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Polarforschung: Rettungsflug in die Antarktis unterwegs

In der Antarktis herrscht zurzeit dicker Winter - keine gute Zeit für Rettungsflüge. Doch offensichtlich gibt es keine andere Wahl an der Amundsen-Scott-Station.
Twin Otter können für Landungen auf Schnee oder im Wasser umgerüstet werden. Zwei Flugzeuge dieses Typs sind in die Antarktis unterwegs.

Wer auf einer Antarktisstation überwintern will, muss ein strenges Auswahlverfahren überstehen und wird auf Herz und Nieren geprüft. Notfälle können allerdings nicht ausgeschlossen werden, weshalb zumindest auf großen Stationen wie der US-amerikanischen Amundsen-Scott auch ein Mediziner vor Ort ist – denn Rettungsmissionen sind in der Polarnacht ein riskantes Unterfangen. Dennoch sind gerade zwei Flugzeuge vom Typ Twin Otter von Calgary in Kanada unterwegs nach Amundsen-Scott in der Nähe des Südpols: Ein offensichtlich schwer erkrankter Mitarbeiter des rund 50-köpfigen Teams muss ausgeflogen werden, wie die National Science Foundation (NSF) bekannt gab. Er benötige klinische Hilfe, so die NSF, ohne näher auf Details einzugehen.

Seit Dienstag, 14. Juni, sind zwei Twin Otter unterwegs; gegen Montag sollen sie an der britischen Rothera Research Station auf der Antarktischen Halbinsel eintreffen. Eine der beiden Maschinen bleibt vor Ort auf Abruf, während die andere weitere 2400 Kilometer Richtung Südpol fliegt. Sollte sie verloren gehen, bricht das andere Team zu einer Such- und Bergungsmission auf. Das Unterfangen stellt Piloten und Crew vor höchste Herausforderungen, denn momentan herrscht in der Region Polarnacht: Die Temperaturen fallen teilweise auf unter minus 67 Grad Celsius; zudem treten immer wieder heftige Stürme auf. Um landen zu können, müssen die Flugzeuge auf Schier umgerüstet werden.

Angesichts der extremen Bedingungen versuchen Forschungseinrichtungen Rettungsflüge zu dieser Jahreszeit möglichst zu vermeiden. Bekannt wurde beispielsweise der Fall der Medizinerin Jerri Nielsen, die im Mai 1999 auf Amundsen-Scott bemerkte, dass sie Brustkrebs hatte. Mit Hilfe nicht medizinisch ausgebildeter Techniker führte sie selbst an sich eine Biopsie aus. Erst im Oktober, im einsetzenden Frühling, konnte sie schließlich ausgeflogen werden. Ähnlich erging es der Wintermanagerin Renee-Nicole Douceur, die im August 2011 einen Schlaganfall erlitt und ebenfalls erst im Oktober evakuiert wurde.

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