Frühkindlicher Stress: Vereinsamung macht unsensibel
Starker Stress im frühen Kindesalter kann nicht nur zu kognitiven und emotionalen Beeinträchtigungen führen, sondern beeinflusst auch die Sinneswahrnehmung negativ – zumindest bei Versuchstieren. Wissenschaftler von der Yokahoma City University (Japan) entdeckten jetzt, wie sich soziale Isolation auf die molekularen Mechanismen im Gehirn auswirkt.
Offensichtlich spielt der so genannte AMPA-Rezeptor an den Nervenzellen hierbei eine tragende Rolle. Isolierten die Forscher neugeborene Ratten jeden Tag für einige Stunden von ihrer Mutter, so bildeten sich viel weniger AMPA-Rezeptoren an den Synapsen als bei normalen Altersgenossen. Die Verbreitung der Rezeptoren hängt maßgeblich von dem Enzym CaMK II ab, dessen Aktivität bei den vereinsamten Rattenjungen erheblich herabgesetzt war. Die jungen Ratten wiesen außerdem erhöhte Pegel des Stresshormons Kortikosteron auf. Das Team um Takuya Takahashi sieht darin die Ursache für die niedrige Enzymaktivität.
Nimmt ein Nager etwas mit seinen Tasthaaren wahr, beeinflussen die AMPA-Rezeptoren die Signalweiterleitung im Gehirn. Auf Grund der molekularen Veränderungen ließ das Tastempfinden der Ratten erheblich nach – was ihre Fähigkeit zur sozialen Interaktion stark einschränkte. Auch im Verhalten älterer Ratten waren die Nachwehen der frühen Isolation noch zu spüren. Hemmten die Forscher hingegen die Wirkung des Stresshormons Kortikosteron im Gehirn der Babyratten, ließen sich die molekularen Folgen der Isolation vermeiden und die Nager entwickelten sich normal weiter.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.