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Hirnforschung: Sympathie ist manipulierbar

Ob wir Gesichter positiv oder negativ bewerten, hängt von der Aktivität einer einzelnen Hirnregion ab - und diese lässt sich gezielt beeinflussen.
Lachende Gesichter

Gegensätzliche Gefühle beim Anblick von Gesichtern formen sich in einer Hirnregion, die sich offenbar mit Hilfe von Kernspintomografie und Neurofeedback steuern lässt. Zu diesem Ergebnis kamen Forscher von der Brown University, welche die Technik weiterentwickeln und für therapeutische Zwecke einsetzen wollen. Das Team um Kazuhisa Shibata schob 24 Versuchsteilnehmer in einen Magnetresonanztomografen, wo diese 400 Gesichter auf einer Skala von 1 ("gefällt mir nicht") bis 10 ("gefällt mir") bewerten sollten. Dabei maßen die Wissenschaftler die Hirnaktivität im so genannten zingulären Kortex und deckten spezielle Aktivitätsmuster auf, die mit positiven und negativen Gefühlen einhergingen.

Im zweiten Teil des Versuchs trainierten die Forscher ihre Probanden schließlich darauf, genau diese Aktivitätsmuster auch für zuvor neutral bewertete Gesichter hervorzurufen. Dazu erhielten die Teilnehmer nach dem Blick auf ein Gesicht die Instruktion, einen visuellen Stimulus gedanklich zu vergrößern. Die "positive" Gruppe wurde mit einem größeren Stimulus belohnt, wenn das Aktivierungsmuster des zingulären Kortex dem einer positiven Bewertung entsprach, bei der "negativen" Gruppe war es genau umgekehrt. Am Ende schafften die Wissenschaftler es so, die Bewertung der beiden Versuchsgruppen tatsächlich signifikant zu verändern. Die Probanden in der positiven Gruppe fanden die zuvor neutralen Gesichter anschließend auf einmal ein kleines bisschen sympathischer, in der negativen Gruppe war es entgegengesetzt. Bei der Kontrollgruppe, die kein Training erhalten hatte und die Gesichter außerhalb des Scanners bewertete, blieb die Beurteilung unverändert.

Damit, so die Forscher, habe man erstmals zeigen können, dass die Aktivitätsmanipulation einer einzelnen Hirnregion die Bewertung von Gesichtern sowohl auf negative als auch positive Weise verändern kann und nicht, wie lange angenommen, unterschiedliche Regionen für gegensätzliche Beurteilungen von Gesichtern zuständig sind. In künftigen Studien wollen die Wissenschaftler untersuchen, inwiefern die Technik auf andere emotionale Zustände und Hirnregionen übertragbar ist, um sie gegebenenfalls als Werkzeug in der Psychotherapie einzusetzen – zur Reduktion von Ängsten oder zur Behandlung von traumatischen Ereignissen.

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