News: Von ungeahntem Nutzen
Seit 130 Jahren wissen die Venezianer, dass ihre Stadt im Schlamm versinkt. Dabei zeigen die Gemälde der alten Meister das Phänomen schon viel länger. Sie dokumentieren seit beinahe 300 Jahren den Kampf der Stadt gegen das Wasser.
Wenn Dario Camuffo und Giovanni Sturaro vom Consiglio Nazionale delle Ricerche in Padua ins Museum gehen, dann tun sie das nicht nur, weil sie sich für die Kunst alter Meister interessieren, sondern weil sie dort auf ungeahnte Zeugnisse über die Geschichte Venedigs gestoßen sind. Mit ihren beinahe 180 Kanälen, 400 Brücken, ungezählten Kirchen, Plätzen und Palästen ist die Stadt in den Lagunen der Adria seit Jahrhunderten auf ungezählten Leinwänden dokumentiert.
Etwa auf denen des Rokokomalers Giovanni Antonio Canal alias Canaletto (1697-1768) und seines Neffen Bernardo Bellotto (1720-1780), die sicher nicht ahnen konnten, wie wertvoll ihre Bilder eines Tages für die Wissenschaft - und womöglich die Rettung – Venedigs sein würden.
Denn die beiden Künstler verwendeten bei ihrer Arbeit eine Camera obscura, eine Erfindung, die vermutlich auf Aristoteles (384-322 v.Chr.) zurückgeht und im Prinzip nichts anderes ist als ein schwarzer Kasten mit einem kleinen Loch in einer Seite. Canaletto und sein Neffe projizierten mithilfe einer solchen Kamera ihre Motive auf die Leinwand - und das mit fotografischer Präzision.
Selbst die schleimig grünen Algenränder, die das Wasser der Lagune nach jeder Flut an den Mauern der Stadt zurückließ, sind auf diesen Veduten akribisch genau wiedergegeben - und dienten jetzt den beiden Forschern Camuffo und Sturaro als Maß für die einstigen Wasserstände in Venedig.
Schon seit 1872 wissen die Bewohner Venedigs, dass ihre Stadt peu à peu im weichen Untergrund versinkt; das erste Gemälde, auf dem die damaligen Wasserspiegel dokumentiert sind, entstand sogar bereits im Jahre 1727. Und so konnten die Forscher mithilfe von Canalettos und Bellotos Gemälden einen ziemlich gleichmäßigen "Anstieg" des Wasserspiegels um alles in allem rund 60 Zentimeter feststellen - Venedig sinkt also in jedem Jahr 1,9 bis 2,3 Millimeter tiefer in den Schlamm.
Vielerorts verschwinden bereits die wasserdichten Steinverkleidungen der Häuser, die einst vor eindringendem Grundwasser schützen sollten. Und ob die ehrgeizigen Pläne, den Wasserspiegel mithilfe mehrerer Stauwehre am Eingang zur Adria zu kontrollieren, jemals von Erfolg sein werden, ist noch ungewiss. Jedenfalls werden sie dauerhaft an der Absenkung nichts ändern. Müssten die Tore in Zukunft längerfristig geschlossen bleiben, stiege zudem die Gefahr, dass die Venezianer der Verschmutzung ihrer Wasserstraßen nicht mehr Herr würden.
Für Camuffo und Sturaro gibt es deshalb nur eine Lösung: Die Hebung Venedigs um mindestens 30 Zentimeter durch das Einpumpen großer Mengen Meerwassers in den weichen Untergrund. Die Setzungen der vergangenen Jahrhunderte könnte so gleichsam rückgängig gemacht - ein unglaublich anmutendes, aber nach Ansicht der Forscher nicht unmögliches Unterfangen.
Etwa auf denen des Rokokomalers Giovanni Antonio Canal alias Canaletto (1697-1768) und seines Neffen Bernardo Bellotto (1720-1780), die sicher nicht ahnen konnten, wie wertvoll ihre Bilder eines Tages für die Wissenschaft - und womöglich die Rettung – Venedigs sein würden.
Denn die beiden Künstler verwendeten bei ihrer Arbeit eine Camera obscura, eine Erfindung, die vermutlich auf Aristoteles (384-322 v.Chr.) zurückgeht und im Prinzip nichts anderes ist als ein schwarzer Kasten mit einem kleinen Loch in einer Seite. Canaletto und sein Neffe projizierten mithilfe einer solchen Kamera ihre Motive auf die Leinwand - und das mit fotografischer Präzision.
Selbst die schleimig grünen Algenränder, die das Wasser der Lagune nach jeder Flut an den Mauern der Stadt zurückließ, sind auf diesen Veduten akribisch genau wiedergegeben - und dienten jetzt den beiden Forschern Camuffo und Sturaro als Maß für die einstigen Wasserstände in Venedig.
Schon seit 1872 wissen die Bewohner Venedigs, dass ihre Stadt peu à peu im weichen Untergrund versinkt; das erste Gemälde, auf dem die damaligen Wasserspiegel dokumentiert sind, entstand sogar bereits im Jahre 1727. Und so konnten die Forscher mithilfe von Canalettos und Bellotos Gemälden einen ziemlich gleichmäßigen "Anstieg" des Wasserspiegels um alles in allem rund 60 Zentimeter feststellen - Venedig sinkt also in jedem Jahr 1,9 bis 2,3 Millimeter tiefer in den Schlamm.
Vielerorts verschwinden bereits die wasserdichten Steinverkleidungen der Häuser, die einst vor eindringendem Grundwasser schützen sollten. Und ob die ehrgeizigen Pläne, den Wasserspiegel mithilfe mehrerer Stauwehre am Eingang zur Adria zu kontrollieren, jemals von Erfolg sein werden, ist noch ungewiss. Jedenfalls werden sie dauerhaft an der Absenkung nichts ändern. Müssten die Tore in Zukunft längerfristig geschlossen bleiben, stiege zudem die Gefahr, dass die Venezianer der Verschmutzung ihrer Wasserstraßen nicht mehr Herr würden.
Für Camuffo und Sturaro gibt es deshalb nur eine Lösung: Die Hebung Venedigs um mindestens 30 Zentimeter durch das Einpumpen großer Mengen Meerwassers in den weichen Untergrund. Die Setzungen der vergangenen Jahrhunderte könnte so gleichsam rückgängig gemacht - ein unglaublich anmutendes, aber nach Ansicht der Forscher nicht unmögliches Unterfangen.
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