Weltwassertag 2007: Kostbares Nass
Jeder fünfte Mensch weltweit hat keinen ausreichenden Zugang zu sauberem Trinkwasser - und die Weltbevölkerung wächst und wächst. Gleichzeitig sorgen Klimawandel, Umweltverschmutzung und steigender Wasserverbrauch zu einer zunehmenden Verschmutzung und Verknappung der Wasserressourcen. Zum diesjährigen Weltwassertag fordern die Vereinten Nationen darum ein Umdenken in Sachen Wasserverbrauch.
Zwanzig Liter Trinkwasser, so niedrig schätzen die Vereinten Nationen den minimalen täglichen Bedarf eines Menschen für Trinken, Kochen, Waschen. Doch jedem fünften Erdenbewohner steht nicht einmal das zur Verfügung – während in den Industrienationen pro Kopf locker das Zehnfache durch den Abfluss strömt. Und die globale Wasserkrise wird sich weiter verschärfen. "Dabei gäbe es prinzipiell genügend Wasser, um die gesamte Menschheit für die nächsten fünfzig Jahre zu versorgen", erklärt Hannes Leistert vom Institut für Hydrologie der Universität Freiburg. Allein, es fehle das Interesse, es den Bedürftigen auch zukommen zu lassen.
Schließlich ist unser blauer Planet über und über mit Wasser bedeckt. Doch 97,5 Prozent davon sind für den Menschen ungenießbar – nur 48 Millionen Kubikkilometer bestehen aus Süßwasser, und das ist zudem in großen Teilen in den Polkappen, den Gletschern oder Permafrostböden gebunden. Letztlich sind damit gerade einmal 0,3 Prozent des irdischen Wassers als Trinkwasser verfügbar, und diese wenigen Vorkommen sind auch noch ungleichmäßig verteilt: Während die Natur Ländern wie Neuseeland oder Island Seen und Flüsse im Übermaß schenkt, leiden die Menschen in Südafrika, Mexiko oder Pakistan an anhaltender Trockenheit. Etwa 1,2 Milliarden Menschen leben so in Regionen, in denen die Erde nicht genügend natürliche Wasservorräte bietet [1].
Die Bevölkerung wächst – und hat Hunger
Da die Weltbevölkerung zudem immer weiter wächst, werden im Jahre 2050 noch mehr Menschen um das wenige Nass konkurrieren. Aktuell leben etwa 6,5 Milliarden Menschen auf der Erde, in fünfzig Jahren werden es vermutlich 8,9 Milliarden sein. Gleichzeitig steigt in weiten Teilen der Welt der Wohlstand, und Wohlstand geht immer mit einem höheren Wasserverbrauch einher.
Bestes Beispiel hierfür sind die veränderten Essgewohnheiten: Grundnahrungsmittel wie Getreide oder Reis weichen einem höheren Konsum von Fleisch, Obst und Gemüse. Für deren Produktion wiederum braucht man in erheblichem Maße mehr Wasser.
Tatsächlich benötigt die Menschheit das meiste Wasser bislang für ihre Ernährung: Etwa 70 Prozent des kostbaren Nass wässern Felder und Plantagen, und die Zahl der Bewässerungssysteme steigt. Doch gerade hier sehen Experten starke Verschwendungstendenzen: "Sprinkler-Anlagen, wie sie etwa in Deutschland verbreitet eingesetzt werden, sind recht uneffektiv. Durch den weiten Weg bis zum Erdreich bleibt ein großer Teil des Wassers an den Blättern der Pflanzen hängen und verdunstet. Besser wäre etwa die Verwendung von Tröpfchenbewässerung, bei der Schläuche durch die Felder gelegt werden. Durch kleine Löcher sickert das Wasser von dort direkt in den Boden. Die Verdunstung ist gering und man braucht weniger Wasser", erklärt Leistert. Angesichts des steigenden Nahrungsbedarfs raten daher auch die Vereinten Nationen zu einer zügigen Verbesserung der Bewässerungsmechanismen.
Wasserverschmutzung als zentrales Problem
Doch allein mit Einsparungen ist es nicht getan. Denn das größte Problem in Bezug auf seine Wasserressourcen schafft der Mensch selbst, durch Wasserverschmutzung. Pestizide und Dünger aus der Landwirtschaft und Abwässer aus Haushalt und Industrie mindern die Wasserqualität, schlecht oder gar nicht abbaubare Substanzen wie Medikamentenwirkstoffe verseuchen Flüsse, Bäche und Seen und belasten die Tier- und Pflanzenwelt der Gewässer. Besonders gravierend jedoch ist die zunehmende Versalzung von Grundwasser und Boden.
"Wenn in einem trockenen Land Landwirtschaft betrieben wird, nutzt man dort hauptsächlich Grundwasser, um die Felder zu bestellen", so Hydrologe Leistert: "Durch das Heraufpumpen aus der Tiefe kommt dieses Wasser jedoch in Kontakt mit der Sonne, ein Teil verdunstet. Die Mineralien, die in dem Wasser enthalten waren, bleiben zurück. Dadurch reichern sich im verbleibenden Wasser im Laufe der Zeit die Mineralien an, Wasser und Boden werden immer salziger. Die Nutzung des Grundwassers zur Bewässerung führt also zu einer langsamen Versalzung der Wasserressourcen." Erhebungen der Unesco sagen voraus, dass bereits 2050 die Hälfte des Trinkwassers auf der Erde nicht mehr nutzbar sein wird – wegen Versalzung, Schwermetallen, Pestiziden, Pharmaka und Krankheitserregern. Schon heute sterben jährlich rund vier Millionen Menschen an Krankheiten, die durch verschmutztes Wasser verursacht werden.
Klimawandel verschärft die Probleme
Auch der Klimawandel wirkt sich auf die Wasserressourcen aus: "Der IPCC-Bericht etwa sagt voraus, dass in der Sahelzone, dem südlichen Afrika, Südasien und auch dem Mittelmeer weniger Niederschläge fallen werden, sodass diese Länder Probleme mit ihren Wasserressourcen bekommen werden", erläutert Leistert. Das Abschmelzen des Eises auf Grönland oder der Polkappen könne zudem das Grundwasser verunreinigen: "Wenn der Meeresspiegel ansteigt und die Küstenregionen überflutet werden, kann das Meerwasser auch in die Grundwasserleiter gelangen und zu einer Versalzung dieser Aquiferen führen. Brunnen, aus denen man heute noch Süßwasser herausholen kann, könnten dann Salz- oder Brackwasser beherbergen", erklärt der Wissenschaftler aus Freiburg. Gletscherschmelzen in den Alpen könnten zudem ganze Flussläufe trocken legen: "Wenn die Gletscher verschwinden, bekommt der Alpen-Rhein im Sommer massive Zuflussprobleme", sagt Leistert.
Ein Umdenken im Umgang mit unseren Wasserressourcen sei daher mehr als angebracht, warnt der Wasserforscher. Eine effizientere Nutzung des kostbaren Nass mahnen auch die Vereinten Nationen an. In einer gemeinsamen Erklärung haben sie sich schon vor sieben Jahren die Aufgabe gestellt, bis 2015 die Zahl der Menschen mit unzureichendem Wasserzugang zu halbieren.
Doch anfängliche Fortschritte der UN-Mitgliedsstaaten bei der Reduktion von Armut und Wassermangel geraten zunehmend ins Stocken. Viele Länder blieben hinter die nötigen Anstrengungen zurück, kritisiert der aktuelle Report der Vereinten Nationen zum Weltwassertag [2]. Der diesjährige Weltwassertag soll darum die Brisanz der Thematik erneut ins Licht der Öffentlichkeit rücken: "Zeit zum Handeln – Wasserknappheit und Dürre" lautet frei übersetzt das Motto. Denn wenn sich die Situation nicht verbessert, sind sich Experten sicher, gibt es bald keine Kriege mehr um Öl, sondern um Wasser. Schon 2005 warnte der damalige Generalsekretär der Vereinten Nationen, Kofi Annan: "Wir müssen zeigen, dass unsere Wasserressourcen keine Ursache von Konflikten sein müssen, sondern ein Antrieb zu Kooperation."
Schließlich ist unser blauer Planet über und über mit Wasser bedeckt. Doch 97,5 Prozent davon sind für den Menschen ungenießbar – nur 48 Millionen Kubikkilometer bestehen aus Süßwasser, und das ist zudem in großen Teilen in den Polkappen, den Gletschern oder Permafrostböden gebunden. Letztlich sind damit gerade einmal 0,3 Prozent des irdischen Wassers als Trinkwasser verfügbar, und diese wenigen Vorkommen sind auch noch ungleichmäßig verteilt: Während die Natur Ländern wie Neuseeland oder Island Seen und Flüsse im Übermaß schenkt, leiden die Menschen in Südafrika, Mexiko oder Pakistan an anhaltender Trockenheit. Etwa 1,2 Milliarden Menschen leben so in Regionen, in denen die Erde nicht genügend natürliche Wasservorräte bietet [1].
Dazu kommen über 1,6 Milliarden Menschen, die in Gebieten mit ökonomischer Wasserknappheit leben. Hier ist zwar eigentlich genügend Wasser vorhanden, aber es fehlt an der Infrastruktur, es aus den Flüssen oder dem Grundwasser abzuschöpfen. Verschlechtert sich hier der Zugang zu Trinkwasser, bedeutet dies für die Menschen vor allem eines: Das lebensnotwendige Nass wird teurer. Eine Studie des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen hat etwa ermittelt, dass die Armen in den großstädtischen Slums der Entwicklungsländer bis zu zehn Mal mehr für einen Liter Wasser zahlen als Haushalte mit einem Wasseranschluss. Ausgerechnet für die Ärmsten wird damit der Zugang zum Nass zu einem zu kostspieligen Unterfangen, hygienische Missstände und Krankheiten sind vorprogrammiert. Ein Teufelskreis.
Die Bevölkerung wächst – und hat Hunger
Da die Weltbevölkerung zudem immer weiter wächst, werden im Jahre 2050 noch mehr Menschen um das wenige Nass konkurrieren. Aktuell leben etwa 6,5 Milliarden Menschen auf der Erde, in fünfzig Jahren werden es vermutlich 8,9 Milliarden sein. Gleichzeitig steigt in weiten Teilen der Welt der Wohlstand, und Wohlstand geht immer mit einem höheren Wasserverbrauch einher.
Bestes Beispiel hierfür sind die veränderten Essgewohnheiten: Grundnahrungsmittel wie Getreide oder Reis weichen einem höheren Konsum von Fleisch, Obst und Gemüse. Für deren Produktion wiederum braucht man in erheblichem Maße mehr Wasser.
"Dabei gäbe es prinzipiell genügend Wasser, um die gesamte Menschheit für die nächsten fünfzig Jahre zu versorgen"
(Hannes Leistert)
Das International Water Management Institute etwa errechnete, dass die Anzucht von einem Kilo Getreide etwa 1500 Liter Wasser verbraucht. Um ein Kilo Rindfleisch zu produzieren, benötigt man die zehnfache Menge. Die Folgen des zunehmenden Wasserbedarfs: Der Grundwasserspiegel sinkt, Böden trocknen aus und versalzen, Flüsse versiegen auf ihrem Weg zum Meer, Feuchtgebiete verschwinden [2]. (Hannes Leistert)
Tatsächlich benötigt die Menschheit das meiste Wasser bislang für ihre Ernährung: Etwa 70 Prozent des kostbaren Nass wässern Felder und Plantagen, und die Zahl der Bewässerungssysteme steigt. Doch gerade hier sehen Experten starke Verschwendungstendenzen: "Sprinkler-Anlagen, wie sie etwa in Deutschland verbreitet eingesetzt werden, sind recht uneffektiv. Durch den weiten Weg bis zum Erdreich bleibt ein großer Teil des Wassers an den Blättern der Pflanzen hängen und verdunstet. Besser wäre etwa die Verwendung von Tröpfchenbewässerung, bei der Schläuche durch die Felder gelegt werden. Durch kleine Löcher sickert das Wasser von dort direkt in den Boden. Die Verdunstung ist gering und man braucht weniger Wasser", erklärt Leistert. Angesichts des steigenden Nahrungsbedarfs raten daher auch die Vereinten Nationen zu einer zügigen Verbesserung der Bewässerungsmechanismen.
Wasserverschmutzung als zentrales Problem
Doch allein mit Einsparungen ist es nicht getan. Denn das größte Problem in Bezug auf seine Wasserressourcen schafft der Mensch selbst, durch Wasserverschmutzung. Pestizide und Dünger aus der Landwirtschaft und Abwässer aus Haushalt und Industrie mindern die Wasserqualität, schlecht oder gar nicht abbaubare Substanzen wie Medikamentenwirkstoffe verseuchen Flüsse, Bäche und Seen und belasten die Tier- und Pflanzenwelt der Gewässer. Besonders gravierend jedoch ist die zunehmende Versalzung von Grundwasser und Boden.
"Wenn in einem trockenen Land Landwirtschaft betrieben wird, nutzt man dort hauptsächlich Grundwasser, um die Felder zu bestellen", so Hydrologe Leistert: "Durch das Heraufpumpen aus der Tiefe kommt dieses Wasser jedoch in Kontakt mit der Sonne, ein Teil verdunstet. Die Mineralien, die in dem Wasser enthalten waren, bleiben zurück. Dadurch reichern sich im verbleibenden Wasser im Laufe der Zeit die Mineralien an, Wasser und Boden werden immer salziger. Die Nutzung des Grundwassers zur Bewässerung führt also zu einer langsamen Versalzung der Wasserressourcen." Erhebungen der Unesco sagen voraus, dass bereits 2050 die Hälfte des Trinkwassers auf der Erde nicht mehr nutzbar sein wird – wegen Versalzung, Schwermetallen, Pestiziden, Pharmaka und Krankheitserregern. Schon heute sterben jährlich rund vier Millionen Menschen an Krankheiten, die durch verschmutztes Wasser verursacht werden.
Klimawandel verschärft die Probleme
Auch der Klimawandel wirkt sich auf die Wasserressourcen aus: "Der IPCC-Bericht etwa sagt voraus, dass in der Sahelzone, dem südlichen Afrika, Südasien und auch dem Mittelmeer weniger Niederschläge fallen werden, sodass diese Länder Probleme mit ihren Wasserressourcen bekommen werden", erläutert Leistert. Das Abschmelzen des Eises auf Grönland oder der Polkappen könne zudem das Grundwasser verunreinigen: "Wenn der Meeresspiegel ansteigt und die Küstenregionen überflutet werden, kann das Meerwasser auch in die Grundwasserleiter gelangen und zu einer Versalzung dieser Aquiferen führen. Brunnen, aus denen man heute noch Süßwasser herausholen kann, könnten dann Salz- oder Brackwasser beherbergen", erklärt der Wissenschaftler aus Freiburg. Gletscherschmelzen in den Alpen könnten zudem ganze Flussläufe trocken legen: "Wenn die Gletscher verschwinden, bekommt der Alpen-Rhein im Sommer massive Zuflussprobleme", sagt Leistert.
Ein Umdenken im Umgang mit unseren Wasserressourcen sei daher mehr als angebracht, warnt der Wasserforscher. Eine effizientere Nutzung des kostbaren Nass mahnen auch die Vereinten Nationen an. In einer gemeinsamen Erklärung haben sie sich schon vor sieben Jahren die Aufgabe gestellt, bis 2015 die Zahl der Menschen mit unzureichendem Wasserzugang zu halbieren.
"Wir müssen zeigen, dass unsere Wasserressourcen keine Ursache von Konflikten sein müssen, sondern ein Antrieb zu Kooperation"
(Kofi Annan)
Denn ein Mangel an sauberem Wasser ist die Ursache für zahlreiche Probleme um Gesundheit und Armut. Eine Verkürzung der Fußwege zum nächsten Brunnen etwa könnte für viele Frauen in den Entwicklungsländern bedeuten, dass ihnen mehr Zeit bliebe, um auf Äckern Nahrung anzubauen, zu arbeiten oder zur Schule zu gehen. (Kofi Annan)
Doch anfängliche Fortschritte der UN-Mitgliedsstaaten bei der Reduktion von Armut und Wassermangel geraten zunehmend ins Stocken. Viele Länder blieben hinter die nötigen Anstrengungen zurück, kritisiert der aktuelle Report der Vereinten Nationen zum Weltwassertag [2]. Der diesjährige Weltwassertag soll darum die Brisanz der Thematik erneut ins Licht der Öffentlichkeit rücken: "Zeit zum Handeln – Wasserknappheit und Dürre" lautet frei übersetzt das Motto. Denn wenn sich die Situation nicht verbessert, sind sich Experten sicher, gibt es bald keine Kriege mehr um Öl, sondern um Wasser. Schon 2005 warnte der damalige Generalsekretär der Vereinten Nationen, Kofi Annan: "Wir müssen zeigen, dass unsere Wasserressourcen keine Ursache von Konflikten sein müssen, sondern ein Antrieb zu Kooperation."
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