Erdnahe Asteroiden: Neuer Kandidat für Kollision mit der Erde im Jahr 2032
»Killerasteroid rast auf die Erde zu« – derartige Schlagzeilen könnten demnächst wieder einmal in der Presse auftauchen, wenn die Rede von dem kleinen, erdnahen Asteroiden 2024 YR4 ist. Derzeitigen Bestimmungen seiner Bahn zufolge wäre es möglich, dass dieser etwa 50 Meter große Himmelskörper am Nachmittag des 22. Dezember 2032 der Erde bis auf etwa 2000 Kilometer nahekommt. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:83 könnte das Objekt sogar mit der Erde kollidieren – das wäre dann ein eher unpassendes Weihnachtsgeschenk.
Allerdings ist das noch kein Grund, auch nur entfernt in Panik auszubrechen. Der Asteroid wurde erst am 25. Dezember 2024 von der automatischen Himmelsdurchmusterung ATLAS entdeckt, so dass die Bahn von 2024 YR4 bislang nur sehr ungenau bestimmt ist. Daher sind die Aussagen noch mit großen Unsicherheiten behaftet. In der Vergangenheit hat es in den letzten zwei Jahrzehnten immer wieder solche Entdeckungen gegeben, die sich bei weiteren Untersuchungen dann als völlig harmlos entpuppten.
Ein bekanntes Beispiel ist der Asteroid Apophis, der im Jahr 2029 der Erde näher als die Satelliten auf der geostationären Bahn in 36 000 Kilometer Höhe kommen wird. Auch bei diesem Himmelskörper war anfangs ein Einschlag nicht ausgeschlossen worden; die Wahrscheinlichkeit lag sogar deutlich höher als bei 2024 YR4. Völlig unerwartet erfolgte dagegen der Eintritt eines etwa 20 Meter großen Himmelskörpers am 15. Februar 2013 über der Millionenstadt Tscheljabinsk in Russland, der eine spektakuläre Explosion am Himmel erzeugte, aus der mehrere hundert Kilogramm Meteoriten vom Himmel fielen. Dieser Asteroid erreichte die Erde aus der ungefähren Richtung der Sonne und war den automatischen Himmelsdurchmusterungen dadurch entgangen.
Der Asteroid 2024 YR4 umrundet laut den aktuellen Daten des Minor Planet Center die Sonne einmal in 4,05 Jahren auf einer stark elliptischen Bahn, die in Sonnennähe die Erdbahn schneidet und in Sonnenferne weit in den Asteroidengürtel zwischen den Bahnen von Mars und Jupiter hineinreicht. Die Bahn mit einer Exzentrizität von e = 0,66 weist eine Neigung von 3,45 Grad gegenüber der Erdbahn auf.
Die Daten des Minor Planet Center werden laufend anhand neuer Messdaten aktualisiert. Es lohnt sich daher, dort öfter nachzuschauen. Auf der NASA-Seite Sentry: Earth Impact Monitoring lässt sich die aktuelle Einstufung verfolgen, ähnliche Informationen bietet die Europäische Weltraumagentur ESA in ihrem Near-Earth Objects Coordination Centre.
Würde der Asteroid 2024 YR4 tatsächlich auf der Erde einschlagen, kommt es darauf an, aus welchem Material das Objekt besteht. Sollte es sich um eine lockere, fliegende Geröllhalde handeln, so käme es zu einer Explosion in größerer Höhe über dem Erdboden, einem so genannten Airblast. Hier würden eine starke Druckwelle und extreme Hitze den Erdboden erreichen, ähnlich wie im Jahr 1908 über der Steinigen Tunguska in Sibirien. Dort wurden seinerzeit mehr als 2000 Quadratkilometer Wald in Brand gesetzt und umgeworfen. Ist der Asteroid ein solider Gesteins- oder sogar Metallbrocken, so könnte er einen Krater mit bis zu einem Kilometer Durchmesser schlagen. Das geschah beim berühmten Barringer-Krater in Arizona, USA, vor etwa 50 000 Jahren. Im Umfeld von etwa 50 Kilometern würde dabei der größte Teil der Landschaft in Mitleidenschaft gezogen werden. Die dabei stattfindenden Ereignisse ähneln der Explosion einer extrem starken Wasserstoffbombe im Detail nur ohne die radioaktive Strahlung. Allerdings ist dieses Horrorszenario äußerst unwahrscheinlich.
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