Toxikologie: Verstecktes Drachengift
Ist es ihr kraftvoller Biss? Fäulnisbakterien im Speichel? Lange wurde gerätselt, wie die bis zu drei Meter langen Komodowarane ihre Beute überwältigen. Nun machten Forscher eine erstaunliche Entdeckung: Die Echsen nutzen Gift.
Sie haben einen olivgrünen Körper, eine lange, gespaltene Zunge und sind mit bis zu drei Meter Länge die größten noch lebenden Echsen der Welt. Kein Wunder, dass die indonesischen Komodowarane mitunter auch als "Komodo-Drachen" bezeichnet werden. Zur Zeit ihrer ersten wissenschaftlichen Beschreibung im Jahr 1912 dachte mancher Beobachter sogar, sie könnten Feuer speien. Das ist inzwischen widerlegt. Das Maul des Varanus komodoensis hält trotzdem noch einige Tücken parat.
Warum genau jedoch die Tiere nach dem Waran-Biss zu Grunde gingen, war unklar. Sicher war nur: Die Wunden der Opfer bluteten noch lange, und manchmal verfielen die Tiere in eine Art Schockstarre. Die Vermutung lag nahe, dass die Echsen Gift nutzten. Aber in den Zähnen der Komodowarane fanden sich nicht die typischen Rillen, die von Schlangen oder anderen giftigen Echsen bekannt sind und durch die ein Gift hätte entweichen können.
Lascher Biss, versteckte Giftkanäle
Die Forscher ermittelten zuerst, ob die Komodowarane nicht möglicherweise doch in der Lage sind, ihre Beute durch einen kräftigen Druck mit dem Kiefer zu töten. Dazu verglichen sie in einem Computermodell die Beißkraft eines Komodowarans mit der eines australischen Salzwasserkrokodils ähnlicher Größe. Schnell stand fest: Den Waranen fehlt schlicht der Biss. Jedes ähnlich große Krokodil kann mit seinen Kiefern sechseinhalbmal mehr Kraft entwickeln. Größere Beutetiere totzubeißen kommt bei Waranen also nicht in Frage.
Gigant mit Giftspritze?
Um ihre Theorie zu bestätigen, brauchten die Forscher nun noch eine Probe des potenziellen Gifts – und das aus einem noch lebenden Tier. Weil Komodowarane streng geschützt sind, wandten sie sich an den Singapore Zoological Garden. Hier gab es einen alten Waran, der tödlich erkrankt war. Ihm konnten die Forscher in einer Operation unter Narkose eine der neu entdeckten Drüsen entfernen.
Weil der Komodowaran zudem eng verwandt ist mit dem bereits ausgestorbenen Varanus prisca, vermuten die Forscher nun, dass auch dieser Koloss, der fossilen Funden zufolge mindestens 5,5 Meter lang wurde und stolze 575 Kilo auf die Waage brachte, giftbewehrt gewesen sein könnte. Er wäre damit das größte giftige Tier, das jemals auf der Erde gelebt hätte.
Auch wenn sich Komodowarane größtenteils von Aas ernähren, wurden sie immer wieder dabei beobachtet, wie sie ihr mit scharfen Zähnen bewehrtes Maul in Reptilien, Vögel und sogar große Säuger wie Wildschweine, Hirsche und Büffel schlugen. Die Opfer verendeten nach wenigen Tagen – und boten den Waranen ein Festessen.
Warum genau jedoch die Tiere nach dem Waran-Biss zu Grunde gingen, war unklar. Sicher war nur: Die Wunden der Opfer bluteten noch lange, und manchmal verfielen die Tiere in eine Art Schockstarre. Die Vermutung lag nahe, dass die Echsen Gift nutzten. Aber in den Zähnen der Komodowarane fanden sich nicht die typischen Rillen, die von Schlangen oder anderen giftigen Echsen bekannt sind und durch die ein Gift hätte entweichen können.
Forscher entwickelten daher eine andere Theorie und tippten auf Tod durch Blutvergiftung: Im Speichel der Warane könnten Bakterien gedeihen, welche die Opfer in eine Art septischen Schock versetzen. Doch auch hier fehlten eindeutige Beweise. Ein internationales Team um Bryan Fry von der University of Melbourne hat nun die Untersuchung noch einmal aufgenommen.
Lascher Biss, versteckte Giftkanäle
Die Forscher ermittelten zuerst, ob die Komodowarane nicht möglicherweise doch in der Lage sind, ihre Beute durch einen kräftigen Druck mit dem Kiefer zu töten. Dazu verglichen sie in einem Computermodell die Beißkraft eines Komodowarans mit der eines australischen Salzwasserkrokodils ähnlicher Größe. Schnell stand fest: Den Waranen fehlt schlicht der Biss. Jedes ähnlich große Krokodil kann mit seinen Kiefern sechseinhalbmal mehr Kraft entwickeln. Größere Beutetiere totzubeißen kommt bei Waranen also nicht in Frage.
Was ist dann ihr Erfolgsgeheimnis? Mit Hilfe eines Magnetresonanzbildes untersuchten Fry und sein Team den Schädel eines konservierten Komodowarans – und machten eine erstaunliche Entdeckung: Entlang dem Kiefer verliefen Drüsen mit einer großen, zurückgelagerten Kammer, die über Kanäle mit dem Mundraum verbunden waren. Allerdings endeten sie nicht in den Zähnen selbst, sondern in den Zahnzwischenräumen. Darum habe man sie vermutlich so lange übersehen, mutmaßen die Forscher. Die Drüsen waren groß genug, um ausreichende Giftmengen zu speichern: Bis zu einen Milliliter Flüssigkeit könnte ein 1,6 Meter langes Tier in ihnen bereithalten.
Gigant mit Giftspritze?
Um ihre Theorie zu bestätigen, brauchten die Forscher nun noch eine Probe des potenziellen Gifts – und das aus einem noch lebenden Tier. Weil Komodowarane streng geschützt sind, wandten sie sich an den Singapore Zoological Garden. Hier gab es einen alten Waran, der tödlich erkrankt war. Ihm konnten die Forscher in einer Operation unter Narkose eine der neu entdeckten Drüsen entfernen.
Sie behielten Recht: Eine Analyse des Drüseninhalts ergab eine Mixtur aus Proteinen, die sowohl die Blutgerinnung hemmt als auch Muskelstarre und Bewusstlosigkeit hervorruft. Ähnliche Giftstoffe finden sich auch im Arsenal von Schlangen und Krustenechsen. Vermutlich gelangen sie beim Komodowaran während des Bisses in die Wunden seiner Opfer. Die Bakterien-Theorie zumindest sehen Fry und seine Kollegen nun als widerlegt.
Weil der Komodowaran zudem eng verwandt ist mit dem bereits ausgestorbenen Varanus prisca, vermuten die Forscher nun, dass auch dieser Koloss, der fossilen Funden zufolge mindestens 5,5 Meter lang wurde und stolze 575 Kilo auf die Waage brachte, giftbewehrt gewesen sein könnte. Er wäre damit das größte giftige Tier, das jemals auf der Erde gelebt hätte.
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