokodile Australiens reichen nicht an die zwölf Meter Länge und acht Tonnen Gewicht heran, die dem urzeitlichen Krokodil den englischen Spitznamen SuperCroc eingetragen haben. Und Sarcosuchus imperator war nur eine von sehr vielen Arten, die während der Kreide- und Jurazeit existierten und die selbst noch das Massenaussterben vor 66 Millionen Jahren überlebten, als es die Dinosaurier völlig auslöschte. Heute überleben weltweit dagegen nur noch 23 Arten, von denen mehrere stark bedroht sind. Philip Mannion vom Imperial College in London und seine Forschungsgruppe wollten daher wissen, welche Veränderungen in der Erdgeschichte die einst so erfolgreiche Reptiliengruppe letztlich dann doch dezimierte.
Dazu verglichen die Forscher den kompletten Fossilienbestand der Krokodilartigen und der gegenwärtigen Vertreter mit Klimadaten der Erdgeschichte. Daraus ergaben sich mehrere einschneidende Ereignisse während der letzten Jahrmillionen, die letztlich die Artenvielfalt dezimierten. In den nördlichen Breiten sorgten sinkende Temperaturen zu Beginn des Eiszeitalters dafür, dass viele Spezies ausstarben: Krokodile sind ektotherm, sie können also ihre Körpertemperatur nicht selbst regulieren wie beispielsweise Säugetiere – Kälte brachte ihnen also den Tod. Die nördlichsten rezenten Arten sind die Alligatoren in China und den USA; sie überleben auch für kurze Zeit Minusgrade. In Afrika verschwanden vor rund zehn Millionen Jahren zahlreiche Spezies, als sich die Sahara auf Kosten der damals vorhandenen ausgedehnten Feuchtgebiete ausbreitete. Dagegen sorgte die Entstehung der südamerikanischen Anden für das Ende der meisten Spezies, die damals im Amazonasbecken vorkamen: Der Gebirgszug bewirkte, dass die Megasümpfe der Region entwässert wurden.
Für ozeanische Krokodilarten spielten dagegen Meeresspiegelschwankungen eine entscheidende Rolle: Als sich während der Eiszeiten die Ozeane zurückzogen, weil Wasser im Eis gebunden wurde, starben ebenfalls viele Arten aus. Dagegen profitierten sie von Warmzeiten: Dann breiteten sich die Meere weiter aus und überschwemmten größere Regionen auf dem Festland. Die neu entstandenen Lebensräume und das reichhaltigere Nahrungsspektrum förderte die Evolution neuer Spezies, so Mannion. Unklar bleibt weiterhin, warum die Krokodile das Massenaussterben an der Grenze von der Kreide zum Tertiär überlebten. Anschließend nutzten sie aber die Gunst der Stunde und eroberten zahlreiche freie ökologische Nischen, die die Dinosaurier zuvor besetzt gehalten hatten. Seit dem Pleistozän beschränken sich die Krokodile dagegen überwiegend auf tropische Gefilde, die Erderwärmung könnte ihnen daher neue Möglichkeiten bieten – wenn der Mensch sie denn ließe und ihnen nicht mehr nachstellte.
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