Ökologie: Wie entsorgt man tote Wale am besten?
Zu den Perlen des Lokaljournalismus gehört sicher der – gescheiterte – Versuch, einen toten gestrandeten Wal an der Küste von Oregon zu sprengen, um ihn loszuwerden. Ein örtliches Filmteam zeichnete das Ereignis auf, das einige Menschen mit stinkendem Gewebe eindeckte und ein Auto durch herabfallende Walteile zertrümmerte. Der »Florence Exploding Whale« führte jedoch nicht dazu, dass die Detonationsmethode für alle Zeiten gebannt wurde, wenn es darum ging, Walkadaver zu beseitigen. Jan-Olaf Meynecke von der Griffith University und sein Team, haben in »Marine Science and Engineering« evaluiert, welche Techniken tatsächlich am effektivsten sind, um die Leiber einer sinnvollen Verwendung zuzuführen.
Denn immer wieder verenden Großwale am Strand oder werden schon tot angeschwemmt. Und nicht immer kann man dort ihr Schicksal den örtlichen Aasfressern anvertrauen, etwa wenn es sich um touristisch genutzte Badestrände handelt oder der Verwesungsgeruch in menschliche Siedlungen zieht. Neben Sprengungen wurden die toten Meeressäuger in Tierkörperbeseitigungsanlagen verfrachtet, vor Ort vergraben oder sogar auf Mülldeponien abgeladen – was durchaus kostspielig und teils logistisch schwierig ist.
Meynecke und Co überwachten dagegen eine weitere Möglichkeit, die ebenfalls regelmäßig eingesetzt wird: Sie ließen einen toten Buckelwal von der ostaustralischen Küste hinaus aufs Meer ziehen und verfolgten dann seinen Werdegang. Diese Methode gilt als ökonomisch und ökologisch sinnvoll, führte jedoch in der Vergangenheit regelmäßig nicht zum Ziel: Viele tote Wale drifteten zurück an die Küste oder kreuzten stark frequentierte Schifffahrtsrouten, was zu Kollisionen führen kann. Um bessere Vorhersagemodelle zu entwickeln, wie lange und wohin die Kadaver treiben, statteten die Wissenschaftler den Leichnam mit Sensoren aus.
Rund 150 Stunden lang konnte das Team beobachten, wie der tote Wal durch das Meer schwamm. Dann verstummte das Signal, weil der Kadaver wahrscheinlich in der Tiefsee versank. Entscheidend für die Richtung war demnach der Wind, der das Tier an der Oberfläche antrieb. Die eher schwachen Strömungen im Untersuchungsgebiet spielten dagegen eine geringe Rolle. Simulationen konnten dann eindeutig den Weg prognostizieren, den der Walleichnam einschlagen würde: Behörden können auf diese Weise zukünftig berechnen, in welchen Meeresregionen sie am besten die toten Tiere Wind und Wellen übergeben können.
Das wäre bei Bedarf nicht nur die kostengünstigste und sicherste Entsorgungsmethode, sondern auch die mit der größten ökologischen Wirkung: Walkadaver sind eine ergiebige Proteinquelle für Seevögel, Haie und andere Fische sowie eine extrem wichtige Ressource für Tiefseetiere, wenn sie auf dem Meeresboden ankommen.
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