Altes Ägypten: Lange gesuchtes Grab von Pharao Thutmosis II. entdeckt

Es sei das letzte bisher nicht lokalisierte Pharaonengrab der 18. Dynastie: Nahe dem Tal der Könige haben Archäologen die Grablege von König Thutmosis II. ausgegraben, wie die ägyptische Antikenbehörde in einer Pressemitteilung bekannt gab. Erstmals habe man damit, seitdem Howard Carter 1922 Tutanchamuns Grab aufspürte, ein Königsgrab an diesem Fundplatz entdeckt. Fachleute hatten zwar seit Carter weitere Grabkammern im Tal der Könige frei gelegt, diese galten aber Ehefrauen und Kindern von Pharaonen. König Thutmosis II. herrschte vermutlich von 1492 bis 1479 v. Chr. während des Neuen Reichs. Seine Halbschwester und eine seiner Ehefrauen war die berühmte Königin Hatschepsut, die nach ihm den Pharaonenthron bestieg, als Regentin für den jungen Thutmosis III.
Auf die Grabstätte mit der Bezeichnung C 4, die sich im so genannten Wadi C ungefähr 2,4 Kilometer westlich des Tals der Könige in Theben-West befindet, war das ägyptisch-britische Forscherteam bereits im Oktober 2022 gestoßen. Damals hatten die Archäologen den Zugang und einen daran anschließenden Korridor frei gelegt. Zu diesem Zeitpunkt deuteten sie das Grab als letzte Ruhestätte königlicher Ehefrauen, da sich im Umfeld auch Königinnengräber befinden. Funde von Inschriften und Keramikresten legten aber bereits nahe, dass das neue Grab aus der Zeit von Hatschepsut und ihrem Stiefsohn Thutmosis III. stammen musste.
Kograbungsleiter Piers Litherland von der University of Cambridge deutete anschließend in den Jahren 2023 und 2024 die Räume bereits als Grabstätte von Thutmosis II.

Die Ergebnisse der jüngsten Grabungskampagne beseitigten nun letzte Zweifel: Die unterirdischen Kammern beherbergten einst wirklich den Leichnam von Thutmosis II. So fanden sich Beigaben aus dem Grabschatz des Pharaos, etwa Fragmente von Alabastergefäßen. Die Objekte sind mit dem Thronnamen von Thutmosis beschriftet und nennen auch seine Frau Hatschepsut. Demnach hatte sie vermutlich die Beisetzung ihres Bruders und Ehemanns verantwortet.
Im Grab fanden sich zudem Überreste der Wandbemalung – in blau gehaltene Inschriften und gelbe Sternenmotive. Ein Teil der Malereien geht offenbar auf das »Amduat« zurück. Dabei handelt es sich um ein Jenseits- oder Unterweltsbuch. Zur Zeit des Neuen Reichs enthalten nahezu ausschließlich die Wände von Pharaonengräbern Motive und Texte aus dem »Amduat«, nicht aber die Gräber von anderen königlichen Familienmitgliedern oder Beamten.
Dass es sich tatsächlich um das Grab von Thutmosis II. handelt, hält daher auch Susanne Bickel von der Universität Basel für sehr plausibel. Die Ägyptologin leitet ein Grabungsprojekt im Tal der Könige, war aber selbst nicht an den Forschungen im Wadi C beteiligt. »Der Fund von Objekten mit dem Namen des Königs einerseits und von Dekorationselementen des Grabs, die praktisch nur für eine königliche Grabstätte genutzt werden konnten anderseits, sind sehr deutliche Hinweise«, so Bickel. Vor allem die Auszüge aus dem Jenseitsführer des »Amduat« machten es sehr wahrscheinlich, dass C 4 eine königliche Grabstätte war.
Massenhaft Regen im trockenen Tal der Könige
Laut dem ägyptischen Grabungsleiter Mohamed Abdel Badi sind die Felsenkammern in schlechtem Zustand. Im Lauf der Jahrtausende strömte immer wieder Wasser in die Räume. Trotz des trockenen Klimas kommt es in Ägypten auch zu starken Regenfällen. Dann fließen große Wassermengen in die Wadis, reißen Geröll und Staub mit sich und verstopfen die Kammern vieler Gräber in Theben-West.
Weil auch bald nach der Beisetzung des Königs Wasser das Grab geflutet hatte, habe man die meisten Beigaben wohl schon im Altertum fortgeschafft, vermuten die Ausgräber. Sicher ist: Die britischen und ägyptischen Archäologen sind nicht die ersten Besucher seit der Bestattung des Königs. Denn: Die Mumie von Thutmosis II. ist erhalten. Sie liegt heute im Nationalmuseum der ägyptischen Zivilisation in Kairo. Die Mumie fand sich zusammen mit fast 40 weiteren königlichen Leichnamen in einem Mumiendepot in Theben-West, der so genannten Cachette von Deir el-Bahari. Zum Schutz vor Grabräubern hatten Priester der 22. Dynastie (945–715 v. Chr.) die Überreste vergangener Herrscher geborgen und sie in dem Grab in Deir el-Bahari untergebracht.
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