Direkt zum Inhalt

Weltraumschrott: Wer in den Orbit will, muss zahlen

Um die Erde herum sammelt sich zunehmend Müll an. Ihn wieder loszuwerden, ist schwer. Forscher schlagen deshalb nun vor, Unternehmen für die Nutzung des Orbits zahlen zu lassen.
Weltraumschrott

Im Orbit der Erde wird es allmählich voll. Nicht nur zahlreiche funktionsfähige Satelliten tummeln sich dort, sondern auch immer mehr ausgemusterte Technik und Trümmerteile. Wissenschaftler schätzen, dass derzeit insgesamt etwa 20 000 Objekte unseren Heimatplaneten umkreisen – die allesamt Gefahr laufen, früher oder später miteinander zu kollidieren.

Die Frage, wie man überschüssigen Müll am besten aus der Umlaufbahn entfernt, wird deshalb bereits seit geraumer Zeit unter Raumfahrtingenieuren diskutiert. Manche plädierten etwa dafür, Weltraumschrott mit Harpunen, Netzen oder Greifarmen zu Leibe zu rücken. Andere wollten ihn sogar schon mit einer auf der ISS installierten Laserkanone aus dem Weg katapultieren. Eines haben die meisten Vorschläge allerdings gemein: Besonders viel passiert ist bislang in diese Richtung nicht.

Forscher um Matthew Burgess von der University of Colorado in Boulder schlagen deshalb nun eine ganz andere Methode vor, die ohne viel Technik auskommt: Anstatt darüber nachzudenken, den Weltraumschrott im großen Stil zu beseitigen, sei es auf lange Sicht effektiver, die Anzahl an Satelliten durch eine Art »orbitale Nutzungsgebühr« zu verringern, schreiben die Autoren im Fachmagazin »PNAS«. Der Gedanke, der hinter der Abgabe steckt, ist simpel: Jeder weitere Satellit, der im Orbit abgesetzt wird, erhöht das Risiko – und damit langfristig die Kosten – für die Betreiber jener Satelliten, die sich bereits dort befinden. Dieses Risiko soll die neue Nutzungsgebühr abbilden, da die meisten Betreiber es kaum in ihre Kalkulation miteinbeziehen würden.

Ein sauberer Orbit kostet – jedes Jahr ein wenig mehr

Bei der orbitalen Nutzungsgebühr könne es sich um eine Art direkte Steuer handeln – oder um handelbare Genehmigungen, erklären die Forscher. Zudem sei es denkbar, sie je nach Höhe der Umlaufbahn anzupassen, da es auf unterschiedlichen Höhen auch unterschiedliche Kollisionsrisiken gebe. Dabei sei es wichtig, die Nutzungsgebühr von einer Startgebühr abzugrenzen – denn diese würde Betreiber nicht dazu motivieren, ungenutzte oder veraltete Technik aus eigenem Antrieb wieder aus dem Orbit zu entfernen. Außerdem sollte die Gebühr regelmäßig steigen. Die Forscher schlagen in ihrem Modell eine Erhöhung von 14 Prozent pro Jahr vor. Im Jahr 2040 könnte die Nutzung eines Satelliten dann jährlich rund 235 000 US-Dollar kosten.

Unter diesen Bedingungen seien die Gebühren ein effektiverer Weg als der freie Zugang zum All oder als technische Ansätze, um Weltraumschrott loszuwerden, so die Ergebnisse der Studie. Denn sie zwingen die Betreiber, den zu erwartenden Nutzen ihrer Satelliten gegen die Kosten abzuwägen, die jeder neue Trabant der Weltraumindustrie insgesamt verursacht. Der schöne Nebeneffekt sei dabei, dass die Gebühr den Wert der Branche insgesamt steigern würde, da die Kosten sinken, die derzeit durch Kollisionen entstehen.

Funktionieren könne die Idee von der orbitalen Nutzungsgebühr freilich nur, wenn alle Staaten mitmachen und denselben Betrag erheben. Derzeit starten den Autoren zufolge etwa ein Dutzend Länder Satelliten, mehr als 30 besitzen welche.

WEITERLESEN MIT »SPEKTRUM +«

Im Abo erhalten Sie exklusiven Zugang zu allen Premiumartikeln von »spektrum.de« sowie »Spektrum - Die Woche« als PDF- und App-Ausgabe. Testen Sie 30 Tage uneingeschränkten Zugang zu »Spektrum+« gratis:

Jetzt testen

(Sie müssen Javascript erlauben, um nach der Anmeldung auf diesen Artikel zugreifen zu können)

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.