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Beobachtungstipp: Nur scheinbar Nachbarn – Die Sternhaufen Messier 46 und 47

Die hellen offenen Sternhaufen Messier 46 und 47 stehen am Himmel nur 1,3 Grad voneinander entfernt und eignen sich besonders für die Beobachtung im Fernglas.
Silhouette einer Person mit Fernglas vor dem Hintergrund eines dunklen Himmels.
Viele Sternhaufen lassen sich gut mit dem Fernglas beobachten. Messier 46 und 47 passen sogar in dasselbe Gesichtsfeld.

Große, helle Sternansammlungen sind ausgezeichnete Ziele für die Himmelsbeobachtung mit einem Fernglas. Noch interessanter wird der Anblick, wenn sich gleich zwei dieser Objekte im Gesichtsfeld befinden. Zu den bekanntesten Beispielen zählt der Doppelsternhaufen h+χ im Sternbild Perseus, der nicht nur durch die Zwillingsnatur seiner beiden Komponenten besticht, sondern auch ein physisches Paar darstellt. Doch ein Blick in das viel weiter südlich gelegene Sternbild Achterschiff (lateinisch: Puppis) lohnt sich ebenfalls. In scheinbar enger Nachbarschaft stehen hier nämlich die beiden Sternhaufen Messier 46 und 47 sowie NGC 2423. Ihre Nähe ist allerdings rein zufälliger Natur: Die helleren der drei Haufen, Messier 46 und 47, stehen am Himmel nur 1,3 Grad voneinander entfernt – sie könnten jedoch kaum unterschiedlicher sein. Unter einem Stadthimmel zeigt sich im Fernglas oft nur der 4,4 mag helle Messier 47. Sie finden ihn, ausgehend vom hellen Stern Sirius, mit einem Schwenk von gut zwölf Grad in Richtung Ostnordost (siehe »Im Glanz des Sirius«).

Im Glanz des Sirius | Rund zwölf Grad östlich von Sirius, im nördlichen Teil des Sternbilds Achterschiff (lateinisch: Puppis), befinden sich die Sternhaufen Messier 46 und 47, und unmittelbar südlich von Sirius leuchtet ein weiteres sehenswertes Objekt dieser Art: der große offene Sternhaufen Messier 41.

Messier 47 ist mit lediglich 75 Millionen Jahren viel jünger als sein 240 Millionen Jahre alter Artgenosse Messier 46, und auch die Entfernungen der beiden Objekte unterscheiden sich deutlich: 4900 Lichtjahre beträgt die Distanz zu Messier 46. Damit ist dieser Haufen rund dreimal so weit von uns entfernt wie Messier 47 (1550 Lichtjahre).

Solche Unterschiede schlagen sich natürlich im visuellen Anblick nieder: Während man in Messier 47 mindestens ein Dutzend seiner jungen, leuchtkräftigen Sterne leicht im Fernglas erkennt, schimmert Messier 46 auch in einer dunklen, klaren Nacht bloß als blasser Nebel (siehe »Ein ungleiches Trio«).

Ein ungleiches Trio | Unterschiedlicher können offene Sternhaufen kaum sein: Messier 46 (links) ist eine relativ alte Sternansammlung, die im Fernglas keine Einzelheiten erkennen lässt; das Objekt erscheint geisterhaft neblig. Hingegen ist Messier 47 (rechts) wegen seiner leuchtkräftigen ­jungen Sterne recht auffällig. Der lichtschwächste der drei Haufen, NGC 2423, bleibt im Fernglas unsichtbar. Für die Aufnahmen zu ­diesem Bild nutzte Mario Weigand ein Dualsystem aus Teleskopen vom Typ ­Pentax 105/670 in Verbindung mit Kameras vom Typ SBIG STL-11000M und Atik 1000; Norden ist oben, Osten links.

Die Gesamthelligkeit von Messier 46 beträgt nur 6,3 mag; so erscheint uns dieses Objekt beinahe wie der Geist eines Sternhaufens. Ein Teleskop offenbart hier jedoch unzählige lichtschwache, ältere Sterne. Allein den scheinbaren Durchmesser von rund 20 Bogenminuten haben die beiden Objekte gemeinsam. Somit ist der weiter entfernte Messier 46 räumlich viel größer als Messier 47.

Bloß rund 40 Bogenminuten nördlich von Messier 47 befindet sich der kleine, nur 7,2 mag helle, locker verteilte Sternhaufen NGC 2423. Auch diese Sternansammlung bleibt bei der Betrachtung im Fernglas unauffällig. Beim Blick durch ein Teleskop wirkt sie wie ein echter phy­sischer Begleiter – doch dies ist wiederum eine bloße Täuschung. In Wahrheit steht NGC 2423 etwa 900 Licht­jahre hinter Messier 47 und ist zudem ein mit 730 Millionen Jahren sehr betagter Sternhaufen. So eng die drei Haufen Messier 46, Messier 47 und NGC 2423 am Himmel benachbart sind – so sehr täuscht ihr Anblick das betrachtende Auge.

  • Kurz erklärt
    Was ist eine Bogenminute? Wann spricht man von einer Konjunktion? Und wie gibt man die Helligkeit von Sternen an? Ein kleiner Überblick über die wichtigsten astronomischen Begriffe.
  • Bogenminute
    Die Bogenminute ist eine Einheit, um die Größe von Winkeln im Gradmaß anzugeben. Ein Winkelgrad hat 60 Bogenminuten und die Bogenminute 60 Bogensekunden. Entsprechend ergeben 3600 Bogensekunden genau ein Grad.
  • Ekliptik
    Die scheinbare jährliche Bahn der Sonne am Himmel. Sie ist der Schnitt der Erdbahnebene, der so genannten Ekliptikebene, mit der Himmelssphäre. Die Ekliptikebene ist gegen die Äquatorebene, den Schnitt des Erdäquators mit der Himmelssphäre, um 23,5 Grad geneigt.
  • Elongation
    Winkelabstand zwischen der Sonne und einem Planeten oder dem Mond. Befindet sich ein Planet in östlicher Elongation, geht er abends nach der Sonne unter, bei westlicher Elongation geht er morgens vor der Sonne auf. Eine Elongation von 0 Grad heißt Konjunktion und von 180 Grad Opposition.
  • Helligkeit (mag)
    Historisch bedingt unterschied man die Helligkeiten zunächst in sechs Größenklassen. Der erste Detektor war das menschliche Auge, das für astronomische Beobachtungen sicherlich nicht voll ausgereift ist. Die hellsten Sterne definierte man als Sterne 1. Größe (1 mag), die lichtschwächsten, gerade noch mit dem Auge sichtbaren als Sterne 6. Größe (6 mag).
  • Konjunktion
    Gleichschein, Stellung eines Planeten, bei der die Sonne in der Verbindungslinie Erde–Planet steht. Bei den Planeten Merkur und Venus kommt es zu einer oberen Konjunktion, wenn die Sonne zwischen der Erde und dem Planeten steht, und zu einer unteren Konjunktion¸ wenn der Planet zwischen Erde und Sonne steht.
  • Kulmination
    Durchgang eines Gestirns durch den Meridian. Man unterscheidet zwischen der oberen Kulmination (größte Höhe über dem Horizont) und der unteren Kulmination (größte Höhe unter dem Horizont). Nur bei den Zirkumpolarsternen befinden sich oberer und unterer Kulminationspunkt über dem Horizont.
  • Meridian
    Mittagskreis, im horizontalen Koordinatensystem der Großkreis an der Himmelssphäre, der sowohl durch Zenit und Nadir als auch durch die beiden Himmelspole verläuft und den Horizont im Süd- und im Nordpunkt schneidet.
  • Opposition
    Gegenschein, Winkelstellung zweier Planeten zueinander oder auch zu Sonne und Mond, bei der sich die ekliptikale Länge der beiden Gestirne um 180 Grad unterscheidet. Am häufigsten für den Fall gebraucht, dass Sonne–Erde und einer der äußeren Planeten auf einer Linie liegen.
  • Seeing
    Das durch die Luftunruhe der Atmosphäre hervorgerufene Flackern der Sterne.

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