Planetenforschung: Merkurs Oberfläche war weit reichend geschmolzen
Merkur hat eine wechselvolle Geschichte. Bis vor fünf Jahren kannten Wissenschaftler zwar nicht einmal die Hälfte seiner Oberfläche – aber schon damals vermuteten sie eine Epoche, in der kurzfristig Lavaströme auf der Oberfläche geflossen sein sollten. Wie nun Planetologen um Simone Marchi vom NASA Lunar Science Institute in Boulder im US-Bundesstaat Colorado schreiben, haben sich diese Lavaströme sogar über die gesamte Planetenoberfläche ergossen.
Die Forscher verwendeten Aufnahmen der NASA-Raumsonde Messenger, die Merkur ab 2008 dreimal passierte und ihn seit 2011 umkreist. Sie konzentrierten sich auf einen besonders alten Teil der Oberfläche, der zwischen den Kratern eine weite und relativ glatte Ebene bildet. Die Wissenschaftler bestimmten das Alter dieser Gesteinsschicht, die sich durch die Dichte an Kratern grob errechnen lässt. Dazu verwendeten sie die besser bekannte zeitliche Entwicklung des Monds, die sie auf Merkur übertrugen.
Demnach begann sich die Lava vor über vier Milliarden Jahren großflächig über Merkurs Oberfläche zu ergießen. Der Vulkanismus fing nur knapp nach dem schweren, späten Bombardement an – also zu einer Zeit, als überall im Planetensystem besonders viele Meteoriten einschlugen. Die Lavaströme ebbten erst nach rund 350 Millionen Jahren wieder ab, als auch die Einschläge langsam nachließen.
Die Ursache von Merkurs vulkanischer Vergangenheit ist damit noch nicht geklärt, zumal bis heute keine größeren Vulkangebäude auf Merkur entdeckt worden sind. Die Forscher vermuten allerdings anhand des zeitlichen Zusammenhangs zum Bombardement, dass die vulkanischen Ergüsse durch besonders schwere Einschläge hervorgerufen wurden.
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