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Fälschungen: Schwerter aus dem alten Iran als modernes Stückwerk entlarvt

Was vorderasiatische Handwerker vor 3000 Jahren aus Bronze und Eisen schmiedeten, kombinieren moderne Fälscher zu krudem Stückwerk. Fachleute entlarvten die falschen Schwerter nun mit einer außergewöhnlichen Methode.
Acht früheisenzeitliche Schwerter aus Iran
Insgesamt acht Schwerter beschlagnahmte der britische Zoll. Die zirka 3000 Jahre alten Waffen stammen ursprünglich aus dem Iran und sollen an das Land zurückgegeben werden.

Geschäfte mit Antiquitäten und Antiken folgen einer schlichten Formel: Vollständige Funde erbringen höhere Preise als unvollständige. Vermutlich aus diesem Grund haben moderne Fälscher die Griffe und Klingen früheisenzeitlicher Schwerter aus dem Iran kombiniert, die ursprünglich nicht zusammengehörten. Das fand ein Forscherteam um Alex Rodzinka und Nathaniel Erb-Satullo von der englischen Cranfield University mit Hilfe der Neutronentomografie heraus. Die acht untersuchten Waffen, die zuvor der britische Zoll beschlagnahmt hatte, stammen aus der Frühzeit der Eisentechnologie. Damals, vor rund 3200 Jahren, entwickelten Metallurgen in Anatolien und im Vorderen Orient neue Verhüttungsmethoden. Solche Schwerter liefern also Hinweise, wie dieser weltgeschichtlich bedeutsame Prozess verlief – und Fälschungen können die Ergebnisse verzerren.

Wie die Fachleute im »Journal of Archaeological Science« berichten, entdeckten sie in den bronzenen Griffen einiger der rund 3000 Jahre alten Schwerter Überreste von Eisen. Vermutlich stammen sie von der Angel, also der Halterung der Klinge, die im Griff steckt. Damit ist klar, dass im originalen Zustand – anders als jetzt – keine Bronzeklinge im Griff lag, sondern eine aus Eisen. Solche aus zwei Metallen kombinierte Schwerter sind aus der frühen Eisenzeit des Vorderen Orients tatsächlich bekannt. Zudem heißt es in der Studie, dass Heft und Klinge teils stilistisch, also in ihrer Machart, nicht zusammenpassen. Alle Teile seien jedoch sicher antik; erst moderne Fälscher setzten sie zusammen.

Bisher seien nur wenige Objekte aus vergangenen Kulturen mit einem Neutronentomografen durchleuchtet worden, schreiben die Forscher. Die Technologie sei aber besser geeignet, organische Stoffe aufzuspüren, als Röntgentechnik oder Computertomografie. Außerdem können Neutronen anders als Röntgenstrahlen, welche absorbiert werden, die meisten Metalle durchdringen und geben daher detailliertere Bilder vom Inneren einer Probe. So entdeckten Rodzinka und Co Kleberreste in den Schwertgriffen. Auch erkannten sie in den Scans, dass man in die Griffe Löcher bohrte, um die nicht zugehörigen Bronzeklingen besser einpassen zu können. In einem Fall steckte sogar ein Stück moderner Bohrer im Schwert.

Schwerter, wie sie die Gruppe um Rodzinka untersuchte, stammen unter anderem aus der Provinz Luristan im Westen des Iran. In den späten 1920er Jahren gruben Menschen dort im großen Stil widerrechtlich alte Stätten aus. Vor allem Bronzefunde flossen massenhaft in den amerikanischen und europäischen Kunsthandel sowie in Museen, darunter aber auch zahlreiche Fälschungen und moderne Kombinationen alter Stücke.

Die so genannten Luristanbronzen gehören ungefähr in die Zeit zwischen 1000 und 650 v. Chr., also an den Beginn der Eisenzeit. Diese Phase brach nicht überall gleichzeitig in der Alten Welt an. Im Vorderen Orient setzte sie um 1200 v. Chr. ein. Erst anschließend breitete sich die neue Technologie der Eisenverhüttung auch nach Westen aus. In Mitteleuropa war sie dann um 800 v. Chr. bekannt.

  • Quellen
Journal of Archaeological Science 171, 2024, doi: 10.1016/j.jas.2024.106018

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