Hirnforschung: Tagebuch versus Formeln
Kopfrechnen und gleichzeitig in Erinnerungen an den letzten Urlaub schwelgen – ein Ding der Unmöglichkeit. Forscher der Stanford University in Kalifornien fanden jetzt den vermutlichen Grund: Offenbar gehen selbstbezogene Gedächtnisübungen und mathematisches Tüfteln mit konkurrierenden Erregungsmustern im Gehirn einher.
Acht Personen, die wegen Epilepsie im Krankenhaus waren, wurden von den Wissenschaftlern um Josef Parvizi per Elektroden im Gehirn gereizt. So suchen Ärzte den Herd der epileptischen Anfälle. Die Forscher nutzten die Technik, um detaillierte Informationen aktivierter Hirnzellen zu erhalten – was mit herkömmlichen bildgebenden Verfahren oder EEG-Aufzeichnungen kaum möglich ist.
Täglich lasen die Testpersonen nun eine Reihe von Aussagen und sollten jeweils per Knopfdruck angeben, ob diese wahr oder falsch seien. Die Aufgaben forderten mal das episodische Gedächtnis ("Ich habe heute einen Apfel gegessen"), mal die mathematischen Fähigkeiten der Probanden ("67 + 6 = 75").
Wie sich zeigte, feuerten bei der Verarbeitung von selbstbezogenen Erinnerungen vermehrt Nervenzellen im mittleren Teil des Schläfenlappens. Dieselben Neurone reagierten auf Mathe nicht nur weniger, ihre Aktivität verstummte regelrecht: Je stärker sich die Zellen während der Gedächtnisaufgaben regten, desto stärker ihre Hemmung angesichts arithmetischer Formeln. Die Forscher sehen hierin eine tiefere, neuronal bedingte Ursache dafür, warum Multitasking ein Wunschtraum bleibt.
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