Evolution: Traummann Vater
Seitensprünge mit anderen Spezies gehen selten gut aus. Doch Trauer- und Halsbandschnäpper wagen den gelegentlichen sexuellen Kontakt und können dabei sogar fruchtbare Söhne zeugen. Die komplette Vermischung der beiden Arten wird allerdings von den Weibchen verhindert. Norwegische Forscher wissen nun, warum.
"Wenn ich groß bin, heirate ich einen Mann wie Papa – mit kurzen schwarzen Haaren, Vollbart und Brille." Warten wir mal ab, denkt sich die Mutter, wohl wissend, dass sich die Vorstellung vom Traummann Vater schon noch auswachsen wird. Und in der Tat: Tochters erste Liebschaft ist blond und glatt rasiert – kein bisschen der Papa.
Wissenschaftler um Stein Sæther von der Universität Oslo hatten Fliegenschnäpper-Liebschaften in Schweden und Tschechien beobachtet. Sie wollten wissen, warum es zwischen Trauer- (Ficedula hypoleuca) und Halsbandschnäppern (Ficedula albicollis) nur selten Mischehen gibt, obwohl zumindest für die Söhne die Chancen nicht schlecht stehen, sich weiter fortpflanzen zu können; eine Besonderheit in der Tierwelt, führt doch meist die Paarung zweier Arten – wenn überhaupt – zu sterilem Nachwuchs.
Um dem Geheimnis der Partnerwahl auf den Grund zu gehen, sahen sich die Forscher die Paarungspräferenzen der seltenen Hybride an. Schwärmten sie eher für Vögel der Mutter- oder der Vaterspezies oder gar für Hybride ihresgleichen?
Die Mischlingssöhne begehrten sowohl Halsband- als auch Trauerschnäpperdamen. Dagegen umwarben die Töchter, die zwar steril, an der Männerwelt deshalb aber nicht minder interessiert waren, mit Vorliebe den Vatertyp: War der Papa Halsbandschnäpper, hatte der Traummann den typischen weißen Kragen, war er Trauerschnäpper, so fiel der Geliebte etwas schlichter aus. Entstammte er selbst schon einer Mischehe, sollte es der Partner auch.
Um zu testen, ob Prägung des Rätsels Lösung war, setzten die Forscher Mischlingsküken von Trauerschnäpper-Vätern in Nester, die von Halsbandschnäpper-Männern gehütet wurden und umgekehrt. Doch egal, welches Federkleid sie in ihrer Jugend vor Augen hatten: die Kuckuckskinder begehrten später Männer, die ihrem Erzeuger ähnelten.
Damit sahen die Wissenschaftler ihre Prägungstheorie widerlegt. Sie tippten schließlich auf die Vererbung der Paarungsvorliebe via Z-Chromosom vom Papa. Vogelfrauen besitzen ein W- und ein Z-Geschlechtschromosom; ersteres stammt von der Mutter, letzteres vom Vater. Vergangene Studien haben bereits gezeigt, dass die Gene für die Männergarderobe auch auf den Z-Chromosomen liegen.
Solch ein Szenario ist in vielen Familien zu beobachten – zumindest bei der Spezies Mensch. Anders bei Fliegenschnäppern: Kommen die Vogel-Mädchen in das Alter, in dem das andere Geschlecht ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt, flirten sie bevorzugt mit Männern vom Typ ihres Vaters.
Wissenschaftler um Stein Sæther von der Universität Oslo hatten Fliegenschnäpper-Liebschaften in Schweden und Tschechien beobachtet. Sie wollten wissen, warum es zwischen Trauer- (Ficedula hypoleuca) und Halsbandschnäppern (Ficedula albicollis) nur selten Mischehen gibt, obwohl zumindest für die Söhne die Chancen nicht schlecht stehen, sich weiter fortpflanzen zu können; eine Besonderheit in der Tierwelt, führt doch meist die Paarung zweier Arten – wenn überhaupt – zu sterilem Nachwuchs.
Um dem Geheimnis der Partnerwahl auf den Grund zu gehen, sahen sich die Forscher die Paarungspräferenzen der seltenen Hybride an. Schwärmten sie eher für Vögel der Mutter- oder der Vaterspezies oder gar für Hybride ihresgleichen?
Die Mischlingssöhne begehrten sowohl Halsband- als auch Trauerschnäpperdamen. Dagegen umwarben die Töchter, die zwar steril, an der Männerwelt deshalb aber nicht minder interessiert waren, mit Vorliebe den Vatertyp: War der Papa Halsbandschnäpper, hatte der Traummann den typischen weißen Kragen, war er Trauerschnäpper, so fiel der Geliebte etwas schlichter aus. Entstammte er selbst schon einer Mischehe, sollte es der Partner auch.
Der Vater schien also in Sachen Partnerwahl den Ton anzugeben – allerdings nur bei den Töchtern. Hatten sich die Sprösslinge das Muster des väterlichen Federkleids eingeprägt, oder liegt die Vorliebe für die Garderobe der Väter in den Genen?
Um zu testen, ob Prägung des Rätsels Lösung war, setzten die Forscher Mischlingsküken von Trauerschnäpper-Vätern in Nester, die von Halsbandschnäpper-Männern gehütet wurden und umgekehrt. Doch egal, welches Federkleid sie in ihrer Jugend vor Augen hatten: die Kuckuckskinder begehrten später Männer, die ihrem Erzeuger ähnelten.
Damit sahen die Wissenschaftler ihre Prägungstheorie widerlegt. Sie tippten schließlich auf die Vererbung der Paarungsvorliebe via Z-Chromosom vom Papa. Vogelfrauen besitzen ein W- und ein Z-Geschlechtschromosom; ersteres stammt von der Mutter, letzteres vom Vater. Vergangene Studien haben bereits gezeigt, dass die Gene für die Männergarderobe auch auf den Z-Chromosomen liegen.
Es kann kein Zufall sein, dass Informationen über die Vorliebe für ein Gefiedermuster zusammen mit den Genen für das Muster auf einem Geschlechtschromosom liegen, denken die Forscher. Nur an diesem Ort sind sie vor einer Neukombination geschützt, die der Arterhaltung ein schnelles Ende bereiten würde. Dieser kleine evolutionäre Trick verhindert also, dass Frau Trauerschnäpper auf weiße Krägen steht. Die Vorstellung vom Traummann Vater wird sich so schnell nicht auswachsen.
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