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Geomorphologie: Taucher entdecken ertrunkene Apostel

Die Twelve Apostles sind eine beliebte Touristenattraktion an der Küste des australischen Bundesstaats Victoria. Nun haben sie Zuwachs bekommen.
Twelve Apostles

Sie gelten als eine der beliebtesten Touristenattraktionen Australiens und werden angeblich nach dem Ayers Rock am häufigsten fotografiert: die Twelve Apostles genannten Steinsäulen vor der Küste des australischen Bundesstaats Victoria – die ursprünglich nur zu neunt waren und von denen mittlerweile einer zusammenbrach. Geowissenschaftler haben jedoch wieder Zuwachs für die berühmten Kalksteinsäulen gefunden, die allerdings komplett unter Wasser liegen, was die beteiligten Forscher um Rhiannon Bezor von der University of Melbourne einigermaßen überraschte. Denn die imposanten Felsnadeln entstehen nur unter optimalen Bedingungen und werden von der Erosion irgendwann komplett abgetragen. Die neuen "Apostel" sind jedenfalls die ersten derartigen Gebilde, die man im Meer entdeckt hat. Sie entstanden wohl vor rund 60 000 Jahren, als der Meeresspiegel mehrere dutzend Meter niedriger lag als heute. Die Bedingungen ähnelten damit wahrscheinlich jenen, welche die heutigen Apostel schufen.

Wind und Wellen sorgen dafür, dass einzelne Gesteinspartien aus einer Steilküste modelliert werden. Anfänglich sind diese noch über eine Art Brücke mit dem Festland verbunden, bevor diese einstürzt und die Säulen isoliert. Das funktioniert jedoch nur mit bestimmten Gesteinsarten, erläutern Bezor und Co: Granit ist zu hart und wird daher nicht schnell genug abgetragen. Tonstein ist wiederum zu weich und bricht rasch unter dem eigenen Gewicht zusammen. Optimal ist hingegen Kalkstein, denn er ist hinreichend weich und löslich, dass er erodiert werden kann, aber immer noch ausreichend stabil, um als Nadel stehen zu bleiben. Wie ihre küstennahen, sichtbaren Kollegen bestehen auch die versunkenen Apostel aus diesem Substrat; im Lauf der Zeit schrumpften sie jedoch beträchtlich. Der Höchste unter ihnen ragt nur 6,4 Meter über den Meeresboden auf, wie ausgewertete Sonaraufnahmen belegen, während der Spitzenreiter an der Küste 67,5 Meter hoch ist. An diesen nagt der Zahn der Zeit mittlerweile bedrohlich: 2005 stürzte der neunte Apostel ein, 2009 zerbröselte ein Zacken der Three-Sisters-Formation.

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