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News: Lichtblitze auf dem Mond

In den letzten zwei Jahren beobachteten Astronomen mehr als hundert Lichtblitze auf dem Mond. Die Erforschung dieser Erscheinungen ist für zukünftige Missionen zu unserem Trabanten immens wichtig.
Die Lichtblitze (englisch: Moonblinks) entstehen durch Meteoroiden, die auf der Mondoberfläche einschlagen. Da unser Begleiter keine Atmosphäre besitzt, gilt dies selbst für kleinste Teilchen. Sie erzeugen dort eine sichtbare Explosion. Während Meteoritenschauern wie den Perseiden oder den Leoniden kann die Einschlagrate stark ansteigen, so dass beinahe stündlich ein Aufleuchten zu beobachten ist.

Die Meteoroiden treffen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 72 Kilometern pro Sekunde auf die Oberfläche. Sogar ein kieselsteingroßes Geschoss besitzt dann eine derartige Wucht, dass es einen metergroßen Krater schlägt. Bereits ein Objekt mit einer Maße von nur fünf Kilogramm verursacht einen rund neun Meter großen Krater. Der Aufprall erhitzt Bodenmaterial, das durch die enorme Temperatur für einen kurzen Augenblick aufglüht und den Lichtblitz erzeugt.

Das NASA Marshall Space Flight Center (MSFC) in den USA hält seit Ende 2005 mit erdgebundenen Teleskopen Ausschau nach diesen kurzlebigen Phänomenen. Ziel des Projekts ist es, die Einschlagrate von Meteoroiden zu bestimmen, die schwerer als 500 Gramm sind. Zwischen Neumond und dem Ersten Viertel sowie zwischen Letzten Viertel und Neumond beobachten Wissenschaftler während rund zehn bis zwölf Nächten pro Monat den dunklen Teil der Mondoberfläche.

"Ich werde den ersten Lichtblitz nie vergessen“, sagte Forschungsleiter Rob Suggs. Am 7. November 2005 schlug ein etwa tennisballgroßes Stück des Kometen Encke im Mare Imbrium ein und erzeugte eine Explosion siebter Magnitude, etwas dunkler, als mit bloßem Auge zu erkennen. Bis heute entdeckten die Wissenschaftler noch 102 weitere Einschläge (Stand: 10. April 2008). Aktuelle Modellrechnungen gehen davon aus, dass der Mond durchschnittlich 260-mal pro Jahr von einem Meteoroiden mit einer Masse von mehr als einem Kilogramm getroffen wird. Dieser Wert ist jedoch äußerst unsicher, da jeweils nur wenige Einschläge registriert wurden. Die NASA-Forscher wollen die Daten mit Langzeitbeobachtungen nun präzisieren. Sie fanden heraus, dass der Mond auch von Meteoroiden getroffen wird, wenn keine Meteoritenschauer aktiv sind. Diese Partikel stammen von natürlichen Trümmerwolken im inneren Sonnensystem, hinterlassen von Kometen und Asteroiden.

© NASA
Videosequenz eines Moonblinks
Aufnahme eines Moonblinks vom 4. Januar 2008. Es ist der registrierte Lichtblitz Nummer 86. Das Objekt war ein winziges Fragment des Kometen 2003EH1, dessen Trümmerwolke das Erde-Mond-System immer Anfang Januar durchfliegt. Auf der Erde erzeugt der Durchgang vom 1. bis zum 6. Januar den bekannten Quadrantiden-Schauer, dessen Radiant im nördlichen Sternbild Bärenhüter liegt.


Weshalb ist die Einschlagrate von Meteoroiden auf dem Mond derart interessant für uns? Das MSFC begann ihre Arbeit, nachdem die NASA ankündigte, wieder Astronauten auf den Erdtrabanten zu senden. "Wenn da oben jemand rumläuft, wäre es gut zu wissen, wie oft Meteoroiden einschlagen“, erklärt Suggs. Die Apollo-Missionen waren jeweils nur für wenige Tage auf der Oberfläche. Die Wahrscheinlichkeit eines direkten Treffers war deshalb sehr gering. Die NASA plant jedoch, permanente lunare Außenposten zu errichten. In diesem Fall wird es von Bedeutung sein, die Einschlagrate zu kennen und zu wissen, welche Schäden die Geschosse verursachen können.

Noch gefährlicher als der direkte Einschlag sind die so genannten Sekundärtreffer. Beim Aufprall schleudert ein Meteoroid Material von der Oberfläche weg in alle Himmelsrichtungen. Ein einziger Einschlag erzeugt tausende solcher umherfliegender Partikel, jedes mit der Geschwindigkeit einer Pistolenkugel. Sogar Teilchen mit weniger als einem Millimeter Durchmesser können bereits einen Raumanzug durchlöchern.

Bisher ist unbekannt, wie weit genau solche Sekundärteilchen fliegen. Suggs und weitere Wissenschaftskollegen simulieren mithilfe von Computerm Meteoroideneinschläge im Mondstaub. Ihre Erkenntnisse wird für die Planung der Eroberung von Luna zentral sein.

MS

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