Psychologie: Ökokühe schmecken besser - oder?
Manche Menschen achten beim Kauf von tierischen Produkten darauf, dass die Tiere, von denen diese stammen, möglichst artgerecht gehalten werden. Dass diese Taktik sich auch im Hinblick auf die Schmackhaftigkeit der Speisen auszahlen könnte, bestätigt nun eine Untersuchung von Forschern um Lisa Feldman Barrett von der Northeastern University in Boston, Massachusetts: Denn glauben wir, dass Fleischprodukte von Rindern stammen, die vor ihrer Schlachtung ein gutes Leben hatten, munden uns diese besser.
Die Wissenschaftler baten zunächst mehr als 100 Probanden, zwei eigentlich komplett identische Stücke Rinderdörrfleisch zu probieren. Eines davon, so machte man die Teilnehmer glauben, stamme von einem Hof, auf dem die Tiere unter guten Bedingungen leben und draußen auf der Weide grasen dürfen. Das andere Stück käme dagegen von einem Hof, auf dem die Rinder ähnlich wie in einer Fabrik in winzigen Ställen gehalten werden und nicht nach draußen dürfen. Das Fleisch von den »zufriedenen Tieren« schmeckte den Probanden dabei nicht nur deutlich besser, es lag auch in anderen Kategorien wie Aussehen, Geruch und Gesamtgenuss vorne. Zudem waren die Probanden bereit, für dieses Fleisch rund 22 Prozent mehr zu bezahlen als für das Produkt, das vorgeblich aus der schlechten Haltung stammte, und verspeisten außerdem deutlich großzügigere Bissen davon.
In weiteren Experimenten gingen Feldman Barrett und ihr Team diesem Phänomen weiter nach. Dabei entdeckten sie, dass es eigentlich nicht das vermeintlich gute Leben der Tiere war, das die Fleischprodukte aufwertete, sondern dass den Versuchspersonen umgekehrt eher das Leid der Tiere aus der schlechten Haltung den Appetit verdarb. Das ging so weit, dass die Probanden sogar deutliche Unterschiede schmeckten, wenn sie von den Forschern um eine detaillierte Beschreibung des Geschmacks gebeten wurden – obwohl ja eigentlich gar keine vorhanden waren. Dennoch kam ihnen die Note des Fleischs aus der wenig artgerechten Haltung salziger, fettiger und weniger frisch vor.
Feldman Barrett und ihr Team werten ihre Ergebnisse als erneuten Beweis dafür, wie stark unser eigener Glaube den Genuss von Lebensmitteln beeinflussen kann. So ist etwa bereits gut belegt, dass Wein uns schmackhafter vorkommt, wenn wir denken, dass er besonders teuer ist. Selbst, wenn sich hinter dem edlen Tropfen eigentlich eine vergleichsweise billige Marke aus dem Supermarkt um die Ecke verbirgt.
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